Читать книгу Pulverdampf aus der Revolvermündung: Super Western Bibliothek 15 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett - Страница 14

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White Feather staunte nicht schlecht, als sie Little Bird unverhofft wieder zu Gesicht bekam.

Im Schein einer Kerosinlampe wurde die glutäugige Schönheit gemeinsam mit einer weiteren jungen Nez Perce hereingestoßen.

Blue Dove, Blaue Taube, war sehr schlank, beinahe zierlich gebaut. Ihre zarten Gesichtszüge spiegelten Angst wider. Little Bird dagegen lächelte und zwinkerte White Feather heimlich zu. Beiden Frauen hatte man die Hände auf den Rücken gebunden.

Gehorsam verharrten sie neben White Feather. Nicht einmal Little Bird wagte es, den Mund aufzumachen.

Einer der beiden Leibwächter, ein schnauzbärtiger Klotz von einem Kerl, hängte die Kerosinlampe an den mittleren Zeltpfosten. Der andere, bullig und mit einem teigigen Gesicht, baute sich vor der zurückgeschlagenen Eingangsplane auf.

Little Bird und Blue Dove trugen noch ihre Mokassins und die Kleider aus weichem Antilopenleder. Um zu wissen, dass es dabei nicht lange bleiben würde, brauchte man kein Schamane zu sein.

White Feather hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, da zog der Schnauzbärtige ein Messer und befreite ihre Gefährtinnen von den Fesseln.

»Ausziehen!«, befahl er mit drohender Bassstimme. »Und zwar alles.« Er fuchtelte mit dem Messer, sodass die Klinge im Lampenschein blitzte. »Und macht bloß keine Dummheiten, wenn ihr noch ein bisschen weiterleben wollt. Wir machen euch kalt, wenn der First Lieutenant auch nur ‘Piep’ sagt. Vergesst das bloß nicht!«

Die beiden Frauen gehorchten.

Innerhalb von Augenblicken standen sie nackt vor dem Soldaten. White Feather bemerkte, wie die Augen des Mannes gierig zu glitzern begannen. Doch er beherrschte sich. Die Angst vor seinem Vorgesetzten war stärker als sein Verlangen. Außerdem wusste er, dass er sich später an den Nez Perce Frauen schadlos halten konnte - später, wenn der Kommandant auf seinem Feldbett schnarchte.

Der Schnauzbärtige steckte das Messer ein und wandte sich nach vorn. Er nahm die Kerosinlampe mit und baute sich neben dem anderen Leibwächter vor dem Zelteingang auf.

»Warum bin ich noch gefesselt?«, flüsterte White Feather an ihre Gefährtinnen gewandt.

»Mit dir hat er was Besonderes vor«, antwortete Little Bird ebenso leise. »Du bist das erste Mal hier.«

»Oh nein!«, hauchte White Feather.

»Mach dir keine Sorgen. Erst mal wird er sich an Blue Dove und mir abreagieren.«

»Little Bird!«, wisperte White Feather eindringlich. »Ich muss hier raus! Ich muss fliehen. Verstehst du? Die Weißen müssen wissen, was mit uns geschieht. Wenn ihnen niemand die Wahrheit sagt, werden sie es nie erfahren.«

Little Bird war sehr ernst, als sie antwortete: »Ich weiß, was du meinst. Und du hast Recht. Du bist die Einzige von uns, die entschlossen genug ist, eine solche Aufgabe zu bewältigen.«

»Wirst du mir helfen?«, fragte White Feather flehentlich.

Little Bird nickte nur. Ein harter Glanz lag auf einmal in ihren Augen, die sonst so voller Glut und Leidenschaft waren.

White Feather verspürte Zuversicht. Bei allem Leid jemanden zu haben, der einem zur Seite stand, war wie ein kostbarer Besitz.

Die Kerosinlampe steht jetzt auf dem Boden im Zelteingang, zwischen den staubigen Stiefeln der Leibwächter. Der Lichtkreis der Lampe fiel nur bis in die Mitte des Zelts und erhellte jenen Teil, der mit einer starken Plane ausgelegt war. Dort, rechter Hand, stand auch das Feldbett. Die Decken darauf waren zusammengerollt und genauestem ausgerichtet.

