Читать книгу Obsession - Piedro Vargas Koana - Страница 17
Endlich hast du sie gefunden!
Оглавление„Die meisten Menschen sind sich ihres Bedürfnisses nach Konformität nicht einmal bewusst. Sie leben in der Illusion, sie folgten nur ihren Ideen und Neigungen, sie seien Individualisten.“
Erich Fromm, Die Kunst des Liebens.
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Nach dem Treffen. Warten. Denken. Zweifeln. Was sollte ich glauben? Wir hatten ein wirklich schönes Gespräch. Und doch beendete sie alles mit den ultimativen Worten: Du bist nicht mein Typ.
Meine Strategie ist klar. Ich werde so weitermachen. Sie hatte dem nicht widersprochen. Andere Menschen würden dann sagen: Wir können ja Freunde bleiben oder werden. Vielleicht muss ich sie doch tausend Mal berühren, bis endlich etwas passiert? Ich werde ihr tausend Briefe schreiben. Vielleicht gibt es irgendwann die Möglichkeit für ein weiteres Treffen.
Meine Briefe an Anja. Ich habe entschieden, dass ich jetzt nicht mehr handschriftlich schreiben werde.
Musik - Musik - Musik: Du warst neugierig auf Oregon geworden. Bei meinem letzten Einkaufsbummel wollte ich dir zwei CDs kaufen, die ich dir schenken möchte. Die eine ist sehr ruhig. Jemand sagte neulich zu mir, diese Gitarrenmusik sei fast schon eine Therapie. Ralph Towner, der Gitarrist, ist der Bandleader von Oregon. Die andere ist extrem. Sie enthält einige Stücke, die mir nicht gefallen, aber auch die schönste Komposition von Oregon überhaupt: beneath an evening sky.
Unter einem Abendhimmel
Wenn ich diese Musik höre,
dann denke ich an das Meer.
Leicht und leise plätschern die Wellen an den Strand,
locken den lauen Abendwind heran,
der die Wärme des Sands aufnimmt
und auf die ruhenden und doch vibrierenden Körper überträgt.
Wenn ich diese Musik sehe,
dann denke ich an den Himmel.
Anmutig und klar leuchten die Farben des Abends,
ein wenig zerzaust von den Strömungen der Luft.
Doch spiegeln sie in völliger Ruhe
ein Farbmuster auf die beiden Menschen im Sand.
Wenn ich auf die Veränderungen achte,
dann spüre ich einen schönen Spannungsbogen.
Es beginnt alles so vorsichtig und zart
mit fast nicht spürbaren Berührungen.
Nach und nach nehmen alle anderen Sinne teil
und entwickeln die Melodie und die Schwingungen weiter.
Wenn ich das Zusammenspiel erspüre,
dann bemerke ich eine perfekte Harmonie.
Ganz langsam verblassen die Farben am Himmel,
da die Nacht sich schweigsam darüber legt.
In der trüben Dämmerung werden die Entfernungen kleiner.
Das restliche Licht lässt die Körper miteinander verschmelzen.
Wenn ich nicht mehr nachdenke und mich fallen lasse,
dann gehe ich auf in einer anderen Welt.
Die Sterne - die Augen? - sie funkeln so klar.
Die Nähe ihrer Körper ist aufrichtig und wahr.
Das Rauschen der Wellen geht über in Klang,
die Gefühle transzendieren in reinen Gesang.