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„Zurück, Partner!“

Nur widerwillig wich Gray Wolf zurück. Der Schatten McQuades fiel groß und verzerrt über Spencer Elliott. Der Kopfgeldjäger bückte sich, zog den Revolver des Banditen aus dem Holster und schob ihn in seinen Hosenbund, dann drückte er die Mündung der Henrygun gegen die Brust Elliotts. „Ich schätze, Hombre, aus deiner Verabredung in Tucson wird nichts.“

Der Bandit griff sich an den Kopf und stöhnte aufs Neue. „Wer bist du? Du hast mir fast den Schädel eingeschlagen. Die Pest an deinen Hals, Hombre!“

„Mein Name ist McQuade. In deinen Kreisen bin ich bekannt wie ein bunter Hund. Eigentlich müsstest du schon von mir gehört haben.“

Elliott knirschte mit den Zähnen und verdrehte die Augen, dann schnarrte er: „Natürlich habe ich von dem Bluthund McQuade gehört. Warst du etwa dabei, unten in den Tumacacori Mountains?“

„Ja.“

„Und was jetzt?“

„Ich werde dich in dieser Box an die Futterraufe fesseln, und morgen Früh bringe ich dich nach Tucson, wo ich dich dem Sheriff übergebe. Für mich ist die Sache dann erledigt.“

„Noch sind wir nicht in Tucson“, fauchte der Bandit.

Ein geradezu mitleidiges Lächeln bahnte sich in McQuades Miene. Es war das Lächeln eines Mannes, der sich seiner Sache ausgesprochen sicher ist. „Wir werden bis zum Mittag in Tucson sein, Bandit, darauf gebe ich dir mein Wort.“

McQuade trat zwei Schritte zurück. An den Stallmann gewandt knurrte er: „Du besitzt doch sicherlich ein paar solide Schnüre, mit denen ich ihn fesseln kann. Bring sie mir.“

Der Peon hastete davon.

„Steh auf, Elliott!“, gebot McQuade. „Ich rate dir jedoch, nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Dein Kopf würde ein weiteres Mal Bekanntschaft mit dem Lauf meines Gewehres machen.“

Zähneknirschend, ächzend und stöhnend kämpfte sich der Bandit auf die Beine, dann stand er schwankend in der Box und kämpfte gegen die Wellen der Benommenheit an, die gegen sein Bewusstsein brandeten.

„Setz dich an die Futterraufe und nimmt die Hände nach oben!“, befahl McQuade.

Spencer Elliott schien seine größte Not überwunden zu haben, denn er duckte sich ein wenig und nahm eine sprungbereite Haltung ein. In seine Mundwinkel hatte sich ein brutaler Zug eingekerbt, in seinem Blick lag eine tödliche Drohung.

„Das würde ich dir nicht raten, Bandit!“, warnte McQuade.

Sekundenlang änderte sich an Elliotts Haltung nichts. Die beiden Männer starrten sich an und jeder versuchte mit seinem Blick Druck auf den anderen auszuüben. Von beiden ging etwas Zwingendes aus, eine Strömung, die den Gegner wie eine Warnung vor Unheil und Verhängnis berührte.

Gray Wolf spürte instinktiv, dass Elliott nicht kampflos die Flinte ins Korn zu werfen gedachte und dass er alles auf eine Karte setzen würde, um den Kopfgeldjäger auszuschalten. Das kluge Tier begann bedrohlich zu knurren, seine Augen verdunkelten sich und es legte die Ohren an; Zeichen dafür, dass in ihm die Aggressivität einen Pegel erreicht hatte, der den Wolfshund unberechenbar machte.

Plötzlich irrte der Blick des Banditen ab und er knirschte: „Halt mir bloß diese Bestie vom Leib. Es ist in Ordnung. Ich tue alles, was du verlangst.“

Jetzt kam der Peon mit einer Handvoll dünner Lederschnüre. Er näherte sich ganz vorsichtig, denn aus Gray Wolfs Kehle stieg immer noch das drohende Knurren.

„Ruhig, Partner!“, stieß McQuade schroff hervor und sogleich verstummte Gray Wolf. Der Kopfgeldjäger nahm die Schnüre, schaute Spencer Elliott an und wies mit der linken Hand auf den Boden unter der Futterraufe. „Setz dich und nimm die Hände nach oben.“

Zähneknirschend und mit dem Ausdruck eines grenzenlosen Hasses in den Augen kam der Bandit dem Befehl nach. McQuade fesselte seine Hände an den Stangen der Raufe fest, schließlich band er ihm auch noch die Beine zusammen. Der Kopfgeldjäger trat zurück und sagte: „Gray Wolf wird dich die Nacht über bewachen, Bandit. Rechne dir also nichts aus.“ Und an den jungen Mexikaner gewandt sagte McQuade: „Und du, Chico, solltest nichts unternehmen, um ihm zu helfen. Egal wie viel Geld er dir bietet – lehne es ab.“

„Bei der Heiligen Jungfrau, ich würde nie …“

Er verstummte, als McQuade ungeduldig abwinkte. „Es war ein gut gemeinter Rat, Chico.“ Der Kopfgeldjäger angelte sich sein Gewehr, das er weggelehnt hatte, strich Gray Wolf mehrere Male mit der linken Hand über den Kopf und sagte leise: „Gib gut Acht auf den Hombre, Partner.“

McQuade verließ den Stall und kehrte in die Pulqueria zurück, setzte sich wieder an den Tisch beim Fenster, trank einen Schluck Wasser und rief dem Wirt zu, dass er nun das Essen servieren könne.

Ehe er sein Zimmer aufsuchte, begab er sich noch einmal in den Mietstall. Die Lampe, die an dem Balken hing, war nur ein gelber Klecks in der Finsternis, denn der Stallmann hatte den Docht weit heruntergedreht. Das Flämmchen blakte und der gläserne Windschutz war schwarz vom Ruß, sodass er kaum noch Licht durchließ.

McQuade nahm die Lampe, drehte den Docht höher und begab sich zu der Box, in der er Spencer Elliott an die Raufe gefesselt hatte. Gray Wolf lag quer davor und der Bandit saß noch so am Boden, wie ihn der Kopfgeldjäger zurückgelassen hatte. Vom Stallburschen war nichts zu sehen.

Der Texaner prüfte die Fesseln und war zufrieden.

Gray Wolf hatte sich erhoben, drängte sich gegen seine Beine und fiepte leise. Der Kopfgeldjäger graulte ihn zwischen den Ohren.

„Mich hier im Stall die ganze Nacht über gefesselt liegen zu lassen ist menschenunwürdig“, maulte Spencer Elliott.

„Gegen das, was dich erwartet, dürfte dies hier ein Honigschlecken sein, Bandit. Wenn sie dich gefesselt auf die Plattform des Galgens zerren und dir den Strick um den Hals legen, wirst du dir wünschen, lediglich an eine Futterraufe gefesselt in einem Pferdestall zu liegen.“

„Noch ist es nicht so weit, Menschenjäger!“, blaffte Elliott und Hass verzerrte seine Stimme. „Ich denke sogar, dass du noch vor mir in die Hölle fährst. In Tucson warten nämlich drei gute Freunde auf mich – auf dich aber wartet der Tod in Tucson.“

„Deine Freunde werden dir kaum helfen können.“

McQuade hängte die Laterne an den Nagel zurück, drehte den Docht wieder herunter und verließ den Stall.

Gesetzlose Städte, raue Männer: Alfred Bekker präsentiert 9 Western

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