Читать книгу Whiskey-Ballett - Peter Faszbender - Страница 14
ОглавлениеKapitel 11
Sarah strebt über den Korridor der Intensivstation auf einen Mann im weißen Kittel zu. »Doktor Weiss?«
Der dreht sich um. »Ja?«
»Mein Name ist Molony, ich bin von der Kriminalpolizei. « Sie wedelt kurz mit ihrem Dienstausweis. »Ich ermittle im Fall Brenner.«
»Was für ein Andrang heute, gerade eben war deswegen schon eine Dame vom Zoll hier.« Er streckt ihr freundlich lächelnd die Hand entgegen.
»Eine bunte, alte, dicke?«, fragt Sarah.
»Genau! Sie sind eine Frau klarer Worte. Kurz, präzise, treffend«, konstatiert Doktor Weiss mit breitem Grinsen.
»Der Zoll ist ebenfalls in die Angelegenheit involviert. Die Dame wurde mir temporär als Hilfskraft zugewiesen. Sie hat derzeit ein wenig Probleme, sich bei uns in die Hierarchie einzufügen.« Sarah macht eine kurze Pause. »Unter anderem, unter vielen anderen Problemen«, fügt sie an. »Aber zurück zum Fall Brenner. Kommt eine Thalliumvergiftung häufiger vor?«
»Ich war früher in der Rechtsmedizin tätig. Da gab es das öfter, teils Unglücksfälle, teils Versuche, einen ungeliebten Menschen zu entsorgen. Thallium war seinerzeit ein Bestandteil von Rattengift, also für viele relativ leicht zugänglich. Von der Stasi ist bekannt, dass das Gift bei einer missliebigen Person im Ausland angewandt wurde.«
»Dann wird das Zeug heute nicht mehr gebraucht?«
»In der Industrie hat es heute noch seine Einsatzfelder, in diese Richtung müssten Sie womöglich recherchieren «, führt Doktor Weiss aus.
Sarah schreibt einige Stichworte in ihr ledergebundenes Notizbuch.
»Ist Brenner ansprechbar?«
»Das Gespräch mit Ihrer farbenprächtigen Walküre war mehr als genug für ihn. Für den Rest des Tages braucht er Ruhe. Brenner hat nichts Konkretes erzählt, trotz ihrer penetranten Nachfragerei.«
»Emsige Rosi«, murmelt Sarah. »Ist es möglich, mir etwas über seinen Zustand zu sagen?«
»Sofern man die Vergiftung bis nach der dritten Woche überlebt, sinkt die Todeswahrscheinlichkeit erheblich. Irreversible Schäden sind aber nicht auszuschließen. Jetzt heißt es abwarten, aber die Überlebenschancen steigen täglich.«
»Hatte er Besuch?«
»Bis auf Sie und die Dame vom Zoll nicht. Er hat auch keine Kontaktperson benannt, für den Fall, dass mit der Genesung nicht alles so glücklich verlaufen sollte.«
»Wenn sich etwas Neues ergibt oder Ihnen sonst etwas einfällt, lassen Sie es mich bitte wissen. Hier meine Karte.«
Er studiert intensiv die Kontaktdaten.
»Es wird mir sicherlich etwas einfallen, Sarah. Die bunte Dame hat mir das zwar ebenfalls angeboten, bei Ihnen fühle ich mich aber besser aufgehoben. « Er verkürzt den Abstand zu Sarah mit einem beherzten Schritt.
»Jo, Doc, lassen Sie mal stecken.« Sie hält ihn mit einer Hand auf Abstand und lacht. »Ich hab mit meinen Haaren schon Stress genug.«
»In Bezug auf Haare bin ich nicht der Experte.« Er streicht sich über seinen kurz geschorenen Kopf. »Ich bin aber«, er schaut ihr tief in die Augen, »ein außerordentlich guter Stresslöser!«
»So ein Pech, dass ich nur Stress mit den Haaren habe. Man sieht sich, bye Doc.«
»Das will ich doch sehr hoffen, Sarah.«
Breit grinsend und beschwingten Schrittes verlässt sie das Krankenhaus.