Читать книгу Die Wahrheit über Arthrose - Prof. Dr. Med. Musa Citak - Страница 8
ОглавлениеUm die komplexe Entstehung der heimtückischen Volkskrankheit zu verstehen, sollten Sie wissen, wie ein Gelenk aufgebaut ist, wie es zur Arthrose kommt und warum jeder Knorpelschaden genau analysiert werden muss.
Solange unsere Gelenke prima funktionieren und sich nicht mit Schmerzen bemerkbar machen, nehmen wir sie kaum wahr. Das Zusammenspiel von Muskeln, Bändern, Sehnen, Knorpeln, Knochen und ausreichend „Schmieröl“ dazwischen macht es möglich, dass wir laufen, rennen, hüpfen, gehen, uns beugen und uns strecken können, wie wir gerade Lust haben. Erst wenn all dies nicht mehr reibungslos klappt, rücken die Gelenke in den Fokus. Bewegungen, die vormals selbstverständlich waren, sind plötzlich mit starken Schmerzen verbunden. Der Arzt diagnostiziert: „Sie haben Arthrose.“
„Was ist das eigentlich genau?“, werden Sie sich fragen. Unter der weitverbreiteten Krankheit versteht man eine Verschleißerkrankung der Gelenke. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist es die häufigste Gelenkerkrankung überhaupt. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Bewegungsmangel, Fehlhaltungen, langfristige Überlastungen, genetische Veranlagungen, Verletzungen, Übergewicht, altersbedingte Abnutzung und Fehlstellungen der Gelenke spielen dabei eine Rolle. Eine Arthrose beginnt mit Rissen in den Knorpeln, dadurch erhöht sich die Reibung im Gelenk. Die Knorpel zwischen den Knochen werden zunehmend abgerieben, bis die Knochenflächen direkt aufeinanderreiben. Das kann lange dauern, denn der Knorpel nutzt sich nicht von einem Tag auf den anderen ab. Es ist ein langer, schleichender Prozess, an dessen Ende die komplette Abnutzung des Gelenkknorpels steht. In diesem Stadium ist das Gelenk zerstört, also irreversibel beschädigt. Wenn sie einmal da ist, kann die Arthrose nicht rückgängig gemacht werden.
Das gesunde Gelenk
Um die komplexe Entstehung und den Verlauf der Arthrose zu verstehen, muss man sich erst mal ein gesundes Gelenk ansehen. Ob Schulter-, Daumen-, Knie-, Hüft-, Ellenbogen- oder Zehengelenke: Auch wenn sie unterschiedlich aussehen, sind sie im Prinzip alle gleich aufgebaut. Ein Gelenk ist ein Verbindungsstück zwischen zwei oder mehreren Knochen oder knorpeligen Strukturen. Gelenke sorgen dafür, dass unser Körper beweglich ist. Das gesunde Gelenk liegt in der Regel zwischen zwei Knochen, deren Ende jeweils mit Gelenkknorpel überzogen ist. Zwischen den Gelenkknorpeln befindet sich die Gelenkscheibe. Die bekannteste Gelenkscheibe ist der Meniskus, wobei dieser eine Sonderform einnimmt, da er das Gelenk nur unvollständig aufteilt. Geschützt wird das Gelenk von der Gelenkkapsel, die es wie eine Hülle von der Umgebung trennt und zusammenhält. Auf der Innenseite der Gelenkkapsel befindet sich die Gelenkinnenhaut, die die Gelenkflüssigkeit erzeugt. Diese Flüssigkeit, die als Gelenkschmiere bezeichnet wird, versorgt das Gelenk und den Knor-pel mit Nährstoffen. Da der Knorpel we-der Blutgefäße noch Nerven hat, ist eine Selbstheilung kaum möglich und die Zerstörung des Knorpels allein bleibt erst einmal schmerzfrei.
Der Knorpelschaden
Ein Knorpelschaden bedeutet nicht immer, dass man eine Arthrose hat, allerdings ist die Arthrose immer mit einem Knorpelschaden verbunden. Nicht wenige Mediziner und Therapeuten setzen den Knorpelschaden mit der Arthrose gleich. Es ist wichtig, den Knorpelschaden ganz genau zu analysieren. Wenn man von einem Knorpelschaden spricht, bezieht sich das nur auf den Knorpel. Isolierte Knorpelschäden können bei Sport- unfällen auftreten, die dann der Hauptauslöser für den Beginn der Arthrose-Erkrankung werden. Je nach Schwere unterteilt man die Knorpelschäden in Gradzahlen. Dabei orientieren Ärzte sich an der sogenannten Outerbridge-Klassifikation. Diese Einteilung klassifiziert den Knorpelschaden in fünf Gruppen: Der Knorpelschaden nullten Grades ist der gesunde Knorpel. Einen Knorpelschaden ersten bis dritten Grades kann man zusammenfassen, da er nur die Zunahme des Knorpelschadens beschreibt – das reicht von kleinen Einrissen über Knorpelläsionen bis zu Defekten in der Knochenschicht. Der Knorpelschaden vierten Grades beschreibt die komplette Zerstörung des Knorpels, sodass der darunterliegende Knochen frei liegt. Im Röntgenbild ist der Gelenkspalt kaum noch zu erkennen. In diesem Fall spricht man auch von einer „Knorpelglatze“.