Читать книгу IMMODESTIA - Philipp Spiering - Страница 13
Sommer
Оглавление„Du siehst heute gut aus“, sagte der Mann am Tresen und nahm einen großen Schluck von seinem Bier.
Ich sehe aus wie jeden gottverdammten Tag, du fieser alter Sack, dachte Mila.
„Danke Peter“, sagte sie und wendete sich ab. Sie konnte es kaum erwarten, sich in ein paar Stunden gemütlich zu Hause einen Joint anzuzünden.
In diesem Moment ging die Eingangstür auf und zwei junge Männer kamen herein. Den einen kannte sie. Ein Hüne. Lukas, Luca, oder sowas in der Richtung. Er war nicht so gut gewesen, wie sie erwartet hatte. Das hatte sie ihn mehrmals spüren lassen, aber trotzdem kam er in unregelmäßigen Abständen in die Kneipe und versuchte, sie noch einmal ins Bett zu bekommen. Dabei wirkte er völlig deplatziert an diesem Ort in seinen teuren Businessklamotten.
Als 'Geschäftsmann' hatte er sich damals ausgegeben. Krimineller Wichser.
Den anderen kannte sie nicht. Er mochte ein paar Jahre jünger sein als der Hüne, fast noch ein Junge. Durchschnittlich groß, aber das war schwer zu schätzen neben einem Riesen. Altes T-Shirt, Lederjacke, alte Jeans. Und kaputt sah er aus, ausgelaugt. Sie mochte keine Männer, die aussahen, als würden sie den ganzen Tag Drecksarbeit leisten. Das erinnerte sie zu sehr an sich selbst.
„Hi Mila“, sagte der Große.
“Hey”, antwortete Mila.
“Hey? Hey was? Hast du meinen Namen vergessen? Das sagst du doch nur, um mir weh zu tun“, sagte der Große ironisch und zwinkerte.
„Luca“, sagte Mila und war sich plötzlich sicher, dass das der richtige Name war.
„Na geht doch“, Luca lachte und setzte sich neben den alten Peter auf einen Barhocker. Sein Freund nahm neben ihm Platz.
„Das ist Daniel Niro, ein Kollege von mir.“
„Ein Geschäftskollege?“, fragte Mila abwertend und widmete sich dem abzutrocknenden Geschirr.
„Noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Gib uns zwei Bier, bitte.“
Mila drehte sich zum Zapfhahn um und hörte Luca flüstern: „Sie ist nicht schlecht, das kann ich dir versprechen.“
„Du hattest sie?“, fragte der Kleine.
„Und kann sie nur empfehlen.“
Ekelhafter Kerl, dachte Mila bei sich. Sie stellte die zwei vollen Biergläser geräuschvoll auf die Theke.
„Jetzt ist aber gut, Jungs“, sagte sie und für einen Augenblick traf sich ihr Blick mit dem des Kleinen.
Mila Sommers Augen wirkten müde und reflektierten, was die Schminke so verzweifelt versuchte zu vertuschen. Ihre ausgelaugte Seele. Ihren gebrochenen Geist.
Und doch konnte sich Daniel nicht daran erinnern, schon einmal schönere Augen gesehen zu haben.