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Brasilien - Deutschland

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„Und dann lernen die Körper die Sprache der Seele: Sex.“

Paulo Coelho, Elf Minuten.

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Brasilien, 1991

Ich heiße Piedro. Die ersten Jahre meiner Kindheit waren schön. Wir lebten in einer Lehmhütte nahe der Stadt Recife. Meine Mutter war eine bildschöne Frau. Sie fuhr morgens mit dem Fahrrad zur Bushaltestelle und von dort mit dem Bus in die Stadt.

Während sie arbeitete, spielte ich am Strand. Ich war glücklich. Meistens war ich allein. Manchmal traf ich auf andere Kinder.

Meine Mama war oft traurig. Wir hatten nicht viel zu essen, weil wir arm waren. Das war nicht schlimm für mich. Aber Mama war unglücklich. Oft hielt sie meine Hand und sagte: Piedro, es wird alles gut. Es wird uns bald besser gehen. Ich verstand sie nicht. Es war doch alles gut! Ihre braunen Augen streichelten und trösteten mich. Ihnen vertraute ich.

Von ihrer Arbeit erzählte sie mir nichts. Sie sprach immer nur von ihrer Hoffnung, dass es uns irgendwann besser gehen würde. Es war ihr Mantra, an das sie fest glaubte. Oft war sie auch tagelang bei mir. Ich fand das besonders schön. In diesen Zeiten war sie immer besonders traurig. Irgendwann verstand ich den Zusammenhang. Sie hatte keine Arbeit! Aber sie gab nie auf und fand immer wieder eine neue Anstellung. Zuletzt in einem Hotel. Dort übernachteten reiche Geschäftsleute. Ein Deutscher verliebte sich in meine Mutter. Das war unser Glück, auf das sie gewartet und gehofft hatte.

Herrmann hielt sich wegen eines Ingenieur-Projektes in Brasilien auf. Als er in unser Leben trat, war ich vier Jahre alt. Er wurde zu meinem Vater. Das Projekt dauerte ebenfalls vier Jahre. Dann musste Herrmann für seine Firma nach Deutschland zurück und verließ uns. Meine Mutter war sehr traurig und weinte die halbe Nacht. Wir lebten nun nicht mehr in der alten Hütte zwischen der Mülldeponie und dem Gewerbegebiet, vom Rauschen des Meeres in den Schlaf gesungen. Fehlte ihr das Meer oder fehlte ihr Herrmann? Er hatte uns eine kleine Wohnung angemietet und auch mir seine Sprache beigebracht. Als meine Mama mit dem Weinen nicht aufhören konnte, sagte ich zu ihr merkwürdigerweise auf Deutsch: „Mama, er wird wiederkommen.“

Ich hatte lange gewartet, bis ich diesen Satz sagte. Denn ich war verwirrt. In der Nacht vorher passierte etwas, das ich damals nicht verstand. Ich war zu Bett gegangen und durch einen wilden Traum mitten in der Nacht aufgewacht. Früher hatte ich nachts oft ins Bett gemacht. Ich spürte wieder dieses Brennen im Unterleib. Schlaftrunken stand ich auf und ging ins Bad. Nachdem ich mich erleichtert hatte, schlich ich ins Kinderzimmer zurück. Durch die geöffnete Schlafzimmertür hörte ich Geräusche, die ich nicht kannte. Es war die Stimme von Mama. Weinte sie? Leise ging ich näher und sah durch den Spalt der Tür, wie sie nackt auf dem Bett lag. Ihre großen vollen Brüste schwangen auf ihrem Oberkörper hin und her, wie ein Karussell. Es sah lustig aus. Dann erblickte ich Herrmann, der auf ihr lag. Was ich sah, machte mich wütend. So oft hatte ich mit ihrem Busen spielen wollen, und sie hatte es mir verboten. Herrmann bewegte sich mit seinem Körper. Er war es, der ihre Brüste zum Kreisen brachte. Völlig erstarrt blieb ich vor der Tür stehen. Was machten die beiden? Warum durfte er etwas machen, was ich nicht machen durfte? Ich war ihr Sohn! Gespannt beobachtete ich weiter. Herrmann beugte sich herunter und saugte an ihren Brustwarzen. Mama hatte mir erklärt, dass ich das im ersten halben Jahr immer machen durfte. Ich trank ihre Milch. Aber Herrmann war doch kein Baby, sondern ein erwachsener Mann! Er nahm ihre Brustwarzen in seinen Mund und hielt sie mit seinen Lippen fest. Mama stöhnte jetzt noch lauter. Dann ließ Herrmann sie plötzlich los und bewegte sich auf einmal ganz schnell. Noch schneller. Er atmete schwer, als ob er einen steilen Berg hinauflaufen würde. Mama wurde noch lauter und schrie schließlich. Tat ihr Herrmann weh? Sollte ich reinlaufen und sie beschützen? Ihn von ihr stoßen? Bevor ich mich entscheiden konnte, bäumte sich Mama auf und schluchzte dann leise. Sie hielt Herrmann fest, der auf ihr zusammengesunken war, kraulte ihm die Haare am Hinterkopf und flüsterte etwas auf Portugiesisch. Das verstand ich nicht, obwohl ich die Worte klar hören konnte. Wieso Held? Wieso sollte er sie nicht verlassen? Da sich Mama wieder beruhigt hatte, schlich ich zurück in mein Bett und schlief verwirrt ein. Am nächsten Morgen hatte sich Herrmann beim Frühstück von uns beiden verabschiedet.

Mama blieb den ganzen Tag zu Hause, und ich durfte nicht in die Schule gehen. Sie war traurig und wurde im Laufe des Tages noch trauriger. Am Abend fing sie dann an zu weinen. Ich kämpfte mit mir. Schließlich sagte ich diesen Satz. Warum ich die deutsche Sprache wählte, weiß ich nicht.

Ich behielt Recht. Er holte uns beide nach Deutschland.

Obsession

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