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Krankheitsverlauf

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Von der Krankheitsaktivität werden je nach körperlichen Symptomen und endoskopischen Befunden, also der Bewertung der Entzündung während einer Darmspiegelung, ein milder, ein moderater, ein schwerer oder ein fulminanter Verlauf unterschieden. Unabhängig vom aktuellen Schweregrad ist die Colitis ulcerosa jedoch eine schubweise verlaufende Erkrankung, wobei die einzelnen Krankheitsschübe Wochen bis Monate andauern können, dann aber wieder von Phasen niedriger oder fehlender Aktivität abgelöst werden. Diese entzündungsarme Phase wird medizinisch Remissionsphase, also Phase nachlassender Beschwerden, genannt.

Die individuellen Verlaufsformen sind ausgesprochen variabel. Es können einzelne oder mehrere Schübe auftreten, die mitunter auch unmittelbar ineinander übergehen. Die Schwere der Schübe hat oft mit der Ausbreitung im Darm zu tun. Eine Proktitis etwa ist nur sehr selten mit schweren Erstmanifestationen verbunden, wohingegen eine Pankolitis sehr oft mit sehr schweren Schüben auch schon zu Beginn der Erkrankung einhergeht.

Die Krankheitsaktivität wird basierend auf Stuhlfrequenz und Schwere des Durchfalls, Laborwertveränderungen und extraintestinalen Symptomen eingeteilt:

 Milde Verlaufsform bezeichnet eine Stuhlfrequenz von weniger als vier Stuhlgängen am Tag, im Wesentlichen normale Laborwerte und keine extraintestinalen Symptome.

 Moderate Verlaufsform bezeichnet mehr als vier breiig-flüssige, blutige Stuhlgänge pro Tag, eine milde Anämie und allenfalls minimale Zeichen extraintestinaler Symptome.

 Als schwere Verlaufsform werden mehr als sechs flüssig-blutige Stuhlgänge am Tag, schwere darmbezogene Beschwerden und zusätzliche körperliche Beschwerden wie Fieber (Körpertemperatur ≥ 37,5°), Herzrasen (Herzfrequenz > 90 Schläge pro Minute), Anämie (Hämoglobin > 10,5 g/dl) und erhöhte Entzündungswerte im Blut (Blutsenkungsrate/BSG und CRP). Bei der schweren Verlaufsform kommt es auch zu Gewichtsverlust.

Aufgrund moderner Therapiemöglichkeiten sind sehr schwere, unbeherrschbare Verläufe selten geworden. Unter Medikation bestehen, wenn es gut läuft, lange Phasen der Symptomfreiheit (Remissionen), die von kleineren Schüben unterbrochen werden.

Am häufigsten ist die rezidivierende Verlaufsform, bei denen einzelne, klar abgrenzbare Schübe von etwa vier bis zwölf Wochen Dauer auftreten. Zwischen diesen Schüben kommt es zu Remissionsphasen, die wenige Wochen bis zu vielen Jahren andauern können. Die rezidivierende Verlaufsform tritt bei ca. 50 bis 80 Prozent der Erkrankten auf.

Die zweithäufigste Verlaufsform ist die Kortison-refraktäre oder Kortison-abhängige Verlaufsform. Hier kann der entzündliche Schub trotz einer intensiven Therapie mit Kortisonpräparaten nicht zeitnah (vier bis acht Wochen) beziehungsweise nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden. Diese Verlaufsform tritt bei 15 bis 30 Prozent der Betroffenen auf.

Deutlich seltener ist die fulminante, also die akute, sehr schwere Verlaufsform, bei der aus völliger Gesundheit heraus oder bei bereits bekannter Colitis ein plötzlicher schwerer Schub auftritt, der mit Medikamenten nicht oder nur sehr schwer unter Kontrolle gebracht werden kann. Diese fulminante Verlaufsform ist dann häufig von Komplikationen begleitet. Die fulminante Verlaufsform tritt bei ca. fünf Prozent der Patienten auf.

Eine Verlaufsform nur mit einem, dann meist milden Krankheitsschub ist ausgesprochen selten und betrifft bestenfalls ein Prozent der an Colitis ulcerosa Erkrankten.

Die Colitis ulcerosa ist im Prinzip eine lebenslange Erkrankung. Der langfristige Verlauf der Erkrankung wird beeinflusst durch das Alter bei der Erstdiagnose, die Ausprägung der Darmwandentzündung, Zigarettenkonsum, Komplikationen im Verlauf und die mit Medikamenten erreichte Entzündungskontrolle (Schleimhautheilung/»mucosal healing«). Vor allem die Faktoren Zigarettenkonsum und regelmäßige Medikamenteneinnahme unterliegen der eigenen Mitarbeit.

Mein Darm ist kein Arsch

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