Читать книгу Whiskey-Ballett - Peter Faszbender - Страница 12
ОглавлениеKapitel 9
Sarah stürzt durch die weit offene Tür in den Raum.
»Wie kommen Sie in mein Büro?«, schreit sie.
Schmitzlein-Ithana thront an einem Trumm von Echtholzschreibtisch, an der Stelle, an der zuvor der Besuchertisch stand. Sie ist mit dem peniblen Ausrichten von schwarzen Ethnofiguren auf der Tischplatte beschäftigt.
»Der Hausmeister war so nett, mir unser Büro aufzuschließen. Er hat sogar daran gedacht, einen Schlüssel für mich mitzubringen. Ein überaus freundlicher und warmherziger Mensch!«, schwärmt sie fröhlich.
»Ja«, sagt Sarah, »der Meinung bin ich auch. Zumindest war ich das.« Sie nimmt eine der Figuren, betrachtet sie eingehend und lässt sie wieder auf den Tisch knallen. Schmitzlein-Ithana rückt die Figur vorsichtig in die vorherige Position zurück.
»Frau Molony, wir hatten einen wahrhaft bescheidenen Start heute, und das nur wegen kleiner Kommunikations- und Abstimmungsprobleme zwischen unseren Dienststellen. Nichts, worüber es sich aufzuregen lohnt. Die Mühlen der Behörden mahlen halt langsam, das wissen wir ja. Ich habe eine Thermoskanne Moringa-Tee dabei, aus den Blättern des afrikanischen Wunderbaums.«
Sie inhaliert den Dampf, der aus der Kanne hochsteigt, gießt Tee in eine dünnwandige chinesische Porzellanschale und drückt sie Sarah in die Hand.
»Jetzt haben wir Mädels Gelegenheit, mal ausgiebig und entspannt zu quatschen.«
Sarah riecht am Inhalt der Tasse. »Ist da Alkohol drin?«
»Natürlich nicht!«
»Wie bedauerlich.« Sarah nippt an dem Sud und stellt die Tasse weit weg von sich auf den Tisch.
»Sie sind mir ja eine, Frau Molony, ein richtiger Scherzkeks.«
»Ja, haha, Frau … äh, Schmitz-Dingsbums.«
»Schmitzlein-Ithana, aber nennen Sie mich einfach Richenza Ottilia.«
»Ja, ganz bestimmt mache ich das … nicht!«
»Wie’s beliebt, Frau Molony. Überlegen Sie es sich in Ruhe, ich will Sie ja nicht damit überfallen, direkt am ersten Tag unserer Zusammenarbeit, und selbstredend zu nichts drängen.« Fröhlich lachend greift sie in ihre Handtasche. »Hier meine Visitenkarte.«
Nach kurzem Zögern nimmt Sarah die Karte in die Hand. »Richenza Ottilia Schmitzlein-Ithana«, liest sie die linksbündig untereinander geschriebenen Namen, »R – O – S – I, Ihre Initialen ergeben ROSI.« Sarah lacht laut auf. »Passt viel besser zu Ihnen als das ganze andere Namensgedöns.«
»Wie, Rosi? Das geht doch nicht, Sie können doch nicht einfach meinen Namen …, eine bodenlose Unverschämtheit …«
Sarah schnippt die Visitenkarte auf ihren Schreibtisch. »Mahlzeit, Rosi! Ich gehe dann mal in die Kantine, heute ist Schnitzeltag. Danach bin ich dienstlich unterwegs.«
Schmitzlein-Ithana packt einen Gemüse-Smoothie aus, trinkt ihn abwechselnd mit ihrem Tee und liest in der Akte des Vergiftungsfalls Brenner. »Thallium «, murmelt sie. Über eine Internetsuchmaschine lässt sie sich Daten zu dem Stoff auflisten und arbeitet einige der Treffer durch. »Was für kranke Menschen sind doch auf dieser Welt unterwegs. « Sie notiert einige Stichpunkte und sucht dann weiter im Netz nach Verwendungsmöglichkeiten und Lieferwegen.
Nachdem sie die Reste der Verpflegung in ihre große Handtasche gepackt hat, wirft sie sich ihr Leopardenprint-Cape über und verlässt das Gebäude.