Auch die drei Transportkisten des First Lieutenants auf der anderen Seite des Zelts standen säuberlich in Reih und Glied. Ein ordentlicher Mensch schien er zu sein, dieser finstere Kerl. Doch das machte ihn in White Feathers Augen um keinen Deut sympathischer.

Sie hörte seine Schritte schon von weitem, trotz des Lärms beim Lagerfeuer. Der Erdboden schien unter seinen Stiefeln zu vibrieren.

»Überlass alles mir«, zischte Little Bird. »Sei still, sag kein Wort - was auch geschieht.«

White Feather zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Sie nickte hastig, entschlossen.

Der First Lieutenant trat ein, murmelte etwas zu den Leibwächtern, und sie warfen die Planenecken des Eingangs zu. Die Kerosinlampe blieb draußen. Vor der dadurch erhellten Zeltwand glich der hagere Offizier einem mit scharfen Umrisslinien gezeichneten Schatten.

Nur das Weiße seiner Augen stand deutlich erkennbar in diesem Schatten, als er die nackten Indianerinnen betrachtete. Besonders lange haftete sein Blick auf White Feather.

Dann nahm er den Hut ab und hängte ihn an einen Haken am vorderen Pfosten. Dadurch war sein Kopf sekundenlang im Profil zu sehen. Der Vollbart war eins mit dem Kinn, sah aus wie dessen Verlängerung.

Im Zelt war es nun wieder fast völlig dunkel. First Lieutenant Nicholas scheute das Licht. So viel stand fest.

Wie Little Bird angekündigt hatte, begann er sein abendliches Vergnügen mit ihr und Blue Dove. Er murmelte knappe Anweisungen und legte sich mit dem Rücken auf die Bodenplane.

Little Bird und Blue Dove wussten, was sie zu tun hatten. Sie knieten beiderseits neben ihm nieder und nestelten an seinem Koppel und an seinem Hosengürtel. Was sie auf diese Weise freilegten, vermochte White Feather nicht zu erkennen. Da war nichts, was sich im Halbdunkel mit schimmernder Blässe emporgereckt hätte.

Nichtsdestoweniger beugte sich Blue Dove über das Bisschen, das dort vorhanden sein musste, um sich damit zu befassen.

Kniend und mit gespreizten Beinen rutschte Little Bird unterdessen nach oben, über das Bartgesicht, aus dem sich die Zunge blassrot und voller Gier empor reckte.

In stetigem Rhythmus, mit langsamer Steigerung, führten die beiden Indianerinnen jene Dienste aus, die der hagere Offizier ihnen schon zuvor abverlangt hatte. Eine Weile blieb er stumm unter ihren angestrengten Bemühungen, während Little Bird unermüdlich über seinem Gesicht ritt und mit lautem Stöhnen vortäuschte, von seiner Zunge in Wallung gebracht zu werden.

Die Taktik verfehlte ihre Wirkung nicht. Auch der First Lieutenant fing an, Laute der Lust von sich zu geben. Wie spielerisch ergriff Little Bird seine Hände und hob sie zu ihren Brüsten. Nicholas bäumte sich unter ihr auf, doch das war ein Werk von Blue Dove, die unentwegt an seiner schmächtigen Erektion arbeitete.

Little Bird lachte und bog die Hände des schwer erregten Mannes zurück, bis auf die Bodenplane, hoch über seinem Kopf. Einen Moment lang tat sie, als wolle sie ihre Brüste auf sein Gesicht absenken.

Doch mit behendem Schwung setzte sie sich auf sein Gesicht.

Zufrieden spürte sie, wie seine Nase in sie eindrang. Gleichzeitig wurde sein Mund zwischen dem Bartgestrüpp vollständig versiegelt. Er würgte und gurgelte, und der jähe Luftmangel veranlasste ihn, sich aufzubäumen wie unter Krämpfen.

Doch Blue Dove hatte sich bereits auf die untere Hälfte seines Körpers geworfen, und Little Bird stemmte sich währenddessen mit den Knien auf seine Oberarme.

First Lieutenant Nicholas gab verzweifelte Laute von sich. Er hörte sich an wie ein grunzendes Schwein - eines, das bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Fressen, die größte Wonne erlebte.

