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Genieparasitentum

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Es muss wahnsinnig anstrengend sein, exzentrisch zu sein. Aber es schlaucht auch schon ausreichend, sich im Dunstkreis von Exzentrikern zu bewegen.

Im Zuge meines genieparasitären Berufs lernte ich über die Jahre, mich mit mehr oder minder begabten Verrückten zu arrangieren. Ich musste im vorrevolutionären Prag für ein Hollywood-Starlet nach Mitternacht Salatgurken besorgen, weil sie mitten im Interview von einem alles überschattenden Gusto befallen wurde.

Oder um fünf Uhr morgens mit einer damals gerade frisch besetzten Buhlschaft Berge erklimmen. Beim Versuch der Besorgung eines Sarges, in den sie sich gleich ihres Idols Sarah Bernhardt für das Foto betten wollte, versagte ich. Was mächtige Kränkungszustände bei der Mimin zur Folge hatte.

Ich half einem deutschen Modeschöpfer, seine Hündchen in Kaschmirplaids mit Würstchenaufdruck zu zwängen. Ich zog Popmusiker aus Alkohollachen. Ich ließ mich von Großmimen triezen. Diese Perlenreihe an Begegnungen machte mich reicher – auch an Augenringen. Und der Verdacht verdichtete sich, dass viele dieser Typen aus schierer Panik vor Farblosigkeit ihre Exzentrik simulierten.

Unlängst saß ich mit einem als Berserker verschrienen Theatertier nach einer Veranstaltung in einem Hinterzimmer. Kein Publikum weit und breit, was sich in einer ungewöhnlich gewöhnlichen Gesprächsführung des Theatertiers niederschlug. Dann beging ich einen Fehler in Form des Satzes: »Auf dich ist auch kein Verlass mehr.«

Diese kleine Provokation hatte große Konsequenzen: fliegende Flaschen, berstende Gläser, Rotweinfontänen, die Fleckenkontinente auf dem Tischtuch bildeten, und der Schrei: »Es soll niemand behaupten, dass hier Spießer gelagert hätten.«

»Was für ein sinnloser Aufwand – bei einem ohnehin ermatteten Ein-Personen-Publikum, mein Lieber.«

Es folgte ein wegwerfendes »Macht ja nichts, ich bin sowieso in Übung.«

Amour ... pfuuh!

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