Читать книгу Gesetzlose Städte, raue Männer: Alfred Bekker präsentiert 9 Western - R. S. Stone - Страница 16

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McQuade aß in einem kleinen Saloon zu Mittag. Er hatte gerade den letzten Bissen seines Steaks mit einem Schluck Wasser hinuntergespült und begann nun, sich eine Zigarette zu drehen, als Town Marshal Wes Rafferty den Schankraum betrat. Quietschend und knarrend schlugen die beiden grün gestrichenen Türflügel hinter ihm aus. Die harten Absätze der Schuhe des Gesetzeshüters erzeugten ein leises Hämmern auf den mit Sägemehl bestreuten Fußbodendielen.

McQuade ahnte, was seinen Freund bewog, zu ihm in den Saloon zu kommen. Wes Rafferty erreichte den Tisch des Kopfgeldjägers, rückte sich einen Stuhl zurecht und ließ sich nieder. McQuades Ahnung wurde zur Gewissheit, als der Ordnungshüter hervorstieß: „Holbert und Parham sind angekommen.“

Der Kopfgeldjäger klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen, riss ein Streichholz unter der Tischplatte an und hielt das Flämmchen an das Ende des Glimmstängels. Er inhalierte den ersten Zug, stieß den Rauch durch die Nase aus und erwiderte ohne eine Spur von Unruhe in der Stimme: „Dann sollte ich keine Zeit verlieren.“

„Das heißt, du willst auf die Kerle losgehen“, konstatierte der Town Marshal und musterte McQuade mit einer Mischung aus Sorge und Betroffenheit. „Du solltest sie nicht unterschätzen. Ich habe Holbert und Parham gesehen. Sie scheinen mir verdammt hartgesotten zu sein. Das sind Gunslinger, zweibeinige Wölfe. Ihnen haftet der Geruch von Pulverdampf an.“

„Ich werde nicht warten, bis sie mich zwischen sich haben und ich mich nach drei Seiten verteidigen muss“, erklärte McQuade mit Nachdruck im Tonfall. „Darum hole ich mir die Kerle vorher.“

Wes Rafferty fuhr sich mit der Zungenspitze über die schmalen Lippen und sagte nach kurzer Überlegung: „Ich will nicht, McQuade, dass du den Verdruss hier in der Stadt auslöst. Ich müsste einschreiten, und das weißt du auch. Du darfst außerdem nicht vergessen, dass du seit längerer Zeit auf der Abschussliste einiger Verantwortlicher des Tucson-Rings stehst, und zwar an oberster Stelle. Es wäre ein gefundenes Fressen für einige Gentlemen, wenn du einen blutigen Streit vom Zaun brechen würdest.“

„Ich soll also warten, dass das Trio den Reigen eröffnet. Dir ist aber schon klar, Wes, dass das einen beträchtlichen Nachteil für mich bedeutet – unter Umständen sogar einen tödlichen Nachteil. Ich nehme nämlich nicht an, dass mir diese Kerle offen entgegentreten. Sie sind sicherlich von der Sorte Spencer Elliotts, und diese Spezies geht nicht das geringste Risiko ein.“

„Du hast zwei, die auf dich aufpassen werden“, versetzte der Town Marshal, „nämlich Gray Wolf und mich. Das Verhältnis ist also ausgeglichen, und wir werden auf der Hut sein, damit uns die Kerle nicht überraschen. Kannst du damit leben, McQuade?“

Der Kopfgeldjäger nickte. „Du hast sicherlich recht, Wes. Ja, wir überlassen Elliotts Freunden den ersten Zug in dieser Partie. Soll der Satan die Karten verteilen – wir werden am Ende das Gewinnerblatt in der Hand halten.“

„Dein Wort in Gottes Ohr“, knurrte der Town Marshal und erhob sich. „Ich werde versuchen, die drei Kerle nicht aus den Augen zu verlieren. Sollten Sie in Aktion treten, werde ich zur Stelle sein.“ Wes Rafferty hob die rechte Hand zum Gruß, dann schwang er herum und strebte dem Ausgang zu. Auf dem Vorbau verklangen schließlich seine Schritte.

Der Kopfgeldjäger bezahlte seine Zeche und verließ dann ebenfalls den Saloon. Er beschloss, aus dem Boardinghouse sein Gewehr zu holen und dann in den Mietstall zu gehen, um nach seinem Pferd zu sehen. Gray Wolf hielt sich auf all diesen Wegen dicht bei seinem Herrn. Es war, als wüsste das kluge Tier, dass dem Mann Gefahr drohte und es auf ihn Obacht geben musste.

Im Mietstall schritt McQuade die Boxenreihen zu beiden Seiten des Mittelganges ab und schaute sich die Pferde an. Er konnte allerdings kein Tier entdecken, dass nach einem längeren Ritt hier abgestellt worden wäre. Aber das hatte nichts zu sagen, denn in Tucson gab es mehrere Mietställe.

Der Kopfgeldjäger ging zu der Box, in der sein Pferd stand. Der Falbe prustete erfreut und spielte mit den Ohren und McQuade stellte fest, dass das Tier gut versorgt war. Er wechselte mit dem Stallburschen ein paar belanglose Worte, dann wandte er sich dem Ausgang zu. Noch befand er sich jenseits der Lichtgrenze unter dem Tor. Außerhalb lag gleißender Sonnenschein auf dem feinen Sand, der den ganzen Hof bedeckte. Der Kopfgeldjäger trat ins grelle Licht und schloss für einen Augenblick geblendet die Augen. Und er spürte den jähen Anprall von Gefahr, als sein Blick einen hochgewachsenen Mann erfasste, der seitlich neben dem Hoftor stand und mit beiden Händen ein Gewehr schräg vor der Brust hielt.

