Читать книгу Die atlantische Magd - Ralf Blittkowsky - Страница 6
Verdeckte Visite
ОглавлениеZwei Nächte und einen Tag später, einem Mittwoch.
Engelheim und Hawknight, angemeldet als Inspektoren des Verteidigungsministeriums, fuhren von ihrem Zwischenstopp, einem Hotel in Brooklyn, nach Boston. Kurz nach 2 Uhr p.m. parkte ihr Chevrolet auf dem Firmenplatz des Unternehmens, in dem James Lindy als leitender Ingenieur arbeitete.
Nach den üblichen Lobbyformalien gingen beide Staatsbeamte durch die Sicherheitszone und ließen sich von einer Sekretärin zum Dienstzimmer James Lindys führen. Engelheim klopfte an und ohne eine Erlaubnis abzuwarten, öffnete er die teilverglaste Bürotür von Dr. Lindy, Chief Executor Ordonance Weapon.
Hawknight zögerte, las nochmals aufmerksam den Schriftzug, folgte seinem Kollegen ins Büro hinein. James Lindy hockte hinter seinem Schreibtisch in Lesehaltung gebeugt. Ohne aufzusehen, und ohne, dass seine Besucher einen Ton gesagt hätten, sagte er: „Formalie, kleinen Moment, bitte!“ Erst einige vertickende Minuten später sah der Hosenträgermann hinter seinem mit Akten und Büchern, teils aufgeschlagen, überfüllten Schreibtisch auf, erinnerte sich sofort, sich kurz an die Stirn fassend:
„Ah, die beiden angemeldeten Herren aus Washington D.C., nicht? Och, Sie stehen noch, warum machen Sie es sich nicht einfach bequem. Erwarten Sie nicht von mir, dass ich Ihnen Sitzsessel bereitstelle. Nehmen Sie Platz, und gedulden Sie sich einen Augenblick. Was nicht abreißt, ist die Arbeit! Waffen, Rüstung und so viel Papier! Aber nun zu … nein, nicht zu Ihnen. Sie werden doch nichts dagegen haben, mich zunächst in der Kantine zu begleiten. Anschließend besprechen wir, was Ihnen auf dem Herzen liegt, ja, das werden wir. Da muss ja schon ganz schön etwas im Argen liegen, wenn Sie sich meinetwegen aus extra Virginia hier raufbewegen, was?“
„Virginia, oh, nein, Dr. Lindy, wir bemühten uns aus Washington D. C. zu Ihnen rauf.“
„So, Washington D. C., kleiner Irrtum von mir, Pardon. Trotzdem, liegt ja ganz in der Nähe. Nun denn. Ui, hören Sie nicht, das kann nur mein knurrender Magen sein, weswegen ich da oben (tippt sich an die Stirn) Ihre Herkunft verwechselt habe. Wollen wir denn mal los?“
„Wohin los?“
„Na, wo besänftigt man seinen knurrenden Magen am ehesten? In der Kantine, meine Herren.“
Lindy erhob sich flink hinter seinem Schreibtisch, zog sich sein Jackett an, das in Reichweite am Kleiderständer hing. Seinen Besuchern den Rücken zuwendend, redete er weiter:
„Ein Auftreten wie Ihres kenne ich gar nicht, komisch. Schon mal überlegt, dass sie sich täuschen können. Mich überprüfen, mich hat noch nie jemand überprüft, sowas war auch zu keiner Zeit nötig. War’s das? Tut mir leid, dass Sie soweit gefahren sind und doch nichts erreichen konnten.“
„Stopp, da liegen uns aber ganz andere Informationen vor, Mr. Lindy.“
„Was sollte das sein, ‚andere Informationen‘? Schauen Sie mal genau in Ihren Unterlagen nach. Da, schon wieder! Es verzögert sich alles, meine Herren. Wäre für Sie sofort verfügbar, nur mein Magen, das verstehen Sie doch. Arbeit und Hunger – ein unverträgliches Paar! Ich kam heute noch nicht dazu, zu Mittag unsere gastronomisch exzellente Kantine zu besuchen, und knurrender Magen verhandelt eben ungern, meine Parole, Ihre doch auch, oder?“
„Verhandeln?“ Engelheim stieß Hawknight leicht mit dem Ellbogen an und erwiderte: „Wenn‘s rumort, Sie entwischen uns schon nicht.“
„Das war ‘n Scherz, nicht? Entwischen, ich wüsste nicht, wem ich entwischen sollte. Staatsbeamte, die sich ‘nen Scherz erlauben, sind mir zwar die Richtigen, aber leider bei mir falsch!“
Lindy drehte sich in Anzugjacke und gebundener Krawatte um, den beiden Inspektoren zulächelnd.
„Kommen Sie erst mal mit runter. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie hungrig ich bin. Hätten Ihre Formalien nicht auch telefonisch erledigt werden können? Für eine Lappalie extra hierauf zu fahren? Äh, entschuldigen Sie bitte, aber mein Magen, wirklich. Wenn die Physis die Konzentration behindert, tja!? Um Brummtöne zu hören, haben Sie bestimmt nicht hierauf gefunden, ha. Bitte folgen Sie mir! Unsere Kantine liegt im Erdgeschoss. Wenn ich bitten darf. Lindy öffnete die Bürotür und wies seine etwas seltsam verhaltenen Besucher galant den Weg in den Etagenkorridor.
Engelheim schob Hawknight durch die Bürotür auf den Etagenkorridor. Lindy klapste sich an den Kopf, stellte fest: Ui, ich hab’ was vergessen“, und ging zurück ins Büro. Zeit für Hawknight, Engelheim zuzuflüstern: „Lindys Verhalten gerade, der ahnt garantiert, was wir von ihm wollen.“
„Umso besser, dann weiß er, dass er nicht ewig verzögern kann. Diesen einen Gefallen tun wir ihm noch, ihn runter zu begleiten, dann reden wir mit ihm, aber nach unserer Façon.“
Minuten später schlüpfte Lindy im übergestülpten Pullunder wieder aus seinem Dienstzimmer heraus. Beim Abschließen bemerkte er lächelnd: „Ist ja draußen wärmer, als ich dachte. Machens wir ebensalopp, stört Sie beide doch nicht? Als Inspektoren hoppeln Sie doch auch leger durch Ihre Gänge, oder?“
Lindy führte den aus der Hosentasche gezückten Schlüssel ins Schloss und schloss die Bürotür ab, bemerkte, nach hinten gesprochen:
„Zur Vorsicht! Man kann ja nie wissen, wer hier so alles herumhoppelt.“
Ohne aufzufordern, ging er durch den Korridor zum Treppenhaus, Engelheim und Hawknight folgten ihm.
Auf der Treppe ging Lindy einige Stufen voraus und fragte hinterrücks: „Was führt Sie ausgerechnet zu mir? Inspektoren des Verteidigungsministeriums, kann ich mir vieles vorstellen, nur nicht, warum Sie ausgerechnet meine Akte hervorkramten und warum sie ausgerechnet meinetwegen hier auftauchen müssen. Wackelt irgendwo eine Patrone im Lauf, so was wäre mir aber außerordentlich neu und peinlich zudem. Für solche Fälle ist übrigens die Revision zuständig, nicht ich. Oder ist Ihnen die Arbeit ausgegangen? Meine Erinnerung reicht kaum soweit, mich zu erinnern, wann mir einer, geschweige denn zwei, von der Regierung ihre Aufwartung machten. Aber nun sind Sie hier, und es geht abwärts. Nein, nicht wie Sie vielleicht denken, meine Herren. Nur noch ein paar Stufen, dann sind wir da, wo’s herrlich duftet. Setzen die, wo sie herkommen, nicht auf Atom?“
„Bei Atom sind wir die Falschen“, schob Hawknight aus dem Takt gebracht, auf unterster Treppenstufe nach.
