Читать книгу Obsession - Piedro Vargas Koana - Страница 22
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Die Tage vergehen. Das letzte Erlebnis hat mich verändert. Kann das sein? Eine einzige Begebenheit, und man ist nicht mehr der, der man zuvor war? Ich grüble. Meine deutsche Seele möchte nicht in diesem luftleeren Raum sein, sondern wissen, was hier geschehen ist, Klarheit und Bestimmtheit erkennen. Die innere Stimme meiner Mutter raunt mir zu: Lass´ es fließen. Es ist gut so. Denke nicht so viel.
An meinem Geburtstag fahre in die Stadt und gehe, mit einer vagen Idee ausgestattet, durch die Geschäfte. Anja hat in wenigen Wochen ebenfalls Geburtstag, kurz nach mir. Sternzeichen Skorpion. Endlich werde ich fündig. Ich lasse das Geschenk einpacken. Eine Komposition aus weiß und blau. Zu Hause schreibe ich ihr einige Zeilen, die ich dem Geschenk beilegen werde.
Einerseits glaube ich dich ganz tief und fest zu kennen. Andererseits kann ich dieses Gefühl nicht in Worte fassen. Ich kenne und begreife das Wesen in dir. Aber ich weiß nicht die aktuellen Manifestationen. Du lebst mit der Natur. Du bist Natur. Nimmst du alles an, was natürlich ist? Dann wirst du mein Geschenk vielleicht mögen. Dennoch denke ich intensiv darüber nach, weil ich nicht in dein Leben, dein Selbst eindringen möchte. Ich möchte dich so wahrnehmen und aufnehmen, wie du bist. Nimm´ bitte mein Geschenk als eine Bitte, dich noch besser verstehen zu lernen.
Zum Geburtstag. Zur Erinnerung an deine Wiedergeburt.
Piedro
Am Abend kommt sie bei mir vorbei. Ich hatte sie zu mir nach Hause eingeladen und für uns beide gekocht. Und dann machte es plötzlich einen lauten Knall, als ich ihr Geschenk für mich auspackte. Blau, blau, blau, weiß. Klarheit, Musik, Reinheit. Jasper van t´Hoff. Klavier. Saxofon. Blues. Sie hat meine Schwingungen gespürt. Wir haben lange miteinander geredet, und im Hintergrund lief leise diese wunderschöne Musik.
„Ciao, Piedro“, sagt sie am frühen Abend zu mir. „Genieße deinen Geburtstag, die Musik, die dir gefällt, meine Seele, von der ich dir etwas hier im Raum lasse, während ich nun leider gehen muss. Morgen fliege ich sehr früh nach Asien und komme erst in einer Woche wieder. Am Donnerstag. Bist du dann zu Hause?“
Ich stehe auf, nicke und nehme sie zur Verabschiedung kurz in den Arm. Für mich fühlt es sich gut an, aber ich spüre, wie sie versteift. Behutsam lasse ich sie los.