Читать книгу Der Andere - Reiner W. Netthöfel - Страница 9

8.

Оглавление

„Wie ist er so?“, fragte Stefania, als Holly sie über ihre Rückkehr mit ihm in Kenntnis setzte.

Sie war überrascht gewesen, als er am Ende ihrer Vorstellung ihrer Familie verkündete, dass er sie begleiten wollte. Sehr überrascht, denn ihren Anschlag hatte sie, im Gegensatz zu ihm, noch immer nicht vergessen, und da war ja noch die Theorie von Dick. Überrascht, geschmeichelt war sie gewesen, aber sie hatte sich insgeheim gefreut, hoffte, dass sie sich näher kommen könnten, sie und dieser geheimnisvolle Mann.

Er ist ein wenig wie du, dachte Holly, sagte aber: „Er ist nett; vielleicht ein wenig steif, aber nett. Er hat viel gelesen, das wird dich freuen, du liest doch auch so viel.“ Und verdammt schnell für eine Fünfjährige, dachte sie.

„Ist er lustig?“ Holly überlegte.

„Er kann ernst, aber auch lustig sein.“, antwortete Holly unsicher und dachte an sein Amusement von heute Morgen.

„Ich glaube, er hat ein Geheimnis.“, flötete die Kleine. Wie kam sie darauf? Fängst du auch schon an wie Dick, dachte ihre Mutter.

„Du kