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Der Untergang der Amarna-Kultur

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Doch damit öffnete Ech-en-Aton unguten Entwicklungen Tür und Tor. Eine Heirat von Nofretetes jüngster Schwester Anches-en-Aton mit dem babylonischen Adligen Tut-ench-Amun bahnte sich an und auch für ihre zweite Schwester Merit-Aton stand die Heirat mit einem ägyptischen Beamten namens Semenchkare (auch Sakere genannt) bevor. Nofretete erkannte, dass Tut-ench-Amun ihre Schwester nur zu heiraten beabsichtigte, weil er Thronfolger werden wollte. Er verstand es meisterhaft, sich zu verstellen und änderte auch seinen Namen in Tut-ench-Aton; denn es war ihm klar, dass Ech-en-Aton nur jemanden als Nachfolger akzeptieren würde, der mit ihm den neuen Glauben teilte. Nofretete wusste auch, dass ebenso ihre Schwester Anches-en-Aton den neuen Glauben nur aus Berechnung angenommen hatte. Daher warnte Nofretete ihren Vater, um die Heirat zu verhindern. Auch des Pharaos geistiger Führer ermahnte Ech-en-Aton und riet zu warten, bis Tut-ench-Aton sein wahres Gesicht zeige. Doch vergebens! Ech-en-Aton wollte nicht mehr warten und schlug die Warnungen in den Wind.

Bald nach der Hochzeit seiner beiden Töchter musste er jedoch erkennen, dass der Babylonier Tut-ench-Aton tatsächlich nur nach dem Pharaonen-Thron strebte. Um dem vorzubeugen, gab Ech-en-Aton dem Ägypter Semenchkare, dem Mann seiner zweiten Tochter Merit-Aton, die größeren Machtbefugnisse und die Königswürde als Mitregent. Doch damit reizte er Tut-ench-Aton aufs äußerste; dieser erkannte nun, dass er den Thron nur mit Gewalt erlangen konnte. Er wartete die Geburt seines ersten Sohnes ab, der ebenfalls den Namen Tut-ench-Aton erhielt. Doch unmittelbar nach den Feierlichkeiten im Königspalast anlässlich der Ernennung seines neugeborenen Sohnes durch Ech-en-Aton zum zukünftigen Pharao schlug der Babylonier zu. Er konnte sich der Unterstützung der durch seinen Schwiegervater entmachteten Priester sicher sein und hatte insgeheim babylonische Krieger gedungen und ins Land gebracht. Als erster starb im Königspalast Pharao Ech-en-Aton durch Mörderhand, dann sein Mitregent Semenchkare.

Der machtbesessene Tut-ench-Aton trat schließlich vor die Versammelten, verlangte von allen den Treue-Eid auf seine Person und drohte jedem mit dem Tod, der nicht folgen würde. Doch Ech-en-Atons Getreue wollten lieber sterben, als Tut-ench-Aton gehorchen. Darauf ließ dieser den Palast in Brand setzen und mit dem „Sonnengesang“ auf den Lippen starben die Getreuen Ech-en-Atons, da die Fluchtwege versperrt waren. Nur der alte Priester Eje durfte vorher den Palast verlassen, damit er sich um Nofretete kümmere und auch Haremhab, der Leiter der Palastwache, der als einziger bereit war, den Treue-Eid zu schwören.

Der Babylonier nannte sich als neuer Pharao wieder Tut-ench-Amun und der alte Götterglaube wurde wieder eingeführt. Die Aton-Tempel wurden geschlossen oder zerstört. Auch ließ er Bildnisse von Ech-en-Aton zerstören oder verunstalten. Auf der berühmten „Restaurationsstele“ im Amun-Tempel in Theben verkündete der Babylonier Tut-ench-Amun im ersten Jahr seiner Herrschaft der Nachwelt seine „ruhmvollen“ Taten, die Wiederherstellung der alten Ordnung. Auf der Stele beklagte er, dass vor seiner Zeit der Götterkult vernachlässigt wurde und das Land dadurch ins Unglück stürzte.

Es ist gut verständlich, dass für Nofretete mit der Ermordung ihres Vaters und der Zerstörung des Königspalastes und des Aton-Tempels in Achet-Aton eine Welt zusammengebrochen war. Wozu noch leben? Ihre Schwester Merit-Aton, die an der Seite ihres Mannes Semenchkare ebenfalls „Große Königsgemahlin“ geworden war, verstarb vor Entsetzen über die Ermordung ihres Gatten. Ihre Tochter Maket-Aton, die zur gleichen Zeit wie ihr Vetter Tut-ench-Aton auf die Welt gekommen war, hatte nun keine Eltern mehr. Es waren vor allem diese beiden Kinder, um derentwillen Nofretete weiterleben wollte. Sie sollten im neuen Glauben erzogen werden – das hatte Ech-en-Aton kurz vor seiner Ermordung gefordert. Auch der Babylonier Tut-ench-Amun befahl, dass Nofretete die Kinder betreuen solle. Dabei hatte er einen Hintergedanken: Er wollte Nofretete in seiner Nähe haben und zur Frau gewinnen. Nofretete war als älteste Königstochter für Tut-ench-Amun ein wichtiger Faktor zur Absicherung seiner Machtposition. Doch Nofretete weigerte sich, auf Tut-ench-Amuns Werben einzugehen. Daraufhin ließ der Babylonier sie heimlich in einen Kerker sperren, um sie gefügig zu machen. Nofretete verweigerte sich weiterhin – und verstarb auf Grund ihrer Entkräftung. Zuvor hatte sie jedoch den alten Priester Eje – der allseits großes Ansehen genoss und mit der ägyptischen Tradition und den Regierungsgeschäften bestens vertraut war – damit beauftragt, ihre Aufgabe zu übernehmen, nämlich die heimliche Erziehung der beiden Königskinder im Aton-Glauben.

Mythen und Religionen in neuem Licht

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