So schätzten es jedenfalls die Leibwächter ein, denn sie rührten sich nicht vom Fleck. Vielleicht lag es auch an dem Lärm beim Lagerfeuer, dass sie die erstickten Laute ihres Kommandanten falsch beurteilten.

Deshalb brauch ten Little Bird und Blue Dove nur abzuwarten, bis der geile Kerl unter ihnen noch einmal schnaufte und dann erschlaffte. Lautlos stiegen die Frauen von ihm herab.

Little Bird vergewisserte sich, dass er noch atmete. Wäre er erstickt, wäre ihnen nur eins geblieben - mit White Feather zusammen zu fliehen. Doch damit hätten sie den Überlebenden ihres Volks keinen Dienst erwiesen. Die Repressalien wären nur noch größer geworden. Eine einzelne Fliehende dagegen würde leichter zu verkraften sein. Darüber würde sich der First Lieutenant wahrscheinlich nicht so sehr aufregen.

Rasch und geschickt lösten Little Bird und Blue Dove die Knoten v on White Feathers Fesseln.

»Ich danke euch«, flüsterte sie und rieb sich die kribbelnden Handgelenke.

»Beeil dich«, entgegnete Little Bird ebenso leise. »Diese Richtung!« Sie deutete auf die Rückwand des Zelts.

White Feather ließ sich nicht zweimal dazu auf fordern. Es fiel ihr schwer, die Tränen zu unterdrücken, als sie die Freundinnen zum Abschied umarmte.

Eilends streifte sie ihr Lederkleid über und schlüpfte in die Mokassins.

Lautlos und ohne Zeit zu verlieren kroch sie über den sandigen Grasboden im hinteren Teil des Zelts, hob die Plane ein Stück an und schlüpfte hinaus.

Es war immer noch warm. Lachen und Grölen der Männer am Feuer standen wie eine dröhnende Glocke über dem Camp und erstickten jeden anderen Laut.

Little Bird und Blue Dove wussten, dass ihre Gefährtin es leicht haben würde. Gleich hinter den Offizierszelten begann das freie Land. Die Wachen kamen hier nur in größeren Abständen vorbei. Ihr Hauptaugenmerk galt den Gefangenen in der Wagenburg.

Die Dunkelheit schützte White Feather, als sie durch das Steppengras kroch. Ihr biegsamer Körper und ihre Geschicklichkeit waren ein großer Vorteil. Selbst wenn Verfolger mit Sturmlaternen sich auf ihre Fährte hefteten, würden sie keine Bewegung im Gras entdecken.

Denn White Feather glitt so behutsam voran, dass die Oberfläche des Grases unverändert und geschlossen blieb wie das Wasser eines Sees in sanftem Wellengang.

Die Fliehende gewann rasch Abstand.

Sie schlug einen weiten Bogen um das Lager. Diesseits des Creeks, das hatte sie tagsüber festgestellt, war das Land flach und weit, ohne eine nennenswerte Versteckmöglichkeit. Auf der anderen Seite aber begann das Hügelland mit anfangs spärlicher, doch bald zunehmender Vegetation.

Weit oberhalb des Camps verharrte White Feather am Ufer des Bachlaufs.

Der Lärm der Soldaten war hier nur noch schwach zu hören. Dennoch ließ die junge Nez Perce Vorsicht walten. Die Posten würden nicht grölend und trampelnd durch die Landschaft streifen. Die Bleichgesichter hatten gelernt, sich lautlos und unauffällig anzuschleichen.

Diese Tatsache hatte White Feather in allzu schmerzlicher Erinnerung.

Erst als sie überzeugt war, dass niemand sie beobachtete, verließ die das schützende Ufergras. Geduckt, die Mokassins in den Händen, watete sie durch den Creek. Unbehelligt erreichte sie die andere Seite. Ihr Herz hämmerte, als sie in eine Buschgruppe vordrang.

Sie gönnte sich nur eine kurze Verschnaufpause. Zwar konnte sie keine verdächtigen Geräusche hören, doch das musste nichts heißen. Deshalb lief sie weiter, in das dunkle Hügelland hinein.

Sie würde ihre Flucht die ganze Nacht hindurch fortsetzen. Erst im Morgengrauen würde sie sich ein Versteck suchen.

Pulverdampf aus der Revolvermündung: Super Western Bibliothek 15 Romane und eine Kurzgeschichte

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