Читать книгу Amour ... pfuuh! - Polly Adler - Страница 15
Ein Sexualtherapeut dreht durch!
ОглавлениеAb und an wird man ja doch noch zu gutbürgerlichen Abendessen in Grünlagen eingeladen. So mit Tischkärtchen und Pipapo. Kollektive Nahrungsaufnahmen solchen Kalibers zeichnen sich auch durch verdichtetes »happy couples«-Aufkommen aus.
Alleinerziehende Single-Frauen haben in diesen Konstellationen die Funktion des traurigen Farbtupfers. Findet zumindest K, eine soziologische Genossin. So würden, ihrer Ansicht nach, all die »happy couples« noch um ein Eckhaus happier. Mir doch egal. Hauptsache, Champagner.
Die muntere Hausherrin hatte mir als Tischherren einen Rossschweifchenträger zugedacht, vom Beruf Sexualtherapeut. Das Problem mit männlichen Rossschweifchenträgern ist, dass diese Frisur bereits vor zehn Jahren unfreiwilligen Unterhaltungswert besaß. Dieser Faktor wird durch die Tatsache potenziert, dass Männer im Spätsommer ihres Lebens ohnehin zu fliehendem Haaransatz neigen, wie eben auch dieses Exemplar.
Gott ist aber gerecht, Jungs. Für Frauen ab 30: das Ende der Bauchfreiheit, rigoroses Snoopy-Bashing für Slips. Ab 40: absolutes Bo-Derek-Zöpfchenverbot, Leggings-Todesstrafe und so weiter. Aber egal. Wer will denn so oberflächlich sein?!
Am Ende des Abends sollte der Sexklempner doch noch zu meiner Erheiterung beitragen. Während nämlich zwei von den »happy couples« sich bei der Panna Cotta in ein Kreuzfeuer zum Thema Selbstverwirklichung, Bewahrung der Freiräume und dem Vorwurfsrepertoire (»Nie hast du Zeit« oder »Muss der Parka von Prada sein?!“) hingaben, erwachte der Sexualtherapeut kurz aus der Agonie und trompetete ins Gemenge: »Geht’s doch nach Haus vögeln, dann is a Ruh!«
Erstarrung, ich konnte mein Prusten naturgemäß nicht domptieren. »Weil’s wahr ist«, fügte er hinzu und grinste wie ein Honigkuchen-Buddha. Das Entsetzen seiner Mitmenschen dürfte auf den Therapeuten beflügelnde Wirkung haben.