Читать книгу Die Wahrheit über Arthrose - Prof. Dr. Med. Musa Citak - Страница 9
ОглавлениеDie Entstehung der Arthrose bleibt leider lange unentdeckt. Wenn der Schmerz sich bemerkbar macht, ist die Erkrankung schon da. Das kann gefährliche Folgen haben. Denn die Patienten wiegen sich oft jahrelang in falscher Sicherheit, statt rechtzeitig vorzubeugen.
Habe ich Arthrose? Mit dem Älterwerden steht wohl jeder irgendwann vor dieser Frage. Eine ehrliche Antwort ist ohne Arzt kaum möglich. Denn das größte Problem bei der Arthrose ist, dass sie sich lang-sam entwickelt und dabei sehr lange unbemerkt bleibt. Kommt es erstmalig zu Schmerzen, ist die Erkrankung bereits da. Die Betroffenen sind natürlich beunruhigt und machen einen Termin beim Arzt. Im Durchschnitt zwei Wochen später sitzen sie dann bei mir in der Praxis und sind überraschend gut gelaunt. Wenn ich nicht wüsste, woran das liegt, würde ich staunen. Aber ich kenne das schon und kann meine Patienten verstehen. Denn aus ihrer Sicht haben sie völlig recht, wenn sie sagen: „Ich bin eigentlich nur gekommen, weil ich einen Termin hatte und den nicht sausen lassen wollte. Meine Beschwerden sind inzwischen wieder verschwunden. Ich bin gesund.“
Der Schmerz lässt nach, aber die Arthrose bleibt
Schön wäre es, aber das ist leider nicht richtig. Denn es ist nicht die Arthrose, die offenbar wieder verschwunden ist, sondern es ist der Schmerz, der – je nach Alter und Therapie – nach dem ersten Schub vorbeigeht. Von nun an wechselt sich die aktive und schmerzhafte Arthrose-Phase mit einer inaktiven Phase ab, die nicht schmerzhaft ist. Die Patienten haben das Gefühl, dass alles wieder so ist wie früher. In dieser Zeit glauben sie es gern, wenn jemand von der „Arthrose- Lüge“ spricht und ihnen versichert, dass ihr Problem eigentlich gar keines ist. Doch das ist leider nicht die Wahrheit.
Während die Patienten sich in falscher Sicherheit wiegen, schreitet die Arthrose langsam, aber sicher weiter voran. Unabhängig vom Schmerzempfinden steigt die Krankheitskurve steil nach oben, während der Schmerz wellenförmig verläuft. Nach der ersten aktiven und der ersten inaktiven Phase kommt der nächste Phasenwechsel. Diesmal werden die Schmerzen stärker, verschwinden danach aber genauso wie in der ersten inaktiven Phase wieder. Dies wiederholt sich noch ein paar Mal, bis die Schmerzen schließlich so stark sind, dass der Patient sie nur noch mit Medikamenten erträgt und sich ein neues Gelenk und die damit verbundene Operation wünscht. Zu diesem Zeitpunkt sind schon viele Monate und Jahre vergangen, in denen man das Fortschreiten der tückischen Erkrankung mit verschiedenen Maßnahmen hätte aufhalten können. Unser Körper besitzt nämlich enorme Selbstheilungskräfte, die allerdings aktiviert werden müssen.
Die Ursache der Schmerzen bestimmt über die Therapie
Hinzu kommt: Viele Patienten leiden nicht an den Schmerzen der direkten Arthrose, sondern an Sehnenreizungen oder Muskelschmerzen, die entstanden sind, weil sich die Biomechanik des Gelenks verändert hat. Deshalb geht es nicht darum, den Patienten, der keine akuten Schmerzen mehr hat, möglichst schnell wieder nach Hause zu schicken. Als Arzt muss ich die drei Hauptprobleme für Schmerzen auseinanderhalten können. Kommen die Beschwerden vom Gelenk, von den Muskeln oder von den Sehnen? Nur dann kann ich die richtige Therapie aussuchen.Wer unter Schmerzen leidet, folgt einem natürlichen Reflex: Er versucht, die Beschwerden zu lindern, indem er das Gelenk so oft wie möglich in Ruhe lässt. Das funktioniert eine Zeit lang: Was nicht bewegt wird, tut auch nicht weh. Doch je länger die schmerzhafte Phase andauert, desto weniger wird das Gelenk bewegt. Diese Form von Schonung führt nicht zur Heilung, sondern bewirkt das Gegenteil! Ein Gelenk, das nicht benutzt wird, wird schlechter durchblutet und die Arthrose kann schneller voranschreiten. Daher sollten Arthrose-Patienten das betroffene Gelenk regelmäßig möglichst schonend bewegen, unabhängig davon, ob sie gerade akute Schmerzen haben oder nicht.