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Šimo Ešić: Flüchtlinge


Flüchtlinge

Sie nennen uns Flüchtlinge.

Dem Unheil sind wir entkommen,

Das ich nicht begreifen kann.

Ich bin ein sechsjähriger Junge.

Alle meine Spielsachen, Kameraden,

Meine Oma, die Tanten

Sind fort ohne Rückkehr.

Ich gehe raus, versuche es

Zu verschmerzen.

Komm rein, ins Haus!

Du weisst, dass sich Frau Henzel ärgert,

Wenn auf dem Hof gehüpft wird - schreit meine Mutter.

Gehorsam gehe ich rein,

Bleibe am Fenster stehen,

Schaue auf die Dächer,

Vögel, auf die Wolken ...

Ob sie die Gleichen sind wie in Bosnien?

Geh weg vom Fenster!

Zieh die Vorhänge zu - sagt Mutter

Du weisst, was uns Frau Henzel

Gesagt hat -

Mir platzt der Kragen.

In Bosnien

Darfst du

Nicht auf den Hof,

Nicht ans Fenster,

Wegen der Scharfschützen,

Hier wegen der Frau Henzel.

Ich verfluche das Leben!

Telegramm

Ein Zugvogel trägt

In seinem Schnabel

Ein Telegramm

Zu meiner Mutter.

Seit langem gibt es keine

Telefonverbindung.

Winke ihr, lieber Vogel,

Du, der Freund meines Dorfes -

Breze!

Fliegst du über Breze?

Wir leben doch,

Weine nicht, Liebes!

Die Hoffnung liegt bei Gott.

Grüß alle,

Bete für alle,

Dass ist das,

Was ich jetzt kann ...

Meine Brüder

Sie schauen sich zornig

Über ihren Zäunen an.

Unerwartet.

Der Himmel verdunkelt sich

Und der Regenbogen

Über unseren Dächern erlischt.

Mir erzählen sie nichts

Versuche es

Zu verstehen.

Ob ich es kann?

Meine Brüder,

Wie zwei Fremde,

Beißen sich ins Herz,

Ohne Mitleid.

Die Sonne erwacht blutrot,

Geht hinter unseren Bergen

Unter.

Mir erzählen sie nichts

Bestimmtes,

Ich versuche zu helfen.

Ob ich es kann?

Meine Brüder

Entschlossen sich,

Gegen Mensch und gegen Gott

Zu handeln,

Grundsätzlich.

Der Hass stürmt

Und alles was schön und heilig war,

Überschwemmt er in unseren Erinnerungen.

Mir braucht nichts gesagt zu werden,

In aller Ewigkeit.

Ich versuche

ES ZU VERSTEHEN

UND ZU VERGEBEN.

Ob ich es kann?

Für Tvrtko Kulenović

Auch das geschieht wieder

Auf dem berglandschaftlichen Balkan,

In der Stadt Sarajevo,

Im zwanzigsten Jahrhundert.

Ein Dichter verheizt die Bücher

In seiner kalten Wohnung,

Im Tausch für sein Leben - verheizt er die Bibliothek.

Draußen Tod und Hass,

Draußen Krieg und Eis,

Der Dichter verheizt alles, was er hat,

Dann sind die Bücher an der Reihe.

Doch wie mit dem Buch in den Ofen?

Der Dichter kämpft mit sich,

Wie den Tolstoi ins Feuer schieben,

Wie ihn den Flammen übergeben?

Wie den Andrić, Meša, Dostojewski, Mann,

Mit deren Worten der Planet gefüllt ist?

Wie den großartigen Hesse, wie Günther Grass?

Doch die sind jetzt die Rettungsstrohhalme ...

Wie den Geist verheizen, wie die kollektiven Seelen?

Doch die Kälte sitzt in den Knochen,

Winterkalte Winde wehen,

Schneegestöber jault durch die Wohnung,

Ein Buch nach dem anderen verheizt der Dichter,

Um nicht zu erfrieren.

