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Ein trauriges Nachspiel

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Als die Kinder vier Jahre alt waren, ereilte den Babylonier Tut-ench-Amun dasselbe Schicksal wie Ech-en-Aton: Er starb durch Mörderhand. Sein Sohn wurde zum neuen Pharao ernannt, und Eje übernahm für ihn als sein Erzieher die Regierungsgeschäfte. Eje musste aber im Interesse seines Schützlings die neue Machtposition der Amun- und Re-Priester akzeptieren. Tut-ench-Aton war Pharao bis zu seinem zwölften Lebensjahr. Er erhielt als König offiziell den gleichen Namen wie sein Vater: Tut-ench-Amun Nebcheprure. Von besonderer Bedeutung ist, dass der zweite Name, der Thronname, nicht geändert wurde, wie es normal gewesen wäre. Der Vater war damit als unrechtmäßiger Nachfolger Ech-en-Atons gewissermaßen „gelöscht“ worden, und man tat so, als ob der Junge auch zu seiner Zeit bereits im Amt war. Daher ist heute den Ägyptologen unbekannt, dass es den Pharao Tut-ench-Amun zweimal gab. Man rätselt heute noch, welcher König aus der Amarna-Zeit im Grab KV 55 im Tal der Könige bestattet wurde. Die dort an dem Sarg nachträglich herausgeschnittenen Königssymbole mit dem Namen des Königs deuten aber klar darauf hin, dass es der ältere Tut-ench-Amun ist, der unrechtmäßige König, dem anläßlich der Bestattung des jüngeren Tut-ench-Amun die Königswürde durch Eje wieder im Grab genommen wurde.

Eje hoffte, wenn Tut-ench-Aton offiziell mit zwölf Jahren die Regierungsgeschäfte als Pharao übernehmen würde, auch den Glauben an den Einen Gott wieder einführen zu können. Tut-ench-Aton beabsichtigte, zum Zeitpunkt der Übernahme der Regierung auch die gleichaltrige Maket-Aton zu heiraten, mit der er zusammen aufwuchs. Doch die Königsmutter Anches-en-Amun wollte lieber später eine Frau ihrer Wahl für den Sohn suchen. Sie ließ ihre eigene Nichte kurz vor der Hochzeit von Re-Priestern „beseitigen“! Tut-ench-Aton war darüber so verzweifelt, dass er offensichtlich allen Lebenswillen verlor und offenbar einer seit der Geburt einwirkenden Krankheit nicht mehr genügend Kraft entgegensetzen konnte. Er verstarb kurz nach der Ermordung Maket-Atons eines „natürlichen“ Todes und wurde in dem von Howard Carter aufgefundenen Grab bestattet.

Kurz vor seinem Tod hatte Tut-ench-Aton noch Eje zu seinem Nachfolger als Pharao ernannt. Doch sein Amt konnte Eje offiziell erst antreten, wenn der verstorbene Pharao beigesetzt, die „Mundöffnungszeremonie“ im Grab durchgeführt, und das Grab mit dem Siegel des Verstorbenen geschlossen worden war. In der kritischen Zwischenzeit hätten auch Anwärter mit größeren Rechten Ansprüche auf das Pharaonenamt erheben können. Und so versuchten auch die Re-Priester der Königsmutter Anches-en-Amun heimlich einen Königssohn aus dem Hethiterreich als Gatten zu verschaffen. Die Briefe sind 1906 in der Türkei im Tontafelarchiv der ehemaligen hethitischen Hauptstadt Hattusa aufgefunden worden. Dieser Gatte hätte Vorrang vor Eje gehabt, dem die Re-Priester misstrauten. Aber die Hochzeit der Königsmutter Anches-en-Amun kam nicht zustande; denn dem hethitischen König war die Angelegenheit nicht ganz geheuer, wie man aus dem Seherbericht und auch aus dem aufgefundenen Tontafelarchiv entnehmen kann. Tut-ench-Aton wurde unter seinem offiziellen Namen Tut-ench-Amun Nebcheprure nach den gemäß Bestattungsritus vorgeschriebenen 70 Tagen ganz offensichtlich in größter Eile bestattet, und Eje blieb Pharao.

Aber nur vier Jahre lang. Dann schlugen die Re-Priester wieder zu; denn Eje und viele seiner Anhänger hatten sich nun auch wieder öffentlich zu Gott bzw. Aton bekannt. Die Priester räumten Eje aus dem Weg und setzten den treulosen Haremhab als Pharao ein. Jeder Aufruhr wurde jetzt mit Gewalt unterdrückt, und alle vorhandenen Bauwerke, die nur irgendwie an die Amarna-Zeit erinnerten, wurden von ihm und den nachfolgenden Pharaonen, den Ramessiden, systematisch zerstört. Die Namen der Könige Ech-en-Aton, Semenchkare, Tut-ench-Amun und Eje wurden auf Statuen und Tafeln weitgehend ausgemeißelt und auch nicht in die offiziellen Königslisten aufgenommen. Gebrochene Reliefs aus den Aton-Tempeln hat man als Füllmaterial für neue Tempelanlagen benutzt. Sie wurden erst im 20. Jahrhundert Stück um Stück wiederentdeckt. Alle Vertuschungsversuche, die lichte Amarna-Zeit in Vergessenheit sinken zu lassen, waren aber letztlich vergebens. Die Wahrheit kam nach über 3.000 Jahren doch noch an das Tageslicht.

Mythen und Religionen in neuem Licht

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