Читать книгу Whiskey-Ballett - Peter Faszbender - Страница 23

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Kapitel 20

»Was ist das denn?« Sarah betrachtet eine kleine Flasche mit Kügelchen.

»Thallium, danach haben Sie doch gesucht.« Die Apothekerin schaut in ihrem Computer nach. »Wir können Ihnen das in verschiedenen Packungsgrößen besorgen und in den Dosierungen D12, D15, D30, D60 und so weiter.« Sie schaut vom Monitor hoch.

»Deh… was?«, fragt Sarah nach.

»Die Dosierung der Globuli. Welche Verdünnung nimmt denn der Herr, für den Sie das, nehme ich doch mal an, besorgen? Oder ist das Haarproblem jetzt erst neu aufgetreten?« Die Apothekerin lächelt Sarah an. »Für Sie dürfte das Mittel ja nicht sein.« Sie deutet auf Sarahs rote Lockenpracht.

Sarah schaut verwirrt auf ihr Gegenüber. »Was für Haarprobleme?«

»Das Thalliumpräparat wird bei Haarausfall eingesetzt.«

Sarah stutzt. »Was? Sie verkaufen Gift als Medizin gegen Haarausfall?«

»Stark, sehr stark verdünntes Gift, in den eben genannten D-Potenzen. Die Dosis macht bekanntlich das Gift.«

Sarah kramt ihr Notizbuch aus der Umhängetasche, schlägt es auf und zieht einen Stift aus der Innentasche der Jacke. »Okay. Wie viele Globuli würde man benötigen, um einen Menschen umzubringen?«

»Wie bitte?«, schreit die Apothekerin entsetzt auf.

»Wie viele davon sind tödlich, wenn man die Dinger auf einmal nimmt? Besteht die Möglichkeit, durch eine Überdosierung eine Thalliumvergiftung zu bekommen? Quasi ein ungewollter Suizid oder Unfall, wenn man mehr einnimmt als vorgesehen?« Sarah schüttelt an dem Fläschchen.

Die Frau hinter der Theke nimmt ihr die Globuli weg und stellt sie außer Reichweite. Aus einer Schublade holt sie eine Tabelle und legt sie auf die Theke. »Das hier, das sind die Verdünnungen des homöopathischen Mittels. D6 entspricht demnach einem Tropfen der Urtinktur auf fünftausend Liter Wasser. D24 würde dann etwa einem Tropfen im hunderttausendfachen Volumen des Atlantischen Ozeans entsprechen.«

Sarah macht sich einige Notizen. »Und welche Verdünnung und wie viel davon ist nötig, um einen normalen, kräftigen Mann umzubringen?«

Die Frau zuckt zusammen und weicht einen Schritt zurück. »Ja, da muss ich nachschauen. Wenn Sie mich einen kleinen Moment entschuldigen, ich bin mal schnell hinten, dauert nicht lange.«

Sarah zieht ihren Dienstausweis heraus. »Sie müssen die Kollegen nicht anrufen. Ich bin wegen der Ermittlungen in einem Vergiftungsfall hier, Molony ist mein Name.«

Die Apothekerin mustert den Ausweis sehr gründlich, vergleicht das Bild mit Sarah. »Okay, Frau Molony, eine Thalliumvergiftung mit diesen Präparaten ist unmöglich.«

»Gibt es Thallium auch pur zu kaufen?«, fragt Sarah.

»Bei uns nicht, aber ich glaube, es findet Anwendung in der Glasherstellung.«

»Wird solches Glas hier in der Nähe hergestellt?«

»Keine Ahnung, da müssen Sie sich woanders erkundigen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragt die Apothekerin.

Sarah sieht sich um. »Haben Sie ein natürliches Schmerzmittel, das man direkt mit Alkohol, also mit Bier oder Whiskey, trinken kann? Damit es am nächsten Tag nicht so schlimm ist, so als Prophylaxe, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Sarah streicht sich über das Kinn.

Die Apothekerin lacht müde auf. »Sicher. Das beste Mittel ist, mit dem Saufen aufzuhören.« Sie zieht ein Infoblatt unter der Theke hervor. »Versuchen Sie es doch mal hiermit.«

Sarah liest: »Informationsabend der Guttempler, Kampf gegen den Dämon Alkohol. Es spricht Richenza Ottilia Schmitzlein-Ithana.« Sie lässt das Blatt auf den Ladentisch gleiten.

»Danke«, sagt Sarah, »ich schau dann mal woanders.«

Whiskey-Ballett

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