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2.4 Vernunft ist großartig. Aber es gibt im Menschen auch noch anderes Großartiges

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Unabhängig zu werden durch Vernunft ist gut. In diesem Kapitel ist deutlich geworden, weshalb in unserer Kultur, die stark beeinflusst wurde von der Antike, Vernunft so hoch im Kurs steht. Wir können nachvollziehen, was Aristoteles, Epikur und Epiktet damit meinen, wenn sie sagen, der Mensch komme dort ganz zu sich selbst, wo er sich durch Vernunft unabhängig macht von seinen übertriebenen Ängsten und seinen übertriebenen Begierden, von seinen Wünschen nach Anerkennung und nach Erfolg. Normalerweise sind wir Menschen in diesem Sinne, wie man sagt, ‚Fässer ohne Boden‘. Die Vernunft kann uns helfen, uns davon unabhängig selbst zu bestimmen. Unsere Kultur hat dies als Lebens- und Bildungsziel auch aus der Antike übernommen.

Liebesfähig zu werden, ist auch gut. Die antike Anthropologie, derzufolge der Mensch vor allem durch Vernunft ausgemacht wird, können wir heute ergänzen. Auch die Liebe ist etwas Großartiges bei uns Menschen (Kap. 13), dazu gehören Herzensbildung (Kap. 14) und der Sinn für das bedingungslos Gute, die Fähigkeit, füreinander das Beste zu wollen und zu tun (Kap. 3 und 14). Und es gibt noch anderes Großartiges: Das Ideal, ein ganz eigenes Leben zu führen und seine individuellen Eigenschaften zu verwirklichen (Kap. 7 und 11). Zu diesem Ideal gehört es auch, für dieses Eigenste die Stimme zu erheben und dadurch ein wenig zu verändern, was Normalität heißt (Kap. 8).

Ihre Antwort auf die Frage Ihrer Schüler:innen:

Warum steht die Vernunft so hoch im Kurs? Ist Vernunft wirklich so wichtig? So könnten Sie antworten:

 Beim Vernünftigsein geht es erstmal nicht um etwas Moralisches, sondern um Unabhängigkeitskompetenz: um Eure Fähigkeit, innerlich frei zu sein.

 Als lebendige und soziale Wesen sind wir alle getrieben und beherrscht von Leidenschaften und Bedürfnissen: Wir haben Angst um unseren Körper. Wir sind abhängig von sozialer Anerkennung. Wir wollen Ruhm und Ehre. All das gehört zum normalen Leben dazu. Vernunft kann Euch immer wieder aus dieser Abhängigkeit befreien.

 Je stärker Eure Vernunft ist, je besser Ihr sie ‚trainiert‘ habt, desto freier werdet Ihr – und desto besser könnt Ihr Euch selbst bestimmen.

Bildungsphilosophie für den Unterricht

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