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Hava Stolowitzky, Jacobs Mutter, starb am 22. September 1938 nach langer, schwerer Krankheit. Nur knapp drei Monate später erlitt ihr Mann Moshe in seinem Büro während einer Sitzung einen Schlaganfall und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Er war eine ganze Woche bewusstlos. Als er wieder zu sich kam, war er halbseitig gelähmt und konnte nur noch mit Mühe sprechen. Jacob sorgte dafür, dass sein Vater von den besten Ärzten behandelt wurde und die beste Pflege bekam. Er saß Tag und Nacht am Krankenbett und war glücklich, als sein Vater nach einer Woche die Augen aufschlug und ihn ansah.

„Ich weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe“, sagte Moshe Stolowitzky unter großer Anstrengung. Doch er hatte noch etwas auf dem Herzen. „Ich bin sehr beunruhigt, mein Sohn. Die Lage in Deutschland spitzt sich zu. Hitler stellt eine große Armee auf, und er ist verrückt genug, mit ganz Europa einen Krieg anzuzetteln. Ich fürchte, er wird die ganze Welt gegen sich aufbringen und Unheil und Verwüstung anrichten. Am Ende wird alles zusammenbrechen und viele Unternehmen werden eingehen. Ich habe vor, meine Häuser und meinen Grundbesitz rechtzeitig zu verkaufen und das Geld in die Schweiz zu transferieren. Dieses Geld kann ein Notgroschen für Krisenzeiten sein und sich, wenn es gut angelegt ist, um ein Vielfaches vermehren. Wenn ich bald sterbe, möchte ich, dass du dies an meiner Stelle tust.“

Wenige Tage später schloss Moshe Stolowitzky für immer die Augen. Tausende wohnten seiner Beerdigung auf dem großen jüdischen Friedhof im Norden Warschaus bei. Er wurde neben seiner Frau beigesetzt, unweit des Grabes des Schriftstellers Isaac Leib Peretz. In den Marmorstein des Doppelgrabes der Stolowitzkys war die Darstellung einer Hand eingraviert, die ein Geldstück in eine Spendendose wirft – ein Symbol ihrer Großzügigkeit.

Nach dem Tod beider Eltern gingen das Haus in der Ujazdowska-Allee und das gesamte Vermögen der Familie auf Jacob über. Seine Frau Lydia verbrachte einige Monate damit, die Räume nach ihrem Geschmack umzugestalten. Jacob bemühte sich, die geschäftlichen Angelegenheiten seines Vaters zur Zufriedenheit der Kunden zu regeln und bestehende Verträge zu erfüllen.

Der kleine Michael wuchs wie ein Märchenprinz auf. Seine Kleider waren von einem renommierten Schneider angefertigt, die Köchin verwendete für seine Mahlzeiten nur die besten, frischesten Zutaten, und Gertruda wachte von morgens bis abends über ihm.

Lydia war stolz auf die neue Innenausstattung des Hauses und brannte darauf, ihr Werk den Gästen vorzuführen. Die Einweihung wurde mit einem rauschenden Ball für die Honoratioren Polens und die oberen Zehntausend Europas gefeiert. Der Wein floss wie Wasser, und der berühmte Bassist Fjodor Schaljapin, begleitet von den besten Musikern Warschaus, unterhielt die Gäste im großen Ballsaal mit Opernarien.

Jacob Stolowitzky erfüllte den letzten Willen seines Vaters und verkaufte fast den gesamten Familienbesitz, was ihm eine stolze Summe einbrachte. Mithilfe seines Schweizer Anwalts und Freundes Joachim Turner schaffte er die Millionen in die Schweiz und verteilte das Geld auf mehrere Banken. Er war überzeugt, das Richtige getan zu haben. Auf den Rat seines Vaters und dessen Vorahnung hatte er sich immer verlassen können.

Gertrudas Versprechen

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