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Kapitel 13

Die Sonne flutet durch die Bürofenster, leise Kirchenlieder aus einem Bluetooth-Lautsprecher untermalen die Stimmung. Mit geschlossenen Augen lauscht Schmitzlein-Ithana den religiösen Weisen. Ihre bunte, groß gemusterte afrikanische Tracht leuchtet im Licht des jungen Morgens.

»Moin, Rosi.« Sarah fläzt sich in ihren Schreibtischstuhl. »Was steht denn heute so an? Wieder im Krankenhaus Patienten verschrecken?«

Schmitzlein-Ithana reißt die Augen auf und rollt mit dem Bürostuhl zu ihrem Platz.

»Diese Anrede ist eine Unverschämtheit. Mit Ihrer gespielten Jugendlichkeit lässt sich das alles nicht entschuldigen, seriöses und anständiges Verhalten muss man auch von der nachwachsenden Generation erwarten können. Nicht nur erwarten – verlangen und einfordern! Außerdem, wenn ich ermittle, dann ist das meine Arbeit, die ich treu und pflichtgemäß erledige. Diese Kriminellen brauchen die harte Hand des Staates.«

»Sicher, sicher. Was ist das denn für ein Lärm hier?«, fragt Sarah und richtet den Blick auf die Lautsprecherbox.

»Lärm? Das sind Lieder von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf!« Sie schaltet die Musik aus.

»So was aber auch, bei der Kompanie von Voodoo-Puppen auf Ihrem Schreibtisch vermutet man wirklich etwas anderes.«

»Voodoo?« Schmitzlein-Ithana springt entsetzt auf. »Das sind die Apostel, handgeschnitzt in einer Missionsstation meiner Freikirche.«

Sarah schaut sie überrascht an. »Cool, Sie haben eine eigene Kirche?«

»Nein, nein. Von dem Kirchenverband halt, in dem ich aktives Mitglied bin.«

»Aha, und beim Schnitzen wurde nichts verwechselt?« Sarah mustert die Figuren eindringlich. »In einer Kunstausstellung im Völkerkundemuseum mit Werken aus Afrika gab es Stücke genau wie die da, aber als Götterstatuen.«

»Das ist authentische christliche Volkskunst aus Tansania. Und nicht so ein kitschiger Nippes wie auf Ihrem Pseudo-Altar dort, furchtbar, einfach nur furchtbar.«

»Nippes?«, presst Sarah heraus. »Das ist Sankt Patrick, ein Erbstück meiner irischen Oma. Handgefertigtes Einzelstück – und keine touristische Massenware wie das da.« Sarah deutet mit verzogener Miene auf die Apostelfiguren. Lange Sekunden des Schweigens, die beiden Frauen starren sich an.

»Sei’s drum.« Sarah breitet die Arme aus. »Kümmern wir uns um den Fall Timo Brenner. Da Sie mir als unterstützende Hilfskraft zugeteilt wurden und man Sie zudem noch hier einquartiert hat, geben Sie mir mal schnell einen detaillierten Überblick über den Stand der Ermittlungen beim Zoll. Die wichtigsten Punkte genügen zunächst.«

»Frau Molony, Sie wurden mir als zuarbeitende Mitarbeiterin zugeordnet, um den kleineren Part der Vergiftungstat abzudecken. Im Detail benötigen Sie nicht alle Unterlagen und Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen. Was Sie an Informationen zwingend brauchen, werde ich Ihnen in geeigneter Form zukommen lassen, bei Bedarf.«

Sarah springt auf. »Okay, dann erledigen Sie Ihr Zollgedöns, und die Strafsache Brenner ist mein Ding, insbesondere seine Vernehmungen.«

»Als Ihre Vorgesetzte, Frau Molony …«

»Mein Vorgesetzter ist Kriminaldirektor Seidel. Ich bin dann mal weg, Rosi. Überlegen Sie sich in der Zeit mal, wie man sich in einem fremden Büro benimmt.«

»Das ist ja dann wohl meiner.« Sarah schnappt sich einen der Zollordner mit der Beschriftung »Timo Brenner«, steht auf und geht Richtung Tür.

»Das sind Zollakten, die sind nur für den Dienstgebrauch «, schreit ihr Schmitzlein-Ithana hinterher.

»Unterlagen, die in meinem Büro liegen, sind meine Unterlagen. Und keine Angst, ich werde sie nicht in meiner Freizeit lesen.«

»Frau Molony, Sie bleiben hier und geben mir umgehend meine Akte zurück.«

»Nichts zu machen, Rosi, ich muss weg, bevor die frischen Frikadellen aus sind. Man sieht sich …«

Whiskey-Ballett

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