Er, der jede dieser Zeilen kennt,

Wärmt sich so am Feuer

Seines einzigen Hab und Guts.

Und das geschieht wieder

Auf dem berglandschaftlichen Balkan,

In der Stadt Sarajevo,

Im zwanzigsten Jahrhundert.

Im Tausch für sein Leben,

In einer kalten Wohnung,

Verheizt ein Dichter

Sein letztes Hab und Gut.

Übersetzung: Emina Kamber

Bosnisches Original

Izbjeglice

Zovu nas izbjeglice.

Pobjegli smo od zla

koje ne razumijem.

Ja sam dječak.

Sve moje igračke, drugovi,

baba i tetke

nepovratno su daleko.

Izađem napolje i pokušavam

da prebolim.

– Ulazi u kuću!

Znaš da se gospođa Henzelovca ljuti

kada se skače po dvorištu – viče mama.

Ja uđem poslušno,

stanem kod prozora

i gledam krovove

ptice i oblake…

Da li su isti kao u Bosni?

– Makni se od prozora!

Navuci zavjese! – govori mati.

Znaš šta nam je rekla

gospođa Henzelovca.

Meni prekipi.

U Bosni

u dvorište

i na prozor

ne smiješ od snajperista,

ovdje od gospođe Henzelovce.

Jebem ti život!

Telegram

Telegram majci

po ptici selici

šaljem

(odavno nema veza)

mahni joj, ptico,

prijateljice,

letiš li iznad Breza.

Živi smo, ipak,

ne plači, mila –

nada je još u Bogu.

Pozdravi sve,

molim za sve,

to je sve

što mogu.

Moja braća

Moja se braća

mrko pogledaše

preko svojih plotova.

Iznenada.

Smrče se nebo

i zgasnu duga iznad naših krovova.

Meni ništa ne govore

određeno

i ja pokušavam

DA RAZUMIJEM -

ako mogu.

Moja se braća,

kao tuđinci

za srca ujedoše.

Bez milosti.

Sunce se krvavo

rodi i zađe iznad naših bregova.

Meni ništa ne rekoše

određeno

i ja pokušavam

DA POMOGNEM -

ako mogu.

Moja se braća

protiv Čovjeka

i protiv Boga okrenuše.

Temeljito.

Mržnja prošiklja

i sve lijepo i sveto preplavi u našem sjećanju.

Meni ništa ne treba reći

za sva vremena.

Ja pokušavam

DA ZABORAVIM

I DA OPROSTIM.

Ako mogu.

Tvrtku Kulenoviću

I ovo se događa opet

na brdovitom Balkanu,

u Sarajevu gradu, u dvadesetom vijeku

književnik loži knjige

u svom studenom stanu,

u zamjenu za život - loži Biblioteku.

Napolju smrt i mržnja

napolju rat i led,

ložio sve što ima -

na knjige došao red.

A kako knjigu u peć,

sam se sa sobom bori,

kako Tolstoja gurnuti

u vatru da izgori?

Kako Andrića, Mešu, Dostojevskog i Mana,

kad je planeta riječju njihovom obasjana,

kako Hesea silnog, kako Gintera Grasa?!

Ali, oni su sada jedina slamka spasa...

Kako ložiti pamet i kolektivnu dušu?

Al' stud u kosti ušla,

zimski vjetrovi pušu,

mećava kroz stan vije

i pisac knjigu po knjigu

loži da se ogrije.

On, koji poznaje muku

svakog stvorenog retka,

grije se tako na vatri

svog jedinog imetka.

I to se događa opet

na brdovitom Balkanu,

u Sarajevu gradu,

u dvadesetom vijeku,

u zamjenu za život

u svom studenom stanu,

Književnik jedan loži

vlastitu Biblioteku.


(Foto: Hussein Al Zaher)

Fluchtpunkt Hamburg

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