Читать книгу Amour ... pfuuh! - Polly Adler - Страница 12
Pfade weiblicher Verschlagenheit
Оглавление»Uns trennt die gemeinsame Sprache«, begründete Karl Kraus das vertrackte Verhältnis zwischen uns Ösis und den Piefkes. Aber noch viel besser lässt sich das Zitat auf Buben und Mädchen anwenden.
»Warum hab’ ich es nur gesagt?«, winselt der Redaktionsstuben-Kollege in meinem Büro.
»Was gesagt?«
»Sie hat mich gefragt, wie ihr die Hose steht. Und ich hab’ wahrheitsgemäß geantwortet: ›Die macht irgendwie keinen optimalen Hintern. Mehr hab’ ich nicht gebraucht‹ … ›Du findest also, dass ich einen lausigen Hintern habe‹, hat sie gebrüllt.«
Während Frauen oft um ihr Leben reden, um ja nichts zu sagen, erschüttert uns beim Mann oft der eklatante Mangel an Diplomatie, auch Ehrlichkeit genannt. Ich finde diese Haltung zunehmend so erfrischend wie verlockend.
»Austern, Champagner, ich lad’ dich ein«, ließ mich ein Mann unlängst wissen, den ich rundum unsexy fand. Er hatte unter anderem einen – in seinem Mustermix an ein bulgarisches Testbild gemahnenden – Pullover, zwei Ex-Frauen, deren Gemeinheiten er ständig bemurmelt wissen wollte, und prächtig wucherndes Nasenhaar. Dass sich dieser Mann bei mir mehr vorstellen konnte, als ich mir jemals vorstellen wollte, hatte ich geschnallt. Im Zuge der neuen Ehrlichkeit antwortete ich also: »Mit uns wird’s in jedem Fall nix … also nein.«
»Völlig egal«, antwortete er, »nicht mehr als ein Freundschaftsessen, versprochen.« Und ich aß Austern bis knapp vor der Eiweißkolik. Als ich mir hart nach Mitternacht ein Taxi rufen ließ, reagierte er pikiert: »Jetzt schon? Ich dachte, wir gehen noch wohin …« Ich schüttelte den Kopf. Er: »Aber meine Austern waren dir gut genug …« Potzblitz! Da schlug jetzt die Frau im Mann durch.
Mir schwante Übles: Wenn Frauen sich in Zukunft die schnörkelfreie Direktheit der Männer klauen und Männer wiederum auf den Pfaden weiblicher Verschlagenheit wandeln, ist wieder kein Happy End in Sicht.