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Ech-en-Aton, der von Gott Auserwählte

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Ägypten war in der 18. Dynastie ein mächtiger Staat, der mit seinen Vasallenstaaten von Syrien bis Nubien reichte. Der Pharao Amenophis III. hatte sich in der Hauptstadt Theben – der „Hunderttorigen“ – einen prächtigen Königspalast erbaut, und hier wuchs auch sein Sohn und Nachfolger Amenophis IV. heran, der sich später Ech-en-Aton nannte. Die Hauptstadt Theben war nicht nur Sitz des Pharaos, sondern auch Hauptsitz der Priesterschaften. Die Ägypter kannten viele Götter, die man in den zahlreichen Tempeln mit Opfergaben zufrieden stellen musste. Amun und Re galten als die wichtigsten Götter, und ihre Priester waren entsprechend reich und mächtig geworden. Der Pharao trug zwar den Titel „Geliebter Sohn“ von Amun, und er war offiziell auch der Oberpriester, doch hinter den Kulissen gab es ein Ringen um die Macht zwischen dem Königshaus und der Priesterschaft. Der junge Pharaonen-Sohn hatte bald die Machenschaften der Priester in den Tempeln durchschaut. Für ihn waren diese Priester inakzeptabel. Sie lebten auf Kosten des Volkes, das sie verachteten und in Unwissenheit halten wollten, und sie versuchten das Land mit fragwürdigen Orakelsprüchen nach eigenem Gutdünken zu lenken.

Diese Erkenntnis ließ den jungen Pharaonen-Sohn an den Göttern zweifeln, doch sehnte er sich im Innersten nach einer tatsächlich anbetungswürdigen Gottheit. Seiner um Klarheit ringenden Seele nahte eines Tages gemäß dem Seherbericht ein jenseitiger Bote und offenbarte ihm das Wissen von dem einen höchsten Gott, dem Schöpfer alles Seins. Amenophis hörte und lernte noch vieles durch diesen jenseitigen Führer, der ihm auch eine große Aufgabe zuwies: „Ich bin ein Bote Gottes, gesandt, Dir zu helfen. Du bist ausersehen, Deinem Volk das Wissen um den Einen Gott zu bringen. Ich darf Dir helfen, Dir Führer sein. Sooft Du mich aus wahrer Sehnsucht nach Gott rufen wirst, werde ich bei Dir sein.“ (1) Das beflügelte den künftigen König, Ägypten aus dem missbrauchten Götterglauben herauszuführen und das Land in dem Glauben an den höchsten Einen Gott glücklich zu machen. Ein Gottesstaat sollte Ägypten werden, den anderen Völkern zum Vorbild. Amenophis hätte am liebsten das außergewöhnliche, großartige Vorhaben sogleich in Angriff genommen – es war der Aufgabe des Moses vergleichbar, der ein Jahrhundert später einen jüdischen Gottesstaat zu gründen versuchte.

Doch der jenseitige Führer hatte Amenophis auch gewarnt: „Erst wenn Du Pharao und Oberpriester bist, darfst du dem Volk langsam die neue Wahrheit bringen. Dieses Warten und schrittweise Vorgehen wird das Schwerste für Dich sein.“ (1) Auch der Vater, Amenophis III., der bereits versucht hatte, sich aus der Umklammerung der Priester zu lösen, und den kurz vor seinem Tod der Sohn in das Wissen um den höchsten Gott und in seine Pläne einweihte, warnte vor Ungeduld: Die Priester würden den Sohn beseitigen, ehe er seine große Aufgabe überhaupt beginnen konnte! Und so beließ es Amenophis IV. – Pharao geworden – vorerst bei der alten Götterverehrung.

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