Читать книгу Gesetzlose Städte, raue Männer: Alfred Bekker präsentiert 9 Western - R. S. Stone - Страница 12
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ОглавлениеDie Sonne stand hoch im Zenit, als McQuade Tucson erreichte. Auf der Main Street waren nur wenige Menschen zu sehen, denn die Hitze hielt die Bewohner in ihren Behausungen und ließ sie Siesta halten. Vor dem Sheriff’s Office saß der Kopfgeldjäger ab und band die Pferde am Holm fest.
Troy Howell, der County Sheriff, saß hinter seinem Schreibtisch und las in einer Zeitung. Der Geruch von Bohnerwachs, kaltem Pfeifentabak und frischem Kaffee stieg McQuade in die Nase, als er das Office betrat. Der Sheriff hatte den Blick gehoben und ein erfreutes Lächeln bahnte sich in seine Züge. „Ah, McQuade. Sie waren ja ziemlich lange unterwegs. Wir begannen uns schon Sorgen um sie zu machen.“
„Unkraut vergeht nicht“, versetzte der Kopfgeldjäger grinsend. „Ja, es war eine längere Jagd. Stuart Wilson, hinter dem ich eigentlich her war, ist mir in Mexiko entkommen. Dafür bringe ich Ihnen aber Spencer Elliott, einen Bankräuber und Mörder.“
McQuade holte den zusammengelegten Steckbrief aus der Manteltasche und reichte ihn dem Sheriff, der ihn auseinanderfaltete und las. Schließlich richtete er den Blick wieder auf den Kopfgeldjäger und knurrte: „Ein guter Fang. Auf dem Steckbrief heißt es tot oder lebendig. In welchem Zustand befindet sich Elliott?“
„Er lebt. Ich konnte ihn in San Xavier überwältigen, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut geflossen wäre. Allerdings hat er unten bei Douglas zwei Hilfssheriffs erschossen und drei weitere Männer verwundet.“
„Eine üble Nummer. Schade, dass man ihn nicht für jeden Mord, den er begangen hat, gesondert hängen kann“, brummte der Sheriff und stemmte sich am Tisch in die Höhe. McQuade verließ schon das Office und der County Sheriff folgte ihm. Als er den Banditen quer über den Pferderücken hängen sah, stieß er hervor: „Der Bursche sieht ja mehr tot als lebendig aus.“
„Keine Sorge, er lebt. Er wollte sich hier in Tucson mit drei Freunden treffen. Möglich, dass die drei versuchen, ihn aus dem Gefängnis zu befreien.“
„Sie werden dir verdammten Schinder einen Freifahrtschein in die Hölle verschaffen!“, ächzte der Bandit.
McQuade schob seinen Arm zwischen den Pferdeleib und die Beine des Banditen, ein kurzer, kräftiger Ruck, Elliott überschlug sich halb und krachte der Länge nach auf die Straße. Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen und er japste erstickend. „Er gehört Ihnen, Sheriff“, knurrte McQuade. „Den Scheck hole ich mir ab, sobald ich mich gebadet und das Hemd gewechselt habe. Und wie gesagt: Er hat mit drei Freunden gedroht. Wenn Sie von seinem Schrot und Korn sind, dürfen sie nicht unterschätzt werden.“
Der Kopfgeldjäger band den Falben los und saß auf.
„Hat er ihnen die Namen seiner Freunde genannt, McQuade?“, erkundigte sich der Gesetzeshüter.
„Nein. Aber ich denke, dass die Kerle auffallen.“ McQuade trieb sein Pferd an. Gray Wolf, der im Schatten des Vorbaus gelegen hatte, erhob sich, streckte den muskulösen Körper und gähnte laut, dann trottete er hinter seinem Herrn her.
Als McQuade das Büro des Town Marshals passierte, trat Wes Rafferty, der väterliche Freund des Kopfgeldjägers, auf den Vorbau. „Hi, McQuade. Wie war dein Trail?“
Der Texaner lenkte den Falben zum Marshal’s Office, parierte ihn, wies mit dem Daumen über die Schulter und erwiderte: „Den Kerl, den ich jagte, hab ich leider nicht erwischt. Er ist mir in der Sierra Madre entkommen. An seiner Stelle habe ich Spencer Elliott beim Sheriff abgegeben.“
„Spencer Elliott?“ Fragend fixierte der Town Marshal den Kopfgeldjäger.
„Ein Bankräuber und Mörder. Für seine Ergreifung sind tausend Dollar ausgesetzt.“
„Und nun? Wirst du einige Zeit in Tucson bleiben?“
„Ich denke schon. Elliott wollte sich hier mit drei Freunden treffen. Er hat mir ihre Namen nicht verraten, und ich weiß nicht, ob die Kerle schon in Tucson sind. Es ist jedoch anzunehmen, dass sie zum einen ihrem Kumpel zu helfen versuchen und zum anderen mir einen Denkzettel verpassen wollen.“
„Nach Tucson kommen täglich Fremde“, knurrte Rafferty. „Aber ich werde ein wenig die Augen offen halten, und wenn mir etwas auffällt, was für dich vielleicht von Interesse ist, setze ich dich in Kenntnis. Ist das in Ordnung?“
„Natürlich, vielen Dank, Wes. Elliott hat mir mit seinen Freunden gedroht und daher vermute ich, dass sie von seinem Schlag sind.“
McQuade verabschiedete sich von dem Gesetzeshüter und ritt zum Mietstall. Danach begab er sich in Maria Alvarez’ Boardinghouse, wo er regelmäßig Quartier nahm, wenn er in Tucson weilte. Er sperrte seine Satteltaschen und die Henrygun in den Spind, der zum Bett gehörte, und betrat zehn Minuten später den Barber Shop. Als er wenig später bis zur Brust in einem Holzzuber im heißen Wasser saß, erschien ein Deputy aus dem Sheriff’s Office und sagte: „Mich schickt Troy Howell. Er ist der Meinung, dass zumindest einer von Elliotts Kumpanen bereits in der Stadt und darüber informiert ist, dass sein Kumpel hinter Schloss und Riegel sitzt.“
„Wie kommt der Sheriff zu dieser Erkenntnis?“, wollte McQuade wissen.
„Ein blondhaariger Mister trieb sich vorhin auffällig in der Nähe des Office herum und schien es zu beobachten. Troy vermutet, dass der Kerl Sie mit Ihrem Gefangenen in die Stadt kommen sah. Und er meint, dass Sie Bescheid wissen sollten, McQuade.“
„Sicher, sollte ich wohl. Bestellen Sie dem Sheriff meinen Dank und sagen Sie ihm, dass ich die Augen offen halten werde.“
Der Deputy tippte gegen die Krempe seines verbeulten Hutes und verließ den Baderaum. McQuade nahm sich vor, dem blondhaarigen Burschen, von dem der Deputy gesprochen hatte, einen etwas intensiveren Blick unter den Hutrand zu werfen.