McQuade hielt abrupt an. Gray Wolf duckte sich etwas, seine Nackenhaare sträubten sich, er legte die Ohren an und knurrte grollend.

Auch das Tier schien den Pulsschlag der tödlichen Gefahr, in der sich sein Herr befand, mit feinem, untrüglichem Instinkt wahrzunehmen.

Wie es schien, hatten sie ihn, den Kopfgeldjäger, gestellt. Und es ist schneller geschehen, als er es selbst für möglich gehalten hätte.

Der Mann beim Hoftor war um die dreißig Jahre alt, ein dunkler, indianerhafter Typ, der sich den Stetson weit in die Stirn gezogen hatte, sodass seine Augen im Schatten der Hutkrempe lagen. Sie glitzerten wie Glasstücke und erinnerten McQuade an die Lichter eines Wolfes.

Siedendheiß durchrann den Kopfgeldjäger die Frage, wo die anderen beiden Kerle steckten. Blitzschnell schickte er seinen Blick in die Runde, doch im Hof schien sich keiner von ihnen zu befinden. Die jähe Anspannung, die ihn beim Anblick des Burschen beim Tor befallen hatte, fiel von McQuade ab und er rief: „Bist du Edwin Holbert, Hombre, oder ist dein Name Jeff Parham?“

„Ich bin Holbert.“ Mehr sagte der Bursche nicht. Während er die drei Worte sprach, hatte sich sein Mund kaum bewegt.

Die kurze Zeit, seit er ihn wahrgenommen hatte, hatte McQuade genügt, um sich ein Bild von Edwin Holbert zu machen. Diese Sorte kannte er zur Genüge. Sie war hart wie Granit und ausgesprochen kompromisslos. Sie zum Feind zu haben war nicht erstrebenswert. Etwas Raubtierhaftes ging von Holbert aus. Dieser Mann war beachtenswert und sicherlich tödlich gefährlich.

Aber auch McQuade war hartgesotten, nervenstark, unnachgiebig und unbeugsam, und er zeigte sich auch jetzt furchtlos und unerschrocken. „Was willst du, Holbert?“ Wieder sicherte er in die Runde, ohne dabei jedoch den Mann beim Tor völlig aus den Augen zu lassen.

„Kannst du dir das nicht denken, Menschenjäger?“ Die Stimme Holberts klirrte wie zerspringendes Fensterglas.

„Dein Cousin ist ein kaltblütiger Mörder. Gegen dich liegt – wenn ich richtig informiert bin –, nichts vor. Warum willst du wegen eines Mannes, der skrupellos und aus niedrigen Beweggründen gemordet hat, zum Gesetzlosen werden?“

„Ich werde einen Dreck tun und mich dir gegenüber rechtfertigen!“, schnarrte Holbert und zog zugleich die Henry Rifle an die Hüfte. In diesem Moment vernahm McQuade über sich ein Geräusch und die Erkenntnis, dass sich einer der Kerle auf dem Dach des Stallgebäudes befand, durchfuhr ihn wie ein Blitz.

Er reagierte ansatzlos und warf sich zur Seite. Holberts Schuss peitschte und der Knall wurde über den Hof geschleudert. McQuade landete seitlich im Staub, repetierte die Henrygun und zog sie an die Schulter, drückte ab und rollte sich sofort einige Male herum. Aber auch Holbert hatte sich bewegt und war gedankenschnell zwei Schritte zur Seite geglitten, sodass das Geschoss des Kopfgeldjägers lediglich ein Loch in den Bretterzaun stanzte.

Gray Wolf hatte sich herumgeworfen und war im Stall verschwunden. McQuade lag direkt unter dem Stalltor und somit im toten Winkel zu dem Burschen auf dem Dach. Er und Holbert feuerten fast gleichzeitig, doch beide schossen viel zu hastig, sodass keine der Kugeln ihr Ziel fand.

Edwin Holbert warf sich herum und floh durch das Tor aus dem Hof. McQuade kam hoch, in diesem Moment jagte Gray Wolf an ihm vorbei. Der Kopfgeldjäger sprang in den Stall und ging neben dem Tor im Schutz der Bretterwand auf das rechte Knie nieder. Dabei repetierte er.

Gray Wolf schnellte mit kräftigen Sätzen in Richtung des Hoftores. Auf dem Dach knallte ein Gewehr, doch der Wolfshund bewegte sich schnell und so ließ die Kugel lediglich den Sand spritzen. In die verhallende Detonation hinein peitschte ein zweiter Schuss, und wenige Sekundenbruchteile später krachte der Körper eines Mannes vor dem Tor in den Hof. Staub schlug unter der ungebremst aufprallenden Gestalt auseinander und blieb in der Luft hängen.

McQuade sah blonde Haare und wusste, dass es sich bei dem verkrümmt daliegenden, reglosen Burschen um Allan Chase handelte.

Wie es schien, hatte Wes Rafferty in den Kampf eingegriffen. Er war, wie versprochen, zur Stelle, als Elliotts Freunde ihrem Hass und ihrer Rache freien Lauf lassen wollten.

Auf der Straße wummerte ein Colt; zweimal, dreimal brüllte er in rasender Folge auf und die Detonationen vermischten sich zu einem einzigen ohrenbetäubenden Knall, der durch die Stadt stieß wie eine Botschaft von Unheil und Tod.

Gesetzlose Städte, raue Männer: Alfred Bekker präsentiert 9 Western

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