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Böhmen: Karl IV. und sein Reich

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Innerhalb weniger Jahre ergriff Karl eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Macht des Königs und die Ansprüche seiner Dynastie in Böhmen zu untermauern. Dazu musste er zunächst einmal seinem Vater auf den böhmischen Thron folgen. Die Krönungszeremonie bereitete er sorgfältig vor. Schon im Sommer 1347 setzte er von eigener Hand eine neue Krönungsordnung auf, deren Elemente und Rituale er teils in Frankreich, teils im Heiligen Römischen Reich, vor allem aber der přemyslidischen Tradition entlehnte.2 Eine seiner Neuerungen betraf das Kyrie eleison, das nun nicht mehr auf Griechisch, Latein oder Deutsch, sondern auf Tschechisch gesprochen wurde: „Hospodine pomiluj nyi“. Der eigentlichen Krönung ging eine Akklamation voraus, danach erklang der „St.-Wenzels-Choral“, der als ältester bekannter alttschechischer Kirchenhymnus galt.3 Dann bekräftigte Karl die Privilegien, die der böhmische Adel bereits seit der Thronbesteigung Johanns 1311 genoss (Beschränkung von Abgaben auf die vom Lehnswesen vorgesehenen Fälle, Unveräußerlichkeit Böhmens und Mährens, Achtung der Entscheidungen der Adelsstände im Königreich). Am 2. September 1347 erhielt Karl im Prager Dom die ehrwürdige Krone der Přemysliden aus den Händen des Erzbischofs Ernst von Pardubitz, der sein enger Vertrauter und Berater war, die drei aufeinanderfolgenden Gemahlinnen Karls IV. krönte, 1361 seinen Sohn Wenzel taufte und 1363 zum König von Böhmen krönte, Karl 1355 zur Kaiserkrönung in Rom begleitete, bis 1364 an allen großen Reichstagen teilnahm und wichtige Gesandtschaften an den Papst in Avignon sandte. Kein Zufall also, dass Karl diesen Mann 1348 zum ersten Kanzler der neu gegründeten Prager Universität ernannte.

Von allen Maßnahmen zur Konsolidierung des Königreichs Böhmen hatte diese Stiftung des ersten Studium generale im ganzen Reich herausragenden Stellenwert. Karl dachte dabei an zwei illustre Vorbilder: die 1224 von Friedrich II. für sein Königreich Sizilien in Neapel gegründete Hochschule sowie die Universität Paris, die Philipp II. von Frankreich 1200 ins Leben gerufen hatte und an der Karls Vater Johann als Zehnjähriger studiert hatte. So, wie er während seiner gesamten Regierungszeit eifrig Kronen und Reliquien sammelte, weil er meinte, die Wiederholung bestimmter Rituale untermauere seine Würde als Monarch, stiftete Karl nicht nur in Prag eine Alma Mater. Das Königreich Italien, nach wie vor Teil des Reiches, verdankte ihm die Gründung der Universitäten von Cividale (1353) und Pavia (1361) und die Erhebung der Hochschulen von Perugia (1355), Arezzo (1356), Siena (1357), Florenz (1364) und Lucca (1369) zu kaiserlichen studia generalia. Anlässlich seiner Krönung zum König des Arelat 1365 ergänzte Karl IV. die Liste seiner Universitätsgründungen um diejenigen in Genf und Orange.4 Mit sage und schreibe zehn Hochschulen stellte er einen Rekord auf, den ihm kein abendländischer König oder Fürst streitig machte. Kasimir III. von Polen bemühte sich, es Karl nachzutun, gründete jedoch nur 1364 die Universität von Krakau, Ludwig I. von Anjou 1367 lediglich Fünfkirchen (Pécs). Die Prager Universität war Karl offensichtlich ein Herzensanliegen. Zudem wollte er mit ihrer Gründung eine 1281 von Alexander von Roes in seinem Memoriale de prerogativa imperii Romani aufgestellte These von einer Ordnung in Europa entkräften, nach der den Deutschen die Herrschaft, den Italienern die Geistlichkeit und den Franzosen die Bildung zustünde. Karl IV. versöhnte Wissenschaft und Imperium miteinander. Mit Ausnahme der 1365 gegründeten Universität Wien wurden im Reich erst nach seinem Tod weitere Hochschulen aus der Taufe gehoben: 1379 Erfurt, 1386 Heidelberg und 1388 Köln. In Karls Augen mehrte die Prager Universität nicht nur den Glanz seiner Hauptstadt, die damit nun auf Augenhöhe mit Paris stand. Sie hatte zudem den konkreten Auftrag, gebildete Männer hervorzubringen, die König- und Kaiserreich regieren konnten oder als Verwalter, Rechtsgelehrte und Theologen fähig sein würden, die Heldentaten und die Regierungspolitik des Königs für die Nachwelt festzuhalten.5 Die an den Papst gerichtete Bitte um das Privileg für die Gründung (das nur der Heilige Vater gewähren konnte, was er in einer Bulle vom 26. Januar 1347 auch tat) verfasste Karl IV. entweder eigenhändig oder er machte seinem Kanzler genaue Vorgaben. In der Gründungsurkunde schließlich erläuterte er sein Anliegen wie folgt:

„[…] auf daß unsere getreuen Untertanen, die unablässig nach dem Genusse der Wissenschaften dürsten, nicht gezwungen in der Fremde um Brocken zu betteln, im Königreich ihren gedeckten Tisch finden und daß diejenigen, die eine angeborene Feinheit der Anlage zu Ratgebern vorbestimmt, sich wissenschaftlich schulen können und nicht einfach genötigt sind, ja es für überflüssig erachten, zur Erwerbung von Wissen den Erdkreis zu durchwandern, fremde Völker aufzusuchen, und damit ihr Verlangen gestillt werde, in fremden Landen zu betteln, sondern daß sie ihre Ehre darein setzen, andere aus der Fremde zum süßen Geruch und zur Teilnahme an solcher Köstlichkeit zu entbieten. Damit nun eine so heil- wie lobesame Empfängnis Unseres Geistes auch rechte Frucht bringe, so wollen Wir mit den frohen Erstlingen der Neuerung den Thron des genannten Königreichs erhöhen und haben mit vorbedachtem zeitigen Rat beschlossen, in Unserer reizvollen Metropolitanstadt Prag, welche die Fülle des Bodenertrags und die anmutige Lage gepaart mit Wohlstand für ein solches Unternehmen zweckdienlich machen, ein Generalstudium einzusetzen, einzurichten und neu zu schaffen. An diesem Studium soll es Doktoren, Magister und Scholaren geben in jeglicher Fakultät.“6

Abgesehen von den Früchten des Studiums wünschte sich der König eine Universität, deren Glanz weit über Prag hinaus vor allem in das Herz Kontinentaleuropas ausstrahlen und seinem Reich, seiner Stadt Ehre machen sollte. Karls Hofchronist Benesch Krabitz von Weitmühl sah diese Zusammenhänge schon damals genauso: „In Prag gegründet wurde ein solches Studium, wie man es niemals in irgendeinem Teil Deutschlands gesehen hatte; Studenten kamen aus der Fremde dorthin, namentlich aus England, Frankreich, der Lombardei, aus Ungarn, Polen und anderen Nachbarländern […]. Die Stadt Prag wurde auf diese Weise durch die Universität überall im Ausland berühmt und gefeiert.“7 Um dies zu erreichen, mussten Karl und seine Berater das Rad nicht neu erfinden, sie kopierten einfach das glänzende Musterbeispiel jener Zeit: die Universität Paris. Die Gründungsurkunde wurde am 7. April 1348 verkündet und am 14. Januar 1349 ausgefertigt und mit einem goldenen Siegel versehen, das auf der einen Seite Rom, auf der anderen Karl IV. als römisch-deutschen König und König von Böhmen auf dem Thron zeigt. In der Urkunde sichert der König allen Studenten und allen Lehrern, die sich auf den Weg zur Universität Prag machen wollen, freies Geleit unter seinem Schutz auf allen Landstraßen zu, die seiner Gerichtsbarkeit unterstehen. Bezeichnenderweise orientierte sich der Verfasser der Urkunde – Karls Privatsekretär Nicolas Sortes – dabei unmittelbar an Stil und Formalien der Gründungsurkunde der Universität Neapel, die ihm aus der Briefsammlung von Petrus de Vinea bekannt war, dem Kanzler Friedrichs II.8

Genau wie am linken Seineufer entstanden an der Moldau vier Fakultäten: Theologie, Recht, Medizin und Philosophie. Nach dem Vorbild der Sorbonne von 1257 wurde in Prag 1366 das Collegium Carolinum gegründet, mit den Einkünften aus zwölf Dörfern im Umkreis von Prag dotiert und mit einer Bibliothek ausgestattet, die 140 gelehrte Handschriften umfasste. Wiederum nach Pariser Vorbild führte die Karls-Universität 1369 die Aufteilung und Immatrikulation von Studierenden und Lehrenden in vier nationes ein: Böhmen (einschließlich Mähren und Ungarn), Polen, Bayern (einschließlich Österreich, Schwaben, Franken und dem Rheinland) sowie Sachsen (mit der Markgrafschaft Meißen, Dänemark, England und Schweden).9 Als Karl 1378 auf dem Gipfel seines Ruhms starb, hatten sich in der Universität, die er unter den Schutz des hl. Wenzel gestellt hatte, seit ihrer Gründung bereits insgesamt 7000 immatrikuliert, was bei einer Stadt mit gerade einmal rund 40 000 Einwohnern eine enorme Zahl ist. Bei der Totenmesse für Karl am 15. Dezember 1378 hob der Erzbischof von Prag, Johann Očko von Vlašim, in seiner Trauerrede die Liebe des Kaisers zur Wissenschaft und zu seiner Universität hervor: „Er besaß Sinn für die Wissenschaften. Wie jeder weiß, war er so gebildet, dass er als Gelehrter und Magister der Theologie hätte auftreten können, denn er erklärte die Psalmen verschiedentlich sehr schön, ebenso das Evangelium […]. Er disputierte mit Magistern, Doktoren und anderen Gelehrten. Das ist auch der Grund, warum er die Universität zu Prag und viele Lehranstalten aus der Taufe hob.“ Einige Jahre später griff der hessische Chronist Tilemann Elhen von Wolfhagen in der Geschichte seiner Heimatstadt Limburg, die er zwischen 1378 und 1402 verfasste, das Motiv wieder auf: „Er [Karl] war klug und gelehrt, so daß er die Meisterdispute zu Prag besuchte und sich daran beteiligen konnte. […] Karl regierte und herrschte wie ein Löwe länger als dreißig Jahre […].“10

Die Universitätsgründung blieb nicht der einzige herausragende Regierungsakt im Jahr 1348. Im März begann der Bau der Prager Neustadt, mit der Karl die Fläche des Stadtgebiets verdreifachte und Prag damit zur drittgrößten Stadt Europas nach Rom und Konstantinopel machte. Parallel dazu nahm er gewaltige Bau- und Sanierungsarbeiten in Angriff. Von der Prager Burg über die königliche Residenz in Vyšehrad, den Veitsdom, das Rathaus und diverse Festungswerke bis zur Heilig-Geist-, Ägidius- und Nikolauskirche – überall waren Arbeiter am Werk. Die rastlose Bautätigkeit war der Stein werdende Wille Karls IV., sein Königreich, wie Frankreich um Paris, um eine Metropole zu einen, die böhmische Chroniken schon seit Cosmas um 1100 als „Herrin von ganz Böhmen“, ab etwa 1350 als „caput regni“ oder auch als „Behem stul und hoep“, Sitz und Haupt Böhmens, feierten. Im Licht der Heiligkeit der Krone und der zentralen Hauptstadt als Hort von Macht und Wissen erhielt Böhmen seine Gestalt als corona Bohemiae, „Krone Böhmen“, die über dem König und einem einzelnen regnum stand. Die neue Identität fußte auf der Verehrung der böhmischen Heiligen, allen voran Wenzel, der auf Ewigkeit zum wahren Eigentümer der böhmischen Krone erklärt wurde. Das 1344 erneuerte Kleinod prangte auf seinem Kopfreliquiar, das Karl eigens für den neuen Dom anfertigen ließ. Unter der Krone Böhmens vereint, galten Schlesien, die Lausitz und sogar Mähren als „Lehen der Könige und der Krone von Böhmen“. Diese Zweiteilung führte die Theorie von den zwei Körpern des Königs – einem sterblichen weltlichen und einem unsterblichen mystischen – in den politischen Diskurs um das Königreich ein.11 In keiner der in seiner Kanzlei ausgefertigten Urkunden verzichtete Karl je auf die Nennung seines Titels Boemie rex neben dem des römisch-deutschen Königs und später Kaisers. Sicher war es auch kein Zufall, dass am Tag der Gründung der Prager Universität auch die Unveräußerlichkeit des Reichsguts verkündet wurde. Die Königswürde wurde nach dem dynastischen Prinzip in männlicher und weiblicher Linie jeweils an das erstgeborene Kind weitervererbt; nur in dem Fall, dass keine Erben existierten, sollten die Landstände ein Mitspracherecht haben. Zur gleichen Zeit belehnte Karl seinen Bruder Johann Heinrich mit Mähren, unter der Bedingung, dass er und seine Nachkommen jeglichen Anspruch auf den böhmischen Thron fallen ließen.12

Karl IV. durfte sich rühmen, seinem Königreich zu Glanz verholfen zu haben, und wie vor ihm Philipp II. mit Fug und Recht seiner Titulatur das Epitheton „Mehrer des Reiches“ hinzufügen, denn 1348 war ein sehr erfolgreiches Jahr. Die bereits 1335 von Johann und 1339 in den Verträgen von Trentschin und Krakau vorbereitete Inkorporation Schlesiens in die Krone Böhmen brachte er durch die Einigung mit dem polnischen König im Vertrag von Namslau zum guten Abschluss. Ergänzt wurde dieser Gebietszuwachs durch weitere Zugewinne im Herzogtum Pfalz-Neuburg und 1353 durch die Angliederung der Gebiete, die Karls dritte Frau Anna von Schweidnitz mit in die Ehe brachte. Vor allem aber konnte Karl sich darüber freuen, dass die Vorsehung es mit seinem Königreich offenbar gut meinte, denn als der Schwarze Tod ab Ende 1347 den Mittelmeerraum entvölkerte und dann 1348 in Frankreich und England, 1349 im Heiligen Römischen Reich und 1350 in Skandinavien wütete,13 blieben Sachsen, Brandenburg, Polen und Böhmen aus bis heute ungeklärten Gründen (diskutiert werden klimatische und geografische Bedingungen, eine geringere Mobilität, andersartige Viehbestände oder bessere Schutzmaßnahmen) weitgehend, stellenweise sogar völlig verschont. Der Chronist Franz von Prag erklärte das Phänomen durch den günstigen Einfluss des „frischeren, kälteren Windes“.14 Den in Böhmen und vor allem in Prag ansässigen jüdischen Gemeinden blieben so weitgehend die Pogrome erspart, die ihre Glaubensbrüder und -schwestern in deutschen Städten wie Basel, Speyer, Mainz, Frankfurt, Straßburg und Nürnberg mit aller Härte trafen. Trotz des kaiserlichen Schutzes, den Juden auf dem Papier genossen, führten die Massaker in 300 der 350 seinerzeit im Reich registrierten jüdischen Ansiedlungen vielerorts zur völligen Auslöschung der Gemeinden: Allein in Nürnberg waren über 600 Opfer zu beklagen, in Frankfurt mehr als 350. Der Pest hingegen, die einem zeitgenössischen Sprichwort zufolge weder Arm noch Reich, weder Stadt- noch Landvolk, weder Freibauern noch Könige noch Päpste unterscheidet, fielen auch mehrere Angehörige des Hauses Luxemburg zum Opfer: 1349 starb Karls Schwester Guta wenige Monate, bevor sie zur Königin von Frankreich gekrönt worden wäre, im selben Jahr eine seiner Töchter, Königin Margarete von Ungarn. Besonders schmerzlich und politisch nicht ungefährlich für Karl war schließlich 1351 der Verlust seines einzigen Sohnes, des zweijährigen Wenzel, dem 1353 seine Mutter, Karls zweite Gemahlin Anna von der Pfalz, ins Grab folgte.

Als der böhmische Adel 1355 die 127 Statuten der Maiestas Carolina zurückwies, mit der Karl die Rechte des Königs gegenüber seinen Lehnsleuten zu stärken versuchte, dämpfte dies zwar sicher seine Hoffnung, sämtliche Fäden des Reiches in seiner Hand zusammenzuführen, doch am energischen Ausbau von Staatswesen und Königtum seit 1346 änderte dies nichts. Auffallend sind unter anderem die reich sprudelnden Einkünfte der Krone sowohl vonseiten der Städte als auch durch die lukrativen Silberminen bei Kuttenberg und im Erzgebirge. Weitere Hinweise auf einen florierenden Staat geben die erfolgreiche Umsetzung eines allgemeinen Landfriedens auf Grundlage einer ordo judicii terrae und die Wiederaufnahme des Mautsystems an Elbe und Moldau. Hinzu kamen Einnahmen durch den Verkauf von Privilegien, Adelsbriefen und vor allem Urkunden, deren Zahl sich im Vergleich zu Johanns Regierungszeit verdoppelte. Die Kanzlei, die sie aufsetzte, schwoll mit der Zeit auf rund 200 Notare an, die der Aufsicht eines besser ausgebildeten und effizienteren königlichen Rates unterstanden. Zu der festen Überzeugung, in seinem Königreich Ordnung geschaffen zu haben, gelangte Karl spätestens 1350, also in dem Jahr, in dem er seine Vita verfasste, während ihn eine Krankheit ans Bett fesselte. Woran er litt, ist bis heute ungeklärt; die Thesen reichen von einem Turnierunfall bis zu einer Nerven- oder Knochenerkrankung. Einig sind die Chronisten darin, dass er seinen Regierungsgeschäften lange fernblieb und zurückgezogen in seiner Residenz lebte, sodass man um sein Leben fürchtete. Matthias von Neuenburg vermerkte in der Chronik, die er in den 1360er-Jahren im Auftrag der Bischöfe von Straßburg verfasste: „Diesmal war der König so lange und schwer erkrankt, dass manche schon dachten, er sei vergiftet worden.“15 Auch Heinrich Taube von Selbach schrieb in seiner Chronik der Kaiser und Päpste der Jahre 1294 bis 1363: „Seine Krankheit dauerte mehr als ein Jahr.“16 Woran Karl auch gelitten haben mag, er blieb bis an sein Lebensende von den Folgen gezeichnet: Sämtliche halbwegs realistischen Porträts ab dieser Zeit zeigen ihn mit einem gekrümmten Rücken, der schmerzhaft gewesen sein muss. In die Zeit der offenbar von der Krankheit mitbedingten Abfassung seiner Vita fiel aber noch ein weiteres entscheidendes Ereignis: Am 12. März 1350 nahm Karl in Prag jene Insignien und Reliquien in Empfang, die seit Anbeginn der Zeiten die Herrschaftszeichen der römisch-deutschen Könige und Kaiser waren. Gesandte des Markgrafen Ludwig von Brandenburg, eines Sohnes Ludwigs IV. des Bayern, überbrachten Karl aus München unter anderem die Reichskrone, die heilige Lanze, das Reichsschwert und das Kreuzpartikel. Was war in der Zwischenzeit im Heiligen Römischen Reich geschehen, dass Karl IV. nun zum Hüter von dessen heiligsten und politisch brisantesten Kleinodien wurde?

Karl IV.

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