Читать книгу IMMODESTIA - Philipp Spiering - Страница 17
Niro
ОглавлениеDaniel ging die Nebenstraße entlang. Sie war gesäumt von hohen Reihenhäusern, viele davon mit Graffitis beschmutzt. Er fühlte sich plötzlich unwohl in seiner Haut und zweifelte am Wahrheitsgehalt von Lucas Aussagen. Aber als er den Porsche Panamera am Straßenrand stehen sah, waren seine Bedenken wie weggewischt. Der Luxuswagen war direkt vor der Hausnummer geparkt, die Luca ihm per SMS hatte zukommen lassen. Daniel klingelte an der Haustür.
„Okay, hör zu“, sagte Luca, nachdem sie sich begrüßt und am Küchentisch Platz genommen hatten.
Die Wohnung war größer als von draußen angenommen. Spärlich eingerichtet, aber nicht ungemütlich. Dennoch fragte sich Daniel, ob es sich um Lucas private Wohnung handelte. Zu seinem Auto passte sie nicht und persönliche Gegenstände konnte er auch nirgends sehen.
„Bevor ich dir sage, was ich zu sagen habe, möchte ich kurz klarstellen, dass ich dich zu nichts verleiten will, was du später bereust“, fuhr Luca fort.
Daniel runzelte die Stirn.
„Wie meinst du das?“
„Nun ja, es ist keine normale Branche, in der ich arbeite.“
Daniel verstand. Kurz wurde er wütend, weil sein Gewissen ihm sagte, dass er jetzt aufstehen und gehen musste. Dann aber realisierte er, dass er die ganze Zeit schon gewusst hatte, dass das alles nicht mit rechten Dingen zuging. Und dass er genau deshalb hier saß.
„Komm zur Sache, Luca“, antwortete er und war selbst überrascht über die plötzliche Sicherheit in seiner Stimme.
Luca konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„In meiner Branche wird man nach Leistung bezahlt. Keine Leistung, kein Geld. Wenn du bereit bist, etwas zu leisten, dann hab ich grünes Licht, diese Leistung heute mit zweitausend Euro zu bezahlen.“
Daniel dachte, er hätte sich verhört. Zweitausend Euro waren deutlich mehr als sein gesamter Monatslohn. Erzielbar an einem Tag. Er versuchte, sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen.
„Von was für einer Leistung ist die Rede?“, fragte er.
„Du musst mich begleiten zu einer Übergabe.“
„Übergabe von was?“
„Einem Rucksack.“
„Mit welchem Inhalt?“
Luca schwieg eine Weile. Jetzt kam es Daniel vor, als ob sein Gegenüber unsicherer war, als er selbst.
„Wenn ich dir das sage, gibt es für dich keinen Weg zurück“, sagte er schließlich.
Ob es gefährlich werden würde, beantwortete diese Aussage.
„Was ist in dem Rucksack?“
„Weißes Pulver“, antwortete Luca.
Das war der Moment, in dem Daniel Niro dem Reiz der Gefahr erlag. Er empfand es als ein unbeschreiblich gutes Gefühl.
Luca sah Daniel an und wusste, dass er den Köder geschluckt hatte. Er wusste aus Erfahrung, dass ein armer Kerl, der einmal Geld gerochen hatte, diesen Duft nie mehr missen wollte.