Читать книгу Whiskey-Ballett - Peter Faszbender - Страница 22
ОглавлениеKapitel 19
Sarah klopft an die Krankenzimmertür und tritt ein, ohne auf eine Antwort zu warten.
»Guten Morgen. Ich bin von der Kripo, Molony mein Name. Wie geht es Ihnen, Herr Brenner?«
Er richtet sich im Bett ein wenig auf. »Es wird besser und besser. Die ganzen Apparaturen hier brauche ich aber weiter, meint der Arzt jedenfalls.« Er deutet mit dem Kopf auf die Gerätschaften neben sich.
»Auf dem Weg der Besserung, das hört man doch gerne. Haben Sie eine Idee, wie es zu der Vergiftung kommen konnte?« Sarah stützt sich mit beiden Händen auf dem Bügel am Fußende des Krankenbetts ab.
»Ich hatte seit einiger Zeit Beschwerden, war deswegen schon bei mehreren Ärzten, die fanden aber nichts, und dann bin ich hier im Krankenhaus aufgewacht.«
Sarah setzt sich auf das Krankenbett, blättert in ihrem Notizbuch.
»Ich habe mir Ihre Akte angesehen. Nette kleinkriminelle Karriere, aber nichts, womit man den Zorn gewisser Kreise weckt. Anders ist das mit den Whiskeygeschäften.«
Brenner schaut weg. »Whiskey? Ich trinke gerne mal einen Schluck, ansonsten befasse ich mich nicht damit.«
»Der Zoll sieht das ein wenig anders.« Sie schaut von den Notizen auf. »Mit solchen Geschäften handelt man sich leicht Ärger ein, nicht nur mit den staatlichen Stellen, auch die organisierte Kriminalität versteht da keinen Spaß.«
»Frau Molony, beim besten Willen, ich weiß nicht, wovon Sie reden. Gut, ich bin öfter mit der Polizei und der Justiz in Kontakt, besser gesagt, in Konflikt gekommen im Leben. Aber das ist für immer vorbei.« Er wendet ihr den Blick zu. »Jetzt versuche ich, als ehrlicher Geschäftsmann meinen Unterhalt zu bestreiten. Wenn Sie hier ein Verbrechen vermuten, dann finden Sie den Täter. Ich bin hier das Opfer.«
»Ein ehrlicher Geschäftsmann also. Die treffe ich in meinem Job interessanterweise sehr häufig, bis wir sie am Schluss wegsperren. In welchen Geschäften sind Sie denn jetzt tätig?«
»Import und Export, halt so was.«
»So, so, Import und Export, Herr Brenner.«
Sie starrt ihn einige Augenblicke lang schweigend an. Er dreht den Kopf weg, um ihrem Blick zu entgehen.
»Also, wer war es? So was passiert nicht einfach, da steckt jemand dahinter, und es würde mich wundern, wenn Sie diesen jemand nicht kennen. Wenn Sie Angst haben, es gibt Möglichkeiten, Sie zu schützen. Ihre Mithilfe bei der Aufklärung der Sache ist allerdings die Voraussetzung. Es gibt nichts umsonst, aber das wissen Sie ja als Geschäftsmann.«
»So gerne ich der Polizei helfen möchte, ich kann Ihnen nichts zur Sache sagen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum und wie das passiert ist und wer eventuell dahintersteckt.«
Sarah steht auf und dreht sich den medizinischen Geräten zu. »Tja, bei den vorliegenden Fakten ist Personenschutz nicht drin für Sie. Es ist nicht auszuschließen, dass es nur ein Versehen war, ein Unfall. Es gibt so viele Möglichkeiten, das Leben ist zuweilen rätselhaft und am Schluss sowieso immer tödlich, für jeden. Schrecklich, wenn hier jemand an den Schläuchen und Kabeln herumspielen würde.«
Timo Brenner vergräbt seinen Kopf in das Kissen.
»Ich bin müde, gehen Sie, lassen Sie mich schlafen.«
»Selbstverständlich. Dann wünsche ich Ihnen süße Träume und ein gutes Erwachen, hoffentlich.« Sarah klopft auf eine der Apparaturen. »Wie filigran und zerbrechlich das alles hier doch ist …« Sie verlässt das Zimmer.
»Hallo, Sarah!«, schallt es im gleichen Moment über den Flur.
Sie dreht sich um. »Moin, Doc!«
»Wie laufen die Ermittlungen?«
»Ihr Patient nervt. Wann ist er denn so weit, dass man ihn ordentlich in die Mangel nehmen kann?«
»Oh, der wütende Blick steht Ihnen aber ausgezeichnet – wild und verwegen. Das verrät Rasse und Klasse.«
»Ja, ist jetzt gut, Doc«, raunzt Sarah und verdreht die Augen.
»Okay, okay, Brenner ist weiter auf unsere Gastfreundschaft angewiesen. Ohne die Gerätschaften, tja, ein paar Stunden, dann wär’s das für ihn. Game over – sozusagen.«
»Danke, ich komme ein andermal wieder.«
»Gerne, Sie sind mir immer willkommen!«
»Tschüss, Doc.«
»Auf Wiedersehen würde ich lieber von Ihnen hören, Sarah.«
Sie setzt ein Lächeln auf, winkt ihm zu und marschiert über den Korridor Richtung Ausgang.