Читать книгу Amour ... pfuuh! - Polly Adler - Страница 20
Ein alles überstrahlendes Wir
Оглавление»Wenn das Ich fliegen lernt, weil es ein Du erspäht hat, dann fehlt nicht mehr viel und alles verschmilzt zu einem alles überstrahlenden Wir …«
Der Dichter klopfte die Ergriffenheit seines Gegenübers ab und war zufrieden. Das Gegenüber trug jetzt einen Blick, der in roten, blinkenden Neonlettern »Hingabe, volle Kraft voraus« signalisierte.
Ich tauchte am Nebentisch aus meiner Grießnockerlsuppe auf, weil das Szenario etwas von einem Autounfall hatte: Eigentlich konnte man nicht hin- , aber noch viel weniger wegschauen.
»Das hast du so schön gesagt«, sagte die Dame in einer botoxbedingten Lächelerstarrung, »wo du das immer hernimmst …«
»Aus dem abgeschmacktesten Metaphernfundus«, wollte ich ihr flüstern, aber die Dame sah nach einem IQ aus, der ihre hart erkämpfte Kleidergröße nicht wesentlich zu übertrumpfen imstande war.
»Du, du gibst mir die Kraft, dass die Worte wie von selbst auf ihre Plätze fallen«, sagte der Dichter, noch immer gnadenlos in seiner Kampfromantik und tänzelte mit seiner weißen Schuhspitze zwischen ihre Füße. Jetzt küsste er ihr den Hals und schnarrte: »Und? Hast du schon mit deinem Mann geredet?«
Sie, bereits in hormoneller Auflösung: »Nein, noch nicht … aber ich will und ich werde ihn auch verlassen … Ich zieh’ zu dir, damit wir wir werden.«
Jetzt bekam der Wir-Kopf einen mehrgängigen Niesanfall. Nachdem er sich dramatisch geschneuzt hatte, merkte er an: »Du bist eine ganz tolle Frau. Aber ich bin Poet. Gegen zu viel Realität bin ich allergisch.«
Sie, tödlich getroffen: »Du hast mich doch gerade gefragt, ob ich mit meinem Mann …«
»Wegen dieser Heuschnupfenmedikamente, Dummerchen …«
Jetzt stob sie davon. Ich kaufte dem arabischen Rosenverkäufer drei Stück ab und hechtete ihr nach. Als ich ihr die Blumen in die Hand drückte, fragte sie voller Hoffnung: »Wie schön! Sind die von ihm?!«
Ich nickte und mochte mich dafür nicht wirklich.