Читать книгу Whiskey-Ballett - Peter Faszbender - Страница 10
ОглавлениеKapitel 7
Ohne anzuklopfen stößt sie Seidels Bürotür auf, die krachend an der Wand landet.
»Vor meinem Büro ist ein bunter, lebendiger Kleidersack aufgetaucht, sieht aus wie Stiefmama Afrika. Sie ist dabei, in mein Büro einzuziehen, und faselt davon, dass wir ab jetzt ein Team sind. Was für ein kranker Film läuft hier, Chef?« Sarah unterbricht ihr lautstarkes Stakkato und dreht sich kurz um. »Oder ist das ein schlechter Scherz von den Kollegen?«
Seidel schaut sie ungerührt an. »Sarah, Ihr Auftritt hier ist nicht die richtige Art, bei einem Vorgesetzten vorstellig zu werden. Sie machen es einem echt nicht leicht, Ihre zweifellos vorhandenen Fähigkeiten zu fördern und Sie mit wirklich interessanten Fällen zu betrauen. Soll ich Sie in die Asservatenkammer versetzen lassen und vergessen, dass es Sie gibt?«
Sarah verschränkt wortlos die Arme vor der Brust und starrt Seidel erwartungsvoll an.
»Wie dem auch sei, Sie werden mit der Kollegin vom Zoll bei dem Fall Brenner zusammenarbeiten. Weiterhin ist vereinbart, dass Ihr Büro als Teamstandort dient. Mir liegen noch nicht alle Informationen vor, aber das ist eine Entscheidung von ziemlich weit oben. Selbst wenn ich wollte, könnte ich sie nicht ändern. Es gibt da nichts zu diskutieren. Wenn Bedarf an einer Beschwerde besteht, bitte gleich an den Polizeipräsidenten wenden.«
»Aber sie stellt jetzt schon Büroregeln für uns auf – und wer weiß, was noch alles kommt.«
»Das ist ja entsetzlich, Regeln für Sarah Molony, wie konnte es nur so weit kommen! Auch wenn es Sie schockieren mag, es ist normal, dass man sich an einige Regeln hält. Selbst wenn Sie mit Ihren Kumpels durch die Kneipen ziehen, wird es gewisse Gepflogenheiten geben und die Erwartung, sie anzuwenden beziehungsweise einzuhalten. Wichtig ist hier der Dienst, Ihre Pflicht, nicht irgendein infantiles Geplänkel. Sie schließen jetzt respektvoll meine Bürotür von außen und beginnen Ihre Zusammenarbeit mit der Kollegin vom Zoll. Und damit wir uns nicht falsch verstehen, ich meine damit eine professionelle und kooperative Zusammenarbeit. Geben Sie der deutschen Hälfte Ihrer Gene mal etwas Raum zur Entfaltung.«
»Aber Chef …«
»Raus, Molony!«
Sarah wirft die Tür mit einem lauten Knall zu.
Seidel massiert sich mit beiden Händen die Kopfhaut unter dem grau melierten welligen Haarschopf. »Zum Glück habe ich von dieser Sorte nur eine hier.«
Er greift sich sein 1: 18-Modell eines nocturnoblauen Opel Admiral A, befreit es mit einem Minisauger vom Staub und poliert mit einem Mikrofasertuch nach. Sein Gesicht entspannt sich dabei und formt ein Lächeln.