„Falsch, ha, ha, wer ist nicht falsch in dieser Welt? Erst einmal gibt es aber etwas zu mampfen, Sie sind selbstverständlich eingeladen, meine Herren.“
Einige Sekunden Reaktionszeit brauchte Hawknight schon, um zu antworten: „Oh, nein, Dr. Lindy. Wir sind Regierungsinspektoren im Dienst. Ihre überaus freundliche Einladung könnte sich bei uns als Bestechungsversuch spiegeln. Wir zahlen besser selber, falls wir etwas nehmen. Hast du Kohldampf, Gass?“
Klar war, dass Lindys Alarmsirenen bereits schrillten. Er wusste genau, dass seine bis jetzt so unauffälligen Besucher ihn unter Vorwand zurück im Büro in die Enge drängen wollten. Er ahnte auch, um was es sich handeln könnte, aber noch überspielte er es, obwohl er nur zu genau wusste, dass die Schlinge bereits um seinem Hals lag und sich schon bald zuziehen konnte.
Lindy steuerte in der Großraumkantine zielgerichtet auf einen Tisch zu, der wohl ständig für ihn reserviert war, auch wenn sein Name nirgendwo zu lesen stand.
Engelheim und Hawknight nahmen in der Kantine gegenüber Lindy Platz, der sich sogleich wieder entschuldigte und im Schnellschritt Richtung Essensausgabe lief. Ohne ihre Trenchcoats abzulegen, schauten Engelheim und Hawknight aufmerksam Lindys Auswahlritual an der Essentheke zu.
Nicht viel Zeit verstrich, bis er sich ihnen wieder gegenübersetzte, ein vollgestelltes Essenstablett vor sich stellend. Lindy grinste dabei die beiden ihm gegenübersitzenden Trenchcoats an und gestikulierte ihnen, nachdem er platzgenommen hatte, ihre Trenchcoats abzulegen. Statt abzulegen, sahen sie stumm zu, wie Lindy sein paniertes Schnitzel ohne Soßenglasur schnitt und seine Gegenüber ansehend genüsslich schmatzte.
Plötzlich durchschnitt den Fleischanschnitt im Kantinensaal weiter hinten eine weibliche Stimme, die überschwänglich laut ‚James, James‘ rief. Laufschritte unter ‚James, James‘-Rufen näherten sich ihm im Rücken.
Während James seelenruhig weiteraß, sahen die beiden Gäste eine kostümierte junge Frau, die mit aufgeregt wirbelnden Armen auf die Sitzgruppe zu hetzte. Geschätzt Anfang dreißig, hellblond, frisiert. Die kostümierte Frau stoppte seitlich am Kantinentisch, sah herab auf Lindy, sagte aber nichts, sondern drückte ihre Lippen aufeinander. Minutenlang sah von oben herab zu, wie Lindy weiteraß. Während sie dastand und ebenfalls schwieg, zwinkerte sie den beiden seltsamen Besuchern in Trenchcoats kurz zu und machte eine Grimasse, die darauf schließen ließ, dass ihr Schweigen nicht ernst gemeint war.
Als ob ihn die Frau zur Linken nichts anginge, aß Lindy weiter, entschuldigte sich nach ein paar Minuten, ohne sein Besteck abzusetzen: „Nichts Besonderes, meine Herren. Lassen Sie sich von ihr nicht ablenken.“ Kurz danach setze er aber sein Besteck ab und sagte forsch, nach links oben zu der Frau linsend: ‚Goodbye!‘
Was wohl der Auslöser war, dass sie einmal aufstampfend über Lindys Kopf hinweg losschimpfte: „James, du erwiderst ja nichts, wenn ich nach dir rufe. Sogar nicht, wenn ich neben dir stehe? Erreich‘ dich doch nur in dieser Kantine, sonst scheinst du ja Luft zu sein. Hast wohl schon wieder vergessen, mich zu schneiden, geht nicht mehr, Bruderherz! Du könntest nach so vielen Tagen, wie wir uns nicht begegnet sind, mich wenigstens eines Blickes würdigen, findest du nicht? Dein Schnitzel kann doch wenigsten warten, wenn deine Schwester mit dir spricht, oder?“
Ohne aufzusehen, stöhnte der angesprochene Bruder auf Deutsch: „Was gibt es denn nun schon wieder zu bequatschen, Kleinschwesterchen? Kuverts falsch bedruckt, weißt du doch, dafür, bin ich nicht zuständig.“
„Nenn‘ mich nicht Kleinschwesterchen, James! Wenn ich nicht wäre, würde kein Geschäftsbrief das Unternehmen ordentlich getippt verlassen. Unverzüglich ins Englisch zurück manövrierend: „Hast du dich schon entschieden, James?“
James, seelenruhig weiterspeisend. Beide Inspektoren glaubten, ob der Kantinenkonversation ihren Ohren nicht zu trauen.
„Für was soll ich mich denn entschieden haben, Klein-Ann?“
„Wollten wir beide nicht mal wieder zusammen ins Kino gehen? Du erinnerst dich hoffentlich noch. Wir haben schon vor Wochen Kreuz auf Bein geschworen: der nächste Streifen mit Montgomery Clift, äh, Donna Reed gehört uns.“
„Ann, es geht nicht. Ich hab’ zu viel um den Kopf, und um die Ohren dazu. Du siehst doch diese beiden Trenchcoats mir gegenüber. Sie lassen nicht locker, ohne Vorrang zu erhalten. Such dir doch endlich einen, den du in Streifen mit brüllendem Löwen zerren kannst.“
„Hört, hört, was so meines Bruders Stirn entwächst, vor allem aber mit wem, James? Im Unternehmen hat der Tag dreißig Stunden. Außerdem rennen über Bordsteine, manchmal sitzen sie auch in lackierten Straßenkreuzern, nur Weichlinge, die dir die Blumen vom Beet quasseln.“
„Blumen vom Beet, langweile mich nicht weiter und unterhalt mich nicht immer mit deinen Extravaganzen.“
„Was gönn‘ ich mir schon, hier wird einfach zu viel gesprudelt.“
„Innovation, lern…“
„Menschen schneller und massenweise ihrem Spirit zuzuführen, ja, ja Oh, du hast Besuch? Hatte ich gerade schon mal gelinst. Was sind denn das für welche? Sehen nicht gerade aus als seien es Weichlinge, eher ernst und bürokratisch. Du hast doch nicht etwa…?“
„Nein, hab’ ich nicht, was wird das hier, ein Verhör?“
„Mit Trenchcoats, gleich in doppelter Ausführung, sieht man dich sonst selten. Ist was passiert, und wenn, warum weiß ich nichts davon?“
Verärgert ließ James Lindy Messer und Gabel klirrend auf den Teller fallen, drehte sich heftig nach links, sah zu seiner Schwester hoch und stotterte:
„Was … was meinst du damit?“
„Das würden wir auch gern wissen“, schaltete sich Hawknight dazwischen. Lindy warf ihm sogleich einen wütenden Blick zu. Setzte wieder zur Linkswendung an, verweilte kurz, nahm die gewohnte Esshaltung ein und griff Messer und Gabel. Bevor er weiteraß, zischte er noch nach links über seine Schulter: „Jetzt reicht's, Ann! Komm, quassel' woanders. Für Hirngespinste hab’ ich heute und in Zukunft keine Zeit mehr!“
So einfach war Ann anscheinend nicht, fortzujagen, denn sie blieb standhaft, konterte raffiniert: „Ich wollt' mich ja nur vorstellen. Neue Gesichter in der Kantine, die müssen mich doch kennenlernen, und ich auch! Neue Gesichter bedeuten gleich Berge von Akten, Mappen, die gefüllt, Unterschriften, die besorgt werden müssen. Übrigens James, angekündigt ist "From Here to Eternity" (Verdammt in alle Ewigkeit‘). Im Film wird ordentlich geschossen und geprügelt. Das interessiert dich doch bestimmt! Vom Schießen warst du doch schon immer hellauf begeistert, James.“
„Ann, nicht so laut! Die beiden Herren wollen dein Gequake bestimmt nicht länger ertragen. Was sollen sie nur von uns denken?“
„Magst du mir deine Gäste nicht vorstellen, James? Außerdem können es doch alle hören, wer dich besucht, oder? Der Laden hier kniet doch vor dir, wenn du nur die Stirn runzelst. Du bekommst deine Donna Reed, ich bekomme meinen Montgomery Clift, abgemacht? Nichts hättest du mehr verdient als Abwechslung, Spaß, Freizeit. Was rede ich, du gehst ja neuerdings, wann du willst. Ihr Ingenieure dürft Freizeit haben, soviel ihr wollt, ist es nicht so?“
„Ann, das reicht jetzt! Verschwinde und lass mich zu Ende essen!“
„Noch nicht gemerkt, du kannst mir gar nichts. Was ich will, nehme ich mir! Kleines Amüsement mit dem Bruder so zwischendurch, na und? Da wird wohl niemand was gegen haben.“
„Äh, Ann, ich fahr übers Wochenende runter nach Connecticut!“
„Ach ja, Bruderherz, das wollte ich dich auch noch fragen. Kannst du mir nicht für ’n paar Tage die Schlüssel überlassen?“
„Das gehört nun wirklich nicht hierher, Ann! Ruf‘ mich doch am Freitagabend Zuhause an. Dann finden wir bestimmt eine Möglichkeit, aber lass mich jetzt bitte in Ruhe! Du siehst ja, die beiden Herren hier erwarten ganz begierig Möglichkeiten von mir.“
Die temperamentvolle Schwester wandte sich den beiden argwöhnisch beobachtenden Besuchern zu:
„Auf Möglichkeiten warten Sie beide, woher Sie auch kommen mögen? Bei meinem lieben Bruder vergebens, das sag‘ ich Ihnen gleich auf den Kopf zu. Enttäuscht? Wenn mein Bruder keine Schnitzel verdrückt, lebt und stirbt er fürs Unternehmen. Eine Gesinnung ist das!? Hätte ich eine solche Gesinnung, würde ich bald schon mit dem Rollator fahren. Übrigens, deine Gäste sollten sich auch mal einen längeren Spaziergang gönnen, so blass, wie die aussehen. Ist Ihnen nicht zu warm in Ihren muffigen Trenchcoats? Unpassend zur Jahreszeit! Wir springen, jenseits des Unternehmenszauns bricht der Frühling aus!“ Ins Deutsche wechselnd: „Was ist mit den Schlüsseln, Hans? Am Freitagabend sind die nächsten beiden Tage arbeitsfrei, wenigstens für mich! Connecticut ist immer eine Fahrt wert, findest du nicht?“
„Und sie bekommen sich beide?“, fragte James auf Englisch sich ihr zuwendend, ohne weiter auf die Schlüsselfrage einzugehen.
„Ja, leider, das ist der kleine Fehler im Drehbuch. Du hast sowieso nichts zu tun, James? Der Krieg ist kalt! Munition wird global gerade kei..., weniger vergeudet. Gönn‘ deiner kleinen Schwester wenigstens Burt Lancaster neuen Kriegsfilm. Vielleicht ballern sie wieder mit deiner Haubitze, nur diesmal auf der Leinwand, ohne Opfer im Saal. Erinnerung pur für amerikanische Jungs! Kann ich heute Abend für zwei reservieren oder wollen die beiden Herren im Trenchcoat uns begleiten?“
„Wir, oh, nein, viel zu brutal für uns! Wir legen höchstens die Beine hoch, wenn Vivien Leigh oder Audrey Hepburn auf der Leinwand glänzen.“
„Na, dann nicht. Meinte auch nur, Sie könnten wenigstens James dazu bewegen, mit mir ins Kino zu gehen. Sie müssten sich auch was anderes anziehen, Schade!“
„Und wrestlen, Ann?“
„Lenk' nicht ab, Brüderchen. Hat einer deiner Kollegen wieder gequatscht? Experten in ballistischer Berechnung, aber Freizeit für berstende Knochen vergeuden, na ja. Melon Jim kämpfte letzten Samstagabend einen seiner letzten Fights. Da musste ich eben am Ring bangen! Solltest du auch mal, als Alternative fürs unendliche Schuften. Sich reinziehen, wie Kerle sich nur mit Muskelkraft gegenseitig umnieten.“
„Nicht so laut, Ann, in der Kantine hört schon jeder mit!“
„Jede auch, nicht vergessen!“
„Gar nicht auszudenken, was meine beiden Gäste von dir denken.“ Ann sah sich kurz in der Kantine um.
„Stimmt, hier ernähren sich nur Kerle, natürlich außer mir! Reißen dich die beiden Typen wenigstens aus der Langweile? Sonst liest du doch den ganzen Tag Magazine, nicht? Kalt ist der Krieg, da braucht Uncle Sam keine Waffen, nur schuften darf die Sekretärin bis Ultimo, verdammt in alle Ewigkeit. Übrigens, wenn du, Bruderherz, in der Kantine eine mit einer Säge siehst, halt' sie fest, sperr sie ein – eine von den feisteren Damen ist auf meinen Stuhl versessen! Schade, war nett, Minuten ohne Abmachung zu verbringen. Ich muss wieder stenografieren, tippen oder sonst was, wer weiß, meine Stechuhr rotiert bestimmt schon. Tschüss, James und die beiden anderen Mister.“
Kaum hatte sie sich entfernt, neigte Hawknight sich über den Kantinentisch und fragte so diskret wie möglich: „Das eben war wirklich Ihre jüngere Schwester, Dr. Lindy? In unserer Kantine wäre sie mit ihrem lockeren Auftreten schon längst unten durch, das können Sie mir glauben.“
„Ann? Ich kann sie mir gar nicht anders vorstellen als garstig bis launisch, schlichtweg unberechenbar. Ihr Talent ist ihre aggressive Art Schlauheit und Witz zu mischen. Ziemlich gekonnt zwar, kommt aber wohl nicht überall gut an. Sie kann ja auch viel, und das lässt sie jeden und jede wissen, der ihr begegnet. Machen Sie mal die Probe aufs Exempel und kritisieren Sie sie. Als sie vor gut einem Jahr bei uns unterschrieb, schärfte ich ihr ein, ihre rebellische, mitunter beleidigende Art zu zügeln. Was dabei herausgekommen ist, lernten Sie ja gerade kennen. Ann springt in ihren Gedanken und Sätzen nach Lust und Laune. Ist sie erst mal so richtig drauf, macht sie es einem nicht gerade einfach, mit ihr auf gleicher Ebene zu bleiben. Trotzdem, man glaubt es nicht, Ann kann auch anders.“
„Nur gerade nicht.“
„Das war wohl gerade ihre Vorstellung, im Restaurant, in einer Bar oder beim Strandspaziergang kenne ich Ann ganz anders. Gesprächig, fragt nach, erinnert sich an früher – eine vollkommen andere Ann scheint mir dann zu begegnen. Als Sekretariatsleiterin meint sie, unersetzbar zu sein, weswegen sie meint, sich alles herausnehmen zu können. Bisher wurde ihr ihr Schalk noch nicht im Unternehmen krummgenommen, weil Ann schlichtweg die Beste ist! Geschäftsbriefe, von ihr redigiert und getippt, müssen Sie mal lesen. 'So kriege das keine hin', lobte Ann kürzlich unsere Geschäftsführung. Ob im Schreibmaschinenschreiben, beim Stenografieren oder beim Diktat, an Elan und Verstand übertrifft Ann jede andere im Sekretariat. Es gibt keinen im Unternehmen, der sie wegen ihrer Fähigkeiten nicht schätzt.“
„Außer Ihnen, Dr. Lindy?“
„Das habe ich überhört! So einer müssen Sie von vorneherein Paroli bitten, sonst macht sie mit Ihnen, was sie will. Schon, dass ich so was als ihr Bruder sagen muss ..., na ja, man nimmt das Leben eben, wie es kommt!“
„Ihre amüsante Schwester warnte doch eben, dass wer an ihrem Stuhl säge?“
„Reine Nonchalance! Ann weiß nur zu gut, dass die Sägezähne stumpf sind und nichts ihrer Stellung und ihrem Ansehen nichts anhaben können.“
„Bravo, das muss eine erst nachmachen. Nur fiel mir eben auf, dass Ihre Schwester dort, wo unsereins zu oft hinschaut, einen anderen Namen als Sie trägt? Lindemann, warum denn das, Dr. Lindy? Durchblicken ließ Ihre Schwester eben, dass sie nicht verheiratet ist, sie trägt auch keinen Ring. Wie also erklären Sie Ihre beider unterschiedlichen Nachnamen?“
„Ha, das ist schnell erklärt, meines Herrn! Ann trägt nach wie vor den Familiennamen unserer Eltern, sie heißt also mit Nachnamen ‚Lindemann‘. Als ich zu studieren begann, änderte ich ‚Lindemann‘ in ‚Lindy‘ und meinen deutschen Vornamen ‚Hans‘ in ‚James‘ um. Ich amerikanisierte ihn, weil ich mir dadurch höhere akademische und gesellschaftliche Anerkennung erhoffte.“
„Wie beides ja wohl auch eingetroffen ist.“
„Ja, natürlich, etliche deutsche Immigranten hatten schon im 19. Jahrhundert ihre deutschen Namen amerikanisiert. Müller wurde zu Miller, Schmidt zu Smith und so weiter. Bei Ihren Namen, Mister Engelheim, stelle ich es mir schwieriger vor. Engelheim zu Angelhome oder vielleicht Angeles, witzig, nicht? Sie haben es auch so geschafft, trotz Immigrantengeschichte in der Familie, nicht? Kompliment, als Inspektor in Staatsdiensten muss man bestimmt ganz schön aufwärtsrackern, nicht schlecht! Lindemann hätte im Nachhinein gesehen für mich auch funktioniert, aber wer konnte das damals schon wissen. Seit Highschoolzeiten bin ich James Lindy, nur Ann nennt mich manchmal, wie Sie gerade hörten, bei meinem Geburtsvornamen, also Hans. Aber hat es mir geschadet, eindeutig nein! Auch aus Ann ist was geworden! Nur zäher, serpentinenartig, verschlungener! Sie hat sich ihre Garstigkeit hart erarbeiten müssen! Mehrere Chefs sprangen nach ihrer Probezeit vom Angelhaken, und so weiter. Bis sich ihr Traum irgendwann erfüllte, ging es manchmal bis an die Schmerzgrenze, und oft auch darüber hinaus.“
„Weil Ihre Schwester die Routenführung für sich beanspruchte?“
„So sie konnte, ja! Nicht, sie wurde eingestellt, sondern sie ließ sich einstellen! Keine Chance, ihr solche Extravaganzen auszureden! Heute ist sie Sekretariatsleiterin eines der erfolgreichsten Rüstungsbauer der USA, aber, wie Sie gerade mitkriegten, kreuzen sich unsere Wege öfters, als mir lieb ist. Trotzdem, für Ann war es nicht gerade leicht, sich ihre Position zu ergattern.“
„Und dann so hoch, gleich Sekretariatsleiterin! Spült bestimmt mächtig viel Kohle Monat für Monat in ihre Kasse, wie?“
„Ein Inspektorengehalt im Staatsdienst wird’s wohl leicht deckeln. Welche Brocken Ann schon hoch gewälzt hat, um dann erneut, von vorne, ganz unten zu anzufangen, ach. Heute klopft man mir auf die Schulter, eine tüchtige und schlaue Schwester ins Unternehmen eingebracht zu haben.“
„Schön, eine herrliche Erfolgsgeschichte! Ihre Eltern müssen stolz wohl auf sie beide sein, zwei so prächtige Kinder aufgezogen zu haben.“
„Stolz können unsere Eltern nicht mehr sein. Beide haben Ende der Dreißiger binnen zweier Monate nacheinander abgedankt. Mein Daddy ärgerte sich ein Leben lang und war nie glücklich, mit dem, was ich werden sollte, und seit fast vierzehn Jahren auch mache. Er war Scharfschütze im Ersten Weltkrieg, aber Kanonen, Teufelszeug und Mist!“
„Hört sich wie an manchen Tischen im Kasino an. Infanteristen untereinander, Sie wissen schon? Interessante Miss, Ihre Schwester, aber so, wie sie sich Ihnen gegenüber gerade aufführte, warum lassen Sie sich so was eigentlich gefallen?“
„Ein Mann schaffte noch nie, sie zu bändigen, besser, sie ließ sich nicht bändigen! Deshalb, Geduld gewähren und oft ein Auge zudrücken! Vorhin tauchte Ann ausnahmsweise alleine in der Kantine auf. Ihre Kolleginnen umschwärmen sie sonst von Kantinenein- bis -ausgang. Nur Geplapper und Gelächter die ganze Zeit, trotzdem Anns Elan bei der Arbeit und in Pausen hat seinen Preis. Ann lebt schon seit Jahren allein! Wie ich übrigens auch – noch immer. Wer will schon einen heiraten, der ständig kalkuliert, wie viele Opfer eine Munitionsladung erzielen kann.“
„Ist bei uns nicht viel anders.“
„Wie, dass bei Inspektoren, die sich höchstens profilieren, wenn sie ‚Nine‘ und ‚Five‘ verwechseln?“
„Na ja, schlage vor, wir sollten mal wieder nach oben verschwinden. Wir kommen schließlich nicht, um uns Ihre Familiengeschichte anzuhören, Dr. Lindy.“
„Offen gestanden, bei Anns impulsivem Temperament fiele mir auch niemand ein, der zu ihr passen würde.“
„Wohin?“
„Natürlich upstairs, dort spricht es sich bequemer!“
„Och, essen Sie ruhig zu Ende, einen Happen gönnen wir Ihnen noch. Hat Ihre Schwester wirklich keine anderen Bekannten als diesen Wrestler? Was nur so eine zu so einem treibt? Eine kluge, temperamentvolle Frau, die mitten im Leben steht, passt doch nicht zu so einem, der nur auszuteilen kennt? Sagt mein ... Gefühl.“
„Ihr Gefühl? Der Wrestler ist für mich nicht so neu. Und für Ann, keine Ahnung, wie lange sie ihn schon kennt. Über Bekannte, Freunde spricht Ann selten. Nach der Arbeit fährt Ann manchmal Hunderte von Meilen weit, um irgendwelche Jazz-Saxofonisten, Drummer, Trompeter oder Gitarristen auf Klubbühnen spielen zu hören oder um ihr Idol fighten zu sehen. Das Erste, was Ann nach ihrer Anstellung bei uns anschaffte, war ein Rover Jet 1-Sportwagen, den Ann kostspielig aus England über den atlantischen Ozean importieren ließ. An manchen Wochenenden ziehen Ann auch Kunstausstellungen an. Manchmal fliegt sie sogar bis an die Westküste, nach Los Angeles, Seattle, um einen bestimmten Maler oder ein bestimmtes Bild im Museum zu sehen. Setzt sich Ann in der folgenden Woche mir gegenüber in der Kantine, schwärmt sie entweder von Pinselstrichen, die sie bezaubert hätten oder sie hat schlechte Laune. So, meine Herren Inspektoren, genug gemampft, folgen Sie mir.“
„Ihnen folgen? Aber gerne doch.“
„Ich hoffe, Sie strapazieren mich nicht mehr zu lange. Sie haben ja gerade mitgekriegt, die Arbeit häuft sich.“
„Aber, Dr. Lindy, wir haben doch gerade erst bei Ihnen angeklopft.“
„Ja, natürlich, nur noch kurz das Tablett abstellen, und wir können uns ins Büro vertagen. Dann stehe ich Ihnen zur Verfügung, mich mit allem quälen zu lassen, was Sie auf dem Herzen haben. Noch scheint mein Puls in Ordnung zu sein, ha, ha.“
„Wir auf dem Herzen…?“ Engelheim stoppte Hawknight mit einem leichten Ellbogenschlag in die Seite. Wortlos folgten die beiden verdeckt operierenden CIA-Agenten Lindy durch Treppenhaus und Etagenkorridor ins Büro hinein.
„Machen Sie sich’s bequem, meine Herren. Nichts verkabelt, Wände mit Schallschutz!“ (Lindy pochte heftig gegen die Bürowand)
„Wir können reden, nach draußen dringt garantiert nichts!“
„Oh, das weiß ich nicht, Dr. Lindy?“
Als Engelheim und Hawknight am Schreibtisch Platz genommen hatten, drehte Lindy sich ihnen entgegen, feuerte aggressiv: „Was soll das Ganze, Sie beide sitzen doch nicht vor mir, um sich mit mir über laufende Rüstungsprojekte zu unterhalten? So dilettantisch, wie Sie beide, klopft bei uns niemand sonst an. Warum also tanzen Sie ausgerechnet bei mir auf?“
„Tanzen, ich hab’ schon lange keine Lady mehr geführt, du etwa, Ed? Eins, zwei, cha-cha-cha, und so, wie? Sie haben recht, Dr. Lindy, gewöhnlich holen wir uns, was wir wollen, nur bei Ihnen überlegten wir uns, eine kleine Ausnahme zu machen.“
„Was wollen Sie von mir? Sie vergeuden nur meine Zeit, warum?“
„Nicht doch, Dr. Lindy. Verlieren Sie gerade Ihre Fassung? Bei uns nicht anzuraten! Wenn wir auftreten, verlieren sonst andere ganz was anderes!“
„Spinnen die, war meine erste Reaktion. Gleich, als Sie beide vorhin ins Büro traten. Ich habe mich gestern über Sie beide erkundigt, stellen Sie sich vor! Im ganzen Verteidigungsministerium kennt man weder einen Hawknight noch einen Engelheim, warum also dieser Vorwand?“
„Peinlicher Fehler, trotzdem brauchen wir uns nicht zu entschuldigen.“
„Ich habe gleich mal ein paar Nummern gewählt und nachgeforscht. Sie stehen nicht nur in Verbindung mit der CIA, Sie sind von der CIA, und nun versuchen Sie investigative Spielchen mit mir. Inszenieren ‘ne Schmonzette, um mich von meiner Arbeit abzuhalten, noch mal, wozu das Ganze?“
„Wozu? Kommen Sie, Lindy, das wissen Sie doch genau. Wir nahen erst, wenn sich Tragödien abzeichnen, die Katastase erregt schon die Handlung! Vier Tage rückwärts, dämmert’s Ihnen?“
„Letztes Wochenende, na, da war ich in New York. Ach so, nun weiß ich, was Sie so sehr erregt. War ‘ne dumme Sache, eine Lappalie, hatte ich fast schon wieder vergessen. Hinterher hat sich das FBI getäuscht, aber ich musste einen Rechtsverdreher finanzieren. Das hat man nun davon, wenn so unbedarft in eine Bar in Manhattan einkehrt. In den hinteren Räumen tagte nämlich diese rote Brut, stellen Sie sich das Mal vor, und ich bin dort vollkommen unwissend eingekehrt?“
„‘Rote Brut‘, genau das ist das Stichwort! Erzählen Sie uns keine Märchen, Lindy, denn wir wissen, dass das kein Zufall war, dass Sie ausrechnet an jenem Samstagabend in dieser Bar abstiegen. Wir wissen auch, dass Sie im Hinterzimmer waren und dort unamerikanische Sprüche klopften. Verstehen Sie uns nicht falsch, Sie sollen das auch weiterhin tun, nur hätten wir gerne ein Ohr dabei, Ihr Ohr!“
„Wie, mein Ohr? So beschlagen seht ihr gar nicht aus! Könnt ihr denn keine Ruhe geben, ihr Ratten! Da war nichts letzten Samstag, wirklich nicht! Ich, und mit von der Partie bei Staatsfeinden, bei Ihnen piept’s, aber das gewaltig!“
Lindy war hinter seinem Schreibtisch hochkatapultiert, schätzte mit feurigem Blick die beiden nach wie vor gelassen dreinblickenden Männer ab.
„Lindy hat uns Ratten genannt, Gass. Wo können wir ein wenig abseits verhandeln, Dr. Lindy, vielleicht in dem Wäldchen hinter Ihnen?“
Hawknight zeigte durch das Fenster auf einen angrenzen Wald.
„Wenn hier wer das Büro verlässt, dann nur ihr beide zusammen, denn ich wüsste nicht, was es noch zu besprechen gäbe! Diese Hexenjagd höre ich mir nicht länger an!“
„Assoziationsreich. Eher Hexer, nur recherchieren wir nicht im 17. Jahrhundert.“
„Achtzehntes!
„Von mir aus, Achtzehntes! Kugeln verließen damals schneller den Lauf, was wir, Ihnen zugeneigt, lieber vermeiden würden. Wir kommen nur, um uns mit Ihnen, Dr. Lindy, aufschlussreich zu unterhalten. Noch eins, zügeln Sie sich, denn das hier ist Ihre erste und einzige Chance! Wir sind soweit heraufgefahren, um mit Ihnen zu vereinbaren, dass Sie künftig uns an Ihren Arrangements im roten Milieu protokollarisch, natürlich, teilnehmen lassen. Sie brauchen einzuwilligen und morgen zu unterschreiben. Ein Spitzel, wie Sie, käme uns sehr gelegen! Also, was ist – unser Angebot – sind Sie dabei?“
„So, mich umdrehen? Wüsste nicht, weshalb ich Ihnen noch Zeit schenken sollte, raus!“ Lindy sprang erneut von seinem Bürostuhl auf, zeigte fuchsrot im Gesicht am langen Arm zur Bürotür.
„Meint die Geste etwa, dass uns der Herr Ingenieur hinauswirft?“
„Sieht ganz so aus, Gass.“
„Lindy, wehren Sie sich eigentlich, wenn wir uns, na ja, störrisch verhalten? Gedient?“
„Nein, freigestellt! Tüfteln für strategische Zerstörung zu Lande, zu Wasser, in der Luft!“
„Aber vereidigt?“
„Na sicher! Wer für den Staat an Rüstungswaffen ackert, wird vereidigt! Wollen Sie mal sehen, die Urkunde hängt dahinten irgendwo an der Wand unter vielen anderen.“
„Nur so ‘ne Frage.“
Hawknight lehnte sich im Sitz zurück, blickte sekundenlang zur Decke und fing an, zu erzählen:
„Ein Mann wandelt abends durch Manhattan, wird durstig, sucht nach Entspannung, Abwechslung, Thrill, was weiß ich. Kehrt in die nächstgelegene Bar ein. Kann der Typ ahnen, dass eine halbe Stunde später in der Bar die Hölle los ist? Nein! Nur weil im Hinterzimmer ein paar Angeschwippste tagen, die es mit dem Star Sprangled Banner nicht so genau nehmen? Klartext: Letzten Samstagabend bestellte ich in der Bar nur einen Gin und grummelte so vor mich hin. Mein Rendezvous um acht Uhr abends war geplatzt. Ja, Ladys können auch mies sein, meine Herren! Sie ärgern sich wohl nie, wenn Sie verladen werden, wie?“
„Wäre noch schöner.“
„Ihr Problem! Ich jedenfalls ging ein bisschen in Höhe Central Park, und da lag so ‘ne Bar. Nicht die Nobelste, trotzdem ich ging hinein. Dampf ablassen, so was versteht doch ein jeder.“
„Dampf ablassen? Sie wissen doch, dass Ihr Name auf der Razzialiste des FBI prangte. Ausgerechnet da, wo ihr Name nicht erwartet wird, und Verdacht auslöst, sobald man ihn liest. Wir fragen uns seit Montagabend, wie Ihr Name überhaupt auf diese Liste kam. Da muss es doch einen Grund geben, und deswegen sind wir hier! Nun, der Grund interessiert uns nicht so sehr, wie Zugang zur Szene zu finden, und das durch Sie!“
„Durch mich? Weiß auch nicht, das FBI rannte plötzlich durch die Bar in Richtung der hinteren Räume. Ich hätte fast mein angesetztes Ginglas verschüttet.“ Lindy lehnte sich im Sitz zurück, zögerte, dann:
„Was stimmt hier nicht? Das am Samstagabend waren FBI-Cops, ihr beide seid aber von der CIA, sowas wirft Fragen auf!“
„Mann, ist der clever! Der durchschaut uns, Ed.“
„Wusste gar nicht, dass FBI und CIA ihr Kriegsbeil begraben hätten und untereinander eine Razzialiste austauschen?“
„Sagen wir mal, Ihr Name von dieser Liste ist uns zugeflattert. Reden Sie mit uns. Besuchen Sie uns gleich morgen früh im Bostoner CIA-Büro. Sicher nicht so chic wie Ihres, aber ausreichend, um alles aufzunehmen, was Sie über Ihre roten Hinterzimmerkontakte am Samstagabend auszuplaudern können. Mal sehen, vielleicht gibt’s hinterher auch ‘ne kleine Bescherung, je nachdem, wie Ihre Aussagen unsere Herzen erfreuen. Ist das nicht ein Angebot, Lindy? Wir müssen natürlich erst mal abschätzen, was Sie uns da servieren. Ist es ok, werden Sie sicher im Zeichen des Steinadlers weitere Verdienste einheimsen, Sie sind ja auch nicht mehr der Jüngste.“
„Ach, wem sagen Sie das?“
„Wir wollen alles wissen! Natürlich auch, wie lange Sie sich schon im roten Untergrund rumtreiben und wer da noch so herumlungert. Nicht zu fassen, so unscheinbar und dann entpuppt der Kerl sich als Staatsfeind, der es mit unserer Verfassung nicht so genau nimmt. Ist Ihnen eigentlich klar, Lindy, dass Sie Ihr Lebenswerk gerade vor die Hunde schmeißen?“
„Worauf warten Sie noch, meine Herren, zischen Sie endlich Leine. Sie sind schon viel zu lange in meinem Büro und halten mich nur von der Arbeit ab!“
„Unsere wohl auch. Nun gut, Dr. Lindy, wie Sie wollen. Keine Akzeptanz, dafür uns auf dem Hals! Kommunistenkonspiration ist bestimmt kein sanftes Delikt! Könnte schon einige Jährchen einbringen, oder wir lassen Sie leben, dafür liefern Sie, was Sie auf dem Rotauge einsammeln. Besser, Sie schütten sich uns aus! Wir offerieren Ihnen das aber nur ein einziges Mal, und das ist fast vorüber! Entweder Kooperation oder Sanktion, noch haben Sie die Wahl. Tja, da staunen Sie, so scharf sind wir Hunde.“
„Mich zur Kommunistenkonspiration animieren zu wollen, das wäre ein Witz, wenn es nicht so ernst ist! Meine Herren, war nett, mit Ihnen zu plaudern, aber in Ihrer hirnrissigen Angelegenheit kann ich Ihnen nun wirklich nicht weiterhelfen, das sehen Sie doch ein?“
„Wohl auf die Schnelle taub geworden, wie? Ihre stümperhaften Ausflüchte interessieren weniger als unsere Frage, was genau Sie im Hinterzimmer bei den Roten mitdiskutierten? Wie waren Sie dort eingebunden?“
„Über was diskutiert man mit Roten doch gleich? Wie es der Masse besser gehen kann. Sie haben recht, das Leder des Sessels ist für einen Linealschwenker wie mich zu edel. Und ob ich mittags zwei Schnitzel esse, sollte ich mir auch überlegen.“
„Unsinn…!“
„Den ich mir verbitte!“
„Ihr Geschmack interessiert uns nicht! Nur, wie Ihr Name auf die FBI-Liste letzten Samstagabend kam, und natürlich die ganze Vorgeschichte.“
„Vorgeschichte, auch noch das? Müssen Sie beide fingiert hier rauffahren, um zu träumen? Moment mal, vielleicht gibt’s hier noch einen abgeschiedenen Kellerraum, um zu fantasieren, nur beziehen Sie mich bitte nicht ein!“
„Warum sträuben Sie sich so sehr, Dr. Lindy? Wir machen Ihnen ein Angebot, das Sie nicht ausschlagen sollten. Greifen Sie zu, helfen Sie uns, und wir helfen Ihnen!“
„So, Angebot – mir? Passiert Ihnen das nicht manchmal auch, so ein Kribbeln zwischen den Beinen, sie spüren einen zunehmenden Drang, können ihn fast nicht mehr aufhalten, suchen hektisch nach einem Pissoir. Drängen sich durch eine Menge Fremder und entsorgen den Schicksalsstrom zuletzt in ein ekliges Urinal. Ein Kommen und Gehen, und alle paffen wie die Weltmeister. Sie wackeln nur noch und quälen sich durch Qualmwolken zurück. Fürchterlich! Ach ja, als ich in einen langen Gang trat, fragte mich so ein jüngerer Mann in karierter Anzugjacke nach Feuer, vielleicht meinen Sie das? Ein älterer, schnauzbärtiger FBI-Typ sah uns eventuell in dem Augenblick zusammenstehen, und kam dann gleich seiner Passion nach, Verdacht zu schöpfen. Vielleicht war der Mann einer von denen, dem der bedrohlich hektische Aufmarsch in dieser Bar galt, wer weiß? Jedenfalls kam einer dieser FBI-Staatsschützer hinter mir her an den Tisch, notierte sich Namen und Adresse und legte mir, zu meiner Verblüffung, Handschellen an. Ein freier und verdienter Bürger der USA in Handschellen abgeführt, stellen Sie sich das mal vor!? Darüber sollten Sie sich aufregen, dass so was überhaupt möglich ist, anstatt mit Unterstellungen hier undercover aufzutauchen. Auf dem Revier staunten die diensthabenden FBIler kaum, als sie erfuhren, woher ich aus Boston käme. Mein Name sagte keinen von ihnen was. Wohl zu lange her oder mit dem IQ ist’s nicht weit her, wer weiß? Dass man sich schon beim Pissen verdächtig macht, ärgerlich! Ist es hierzulande schon so weit gekommen, frage ich Sie beide.“
„Hören Sie auf, uns für dumm zu verkaufen, Dr. Lindy. Nicht nur im Gang muss einiges vorgefallen sein. Der FBI-Cop hat Sie nicht nur verhaftet, weil Sie sich auf dem Gang freundlicherweise eine Zigarette anzündeten!“
„Hab’ übrigens nie Feuer dabei. Ich bin Nichtraucher aus Passion, musste also ablehnen, oder riecht mein Büro etwa nach Zigarette?“
„Rieche nichts, Lindy…“
„Dr. oder Mr., bitte weiterhin. Einige Versäumnisse verzeih‘ ich Ihnen mal.“
„Ihre Schlenker können Sie sich sparen. Sie kamen aus dem Tagungszimmer, hetzten nervös nach vorne, als FBI-Cops bereits im Gang waren, war’s nicht so?“
„Wie oft schickt das FBI seine Spunde eigentlich zum Augenarzt? Ja, da muss was im Hinterzimmer gewesen sein, sonst hätte das FBI die Bargäste nicht in solche Aufregung versetzt. Dass ich ausgerechnet zum selben Zeitpunkt da war, war ausgesprochen dumm von mir und peinlich zugleich. Ich wäre lieber nicht dort eingekehrt, glauben Sie mir!? Aber, ich frage Sie, kann man vorher wissen, dass eine Stunde später das FBI für Hektik im Lokal sorgt?“
„Das hätten Sie zumindest vermuten können, Sie waren ja einer von denen, die im Hinterzimmer mitbrüteten. Warum hatten die Kommis sich eigentlich einen solchen Tagungsort ausgesucht? Samstagabend in Manhattan, man stelle sich das mal vor, kann man mehr Risiko eingehen? Vielleicht liegen wir ja falsch, wenn wir annehmen, dass Motten das Licht scheuen?“
„Sie lassen wohl nicht locker, was, obwohl ich mich nur wiederholen kann. Hätte ich geahnt, wie’s auf den Toiletten dieser Bar aussieht, ich wäre diese Stufen nie herabgestiegen, aber, nun wiederhole ich mich, ich wusste davon nichts. Wie blind, doof, vollkommen durchgeknallt ich doch gewesen sein muss, ausgerechnet dort einzukehren.“
„Hören Sie doch auf, Lindy. Wir beide haben uns gestern Abend in der Bar etwas umsehen können.“
„Und, haben Sie etwa noch verräterische Schweißtropfen noch von mir gefunden?“
„Was soll das denn wieder, Lindy? Reden Sie endlich mit uns. Sie wissen doch, warum wir hier sind und ahnen schon längst, dass der Himmel sich über Ihnen zugezogen hat.“
Lindy drehte sich kurz nach hinten, um durchs Fenster nach draußen zu schauen. Beim sich zurückdrehen, sagte er:
„Na, so was, keine Wolken am Himmel, Frühling soll’s werden. Ich kann nicht feststellen, dass sich da was zuzieht. Übrigens bin ich nicht religiös. Noch nie gewesen, fragen Sie Ann, meine verehrte Schwester. Darüber gönnt Sie Ihnen vielleicht eine Auskunft, allerdings nur, wenn Sie höflich zu ihr sind.“
„Lindy…“
„Wo haben Sie denn Ihre Höflichkeit gelassen?“
„Lindy, ich warne Sie, unterschätzen Sie uns nicht. Dass wir auch anders können, haben Sie sicher schon mental verarbeitet. Wir haben nun mal Ihren Namen von dort, wo er nicht auftauchen sollte, und das macht uns erheblich Kopfzerbrechen, so sehr, dass wir Sie gleich damit konfrontieren mussten, und hier sind wir, um Ihnen eine Chance zu geben.“
„Oh, wenn es so schlimm ist, sollten Sie … Ja, vielleicht beide, einen Doktor aufsuchen, der sich da oben bestens auskennt. Bei mir, meine Herren, sind Sie falsch. Ich bin Physiker, zurzeit mit der Regenerierung älterer Artilleriewaffen betraut. Im Pentagon friert man ja lieber, als Neues entwickeln zu lassen, na ja. Wie Sie sehen, meine Herren, kann ich Ihnen nicht dienen. Warum kommen Sie ausgerechnet auch zu mir, wenn Sie vorhaben, Kommunisten zu jagen?“
„Nicht jagen, jagen machen die von Samstagabend. Wir sind vielmehr an lückenloser Kommunikation interessiert, die uns nützlich sein kann.“
„Kommunikation, warum sagen Sie das nicht gleich? Kommunikation kann ich Ihnen liefern, so viel Sie wollen, fragt sich nur in welcher Waffensparte? Ob Army, Air Force oder Marines, oder, ich hole meine kundige Schwester hinzu? Sie sollen ja nicht, ohne dass Ihnen die Ohren ordentlich wackeln, von uns gehen, wie gefällt Ihnen das?“
„Lassen Sie die Dummheiten, Lindy. Schadet Ihnen nur mehr, als es Ihnen nutzt.“
„Mir schaden? Wenn ich mir was zu Schaden kommen ließe, würden Sie es garantiert als Erste erfahren. Ihre Visitenkarte, und das Problem wäre erledigt. Jetzt aber entschuldigen Sie mich wirklich, ich habe zu arbeiten. Massachusetts hat übrigens schöne Waldwege, wo Sie mal so richtig durchatmen könnten.“
„Ihr Kredit bei uns schmilzt unaufhaltsam, ist schon der Wasserlache nahe.“
„Wie kann ich Ihnen nur meine Unschuld beweisen? Da war nichts, habe ich auch dem ermittelnden FBIler letzten Sonntag gesagt. Mit Bildung klappt’s wohl nicht immer, schade, außer dass es wenigstens für Sie beide zur Dienstreise geführt hat.“
„Das nützt Ihnen gar nichts, uns zu beleidigen. Warum hat Sie das FBI ja Sonntagabend wieder laufen lassen?“
„Da haben Sie’s doch. Das ist der Beweis, dass ich mich in klarem Wasser wasche. Was wollen Sie also noch von mir? Verstehe, sich nach langer Autofahrt hierher eingestehen zu müssen, sich getäuscht zu haben, ist wirklich nicht leicht, gerade für zwei vom Auslandsgeheimdienst. Ich verstehe das voll und ganz.“
„Froh können Sie sein, dass Hoovers Terrier Sie nicht wesentlich unsanfter, als wir hier, in die Mangel drehten. Uns genügen aber nicht ein paar gebrochene Rippen, wir wollen mehr, ihr Wissen, wie verknotet Sie in der räudigen Kommunistenszene sind.“
„Meine Herren, jetzt ist aber nun wirklich genug schwadroniert. Verlassen Sie auf der Stelle mein Büro. Was Sie gegen mich vorbringen, ist so was von absurd. Ich hoffe, das war's, und Sie behelligen mich nie wieder mit grundlosen Verdächtigungen. Raus aus meinem Büro!“
Sich erhebend zeigte James Lindy am langen Arm zur Bürotür.
„Schon gut, schon gut. Dann gehen wir halt wieder, Dr. Lindy. Allerdings nicht unverrichteter Dinge. Sie wissen, was Ihnen von nun an blüht?“
„Vielleicht Rosen?“
„Mit Sicherheit nicht. Einen Versuch war es wert, Ihnen auf die sanfte Tour die Kooperation anzubieten. Seien Sie sich sicher, aus dem Spiel sind Sie längst noch nicht entlassen. Ich fürchte, es beginnt gerade erst. Bye, Dr. Lindy, man sieht sich!“
Eine Stunde später, vor der Auffahrt auf den Highway Richtung New York.
„Nun, wie fandest du unsere Exkursion nach Boston, Gass?“
„Frag nicht, Ed. Hast ja vorhin gesehen, wie der Mann sich windet. Dass da was mit ihm nicht stimmt, stinkt doch zum Himmel. Seine arrogante Art, seine Vorabinformation über unsere gefälschten Identitäten, seine ständigen Unklarheiten und Abwiegelungen, Lindy steckt tiefer im roten Milieu, als wir vor dem Gespräch ahnten.“
„…Lindy mittendrin. Ja, holen wir ihn uns! Was ist mit dem FBIler, der Lindys Personalien notierte, der müsste sich doch noch an den genauen Ablauf an jenem Samstagabend erinnern können?“
„Dem CIA verraten, wo Lindy sich aufhielt, als die Razzia begann, vergiss es, Gass. Du weißt ja, mit wie vielen Synapsen FBIler gesegnet sind.“
„Gut, also zu hohes Risiko! Von uns würde ja auch keiner kooperieren, selbst wenn Hoover am Draht hinge.“
„Da gäbe es noch eine Möglichkeit, fällt mir gerade ein!? Wenig galant, aber eine Möglichkeit, Lindys Blockadehaltung wenigstens etwas aufzuweichen.“
„Woran denkst du, Gass?“
„An diese durchgedrehte Dreißigjährige in der Kantine, Lindys jüngere Schwester.“
„Vergiss es, sie ist zu jung für dich und überhaupt nicht auf deiner Linie.“
„Hä, worüber sprechen wir gerade, Ed?“
„Wie wir Lindy gewinnen, das heißt umdrehen können.“
„Du hast sie ja vorhin gesehen, wie charmant sie mit ihrem älteren Bruder umgeht. Miss ist intelligent, schlau und raffiniert, die weiß, worauf es ankommt, und er hängt an ihr, auch wenn es sich nicht so anhörte. Ich hab’ ihn beobachtet, als er mit ihr sprach. Lindy war nicht explodiert, sondern die ganze Zeit ziemlich beherrscht, aufmerksam. Er hat sich nicht nur daran gewöhnt, das Temperament seiner jüngeren Schwester auszuhalten, sondern in seiner Weigerung schien er sich irgendwie wohlzufühlen. Ich sage dir, seine Schwester kann alles mit ihrem Bruder machen, und sie ist sein heimlicher Stolz. Und, vor allem, weiß sie einiges über ihn. Vielleicht auch über seine heimliche Passion für den Staatsfeind.“
„Wirst du jetzt zum Psychologen, Gass? Auf zum nächsten Möbelkaufhaus, um ‘ne Couch zu kaufen, oder wie?“
„Nein, Lindy hat tiefere Empfindungen für seine Schwester und sie für ihn, wenn ich mich nicht täusche. Ich bin mir sicher, die Frau ahnt schon, dass da was schiefläuft um ihren Bruder herum. Vielleicht weiß sie auch, was das ist und kann uns auf die richtige Spur bringen, dass wir uns nicht noch mal von Lindy rausschmeißen lassen brauchen. Na, was meinst du?“
„Vielleicht gar nicht so schlecht, einen Umweg über die Schwester einzulegen. Gut, konfrontieren wir sie direkt mit den Vorwürfen gegen ihren Bruder und warten ab, wie sie reagiert. Zwar nicht die feine Art, und überhaupt nicht unser Stil, aber wozu bin ich angesichts Lindy nicht alles bereit?“
„Einverstanden, mal hören, was uns diese Ann Lindemann über ihren Bruder alles verrät. Unvermittelt, diskret – ein Informationsgespräch, vor dem sie sich nicht sträuben kann, nicht mehr, kapiert!
„Ja, das könnte vielleicht was werden. Du, Ed, wo wir gerade dabei sind, Boston zu verlassen, sollten wir uns noch umentscheiden, und die Schwester gleich mal nach ihrem Bruder befragen?“
„Heute noch, wie willst du denn das anfangen, Gass?“
„Ich lass mir was einfallen, Ed, ist ja noch Zeit für ‘nen Kaffee.“
„Gut, dann retour.“