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Teil 1: Die Ruhe Niro

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Es war kalt.

Daniel Niro drehte sich auf die Seite und zog die Decke bis unter das Kinn. Er musste nicht nachsehen, um zu wissen, dass die Heizung kaputt war. Sein Vermieter würde sich mit der Reparatur Zeit lassen, so wie er sich Zeit mit allem ließ, was Arbeit für ihn bedeutete.

Daniels Wohnung glich mehr einer schäbigen Kammer, als einem Zuhause. In einer Ecke stand ein Bett, das unpraktisch groß war für die kleine Räumlichkeit. In einer anderen Ecke befand sich ein Kleiderschrank mit ein paar Shirts, zwei Jeans, ebenso vielen Pullovern, Unterwäsche, einem einzigen Hemd und einer schwarzen Lederjacke, die Daniel sehr mochte und für deren Anschaffung er einige Zeit Geld beiseite hatte legen müssen.

Die winzige Küche hinter einer Trennwand war kaum der Rede wert und das Bad, das eigentlich durch eine Tür vom Wohnraum getrennt sein sollte, die aber schon bei seinem Einzug gefehlt hatte, verfügte nur über Wasser, dessen Temperatur mit gutem Willen vielleicht als lauwarm bezeichnet werden konnte.

Daniel schaute auf den Wecker - es war kurz nach fünf Uhr. In einer knappen Stunde würde er aufstehen und zur Arbeit gehen müssen. Er war angestellt bei einer Spedition, für die er, für einen bescheidenen Lohn, im Lager Ware sortierte und vollgepackte Paletten auf Lastwagen lud.

Er merkte, dass er nicht mehr einschlafen würde und zuckte aufgrund der Kälte zusammen, als er die Decke zur Seite und sich aus dem Bett schwang. Er stieg hastig in seine Hausschuhe, streckte sich, um den von der Kälte verspannten Körper zu lockern und schleppte sich dann in die Küche. Auf dem Herd stand noch eine halbe Tasse Kaffee vom vorigen Tag, von der er einen großen Schluck nahm und den Mund daraufhin angewidert verzog. Das Koffein würde trotzdem seinen Zweck erfüllen, weshalb er sich entschloss, auch den Rest in wenigen großen Schlucken herunter zu kippen.

Danach ging er ins Bad und schaltete das Licht ein. Es dauerte eine Weile, bis die Glühbirne an der Decke zu leuchten begann und er sich im Spiegel betrachten konnte. Er konnte nicht anders, als seine Erscheinung als unansehnlich zu bezeichnen. Augenringe, fettige Haut, unrasiert. Ein Besuch beim Friseur, dachte er, wäre auch nochmal eine gute Idee. Er war viel dünner, als er es gerne sein würde. Zwar war seine Muskulatur, dank Training im Fitnessstudio, gestärkt und funktional, aber wegen seiner fehlenden Motivation, ausreichend und vor allem sauber zu essen, konnte sein Körper sich nicht so entwickeln, wie er ihn gerne im Spiegel gesehen hätte. Aber was machte das schon? Er arbeitete sowieso den ganzen Tag und eine Frau hatte er auch länger nicht mehr gehabt, als es für einen Mann gesund war.

Daniel zog seine Shorts aus und stieg unter die Dusche. Als das Wasser seinen Körper besprenkelte, spürte er, wie die Müdigkeit ihn verließ. Er trocknete sich ab, putzte sich die Zähne und zog sich an. Dann verließ er die Wohnung und stapfte durch den Schnee zur Arbeit.

Dicke Flocken fielen sanft auf seine Lederjacke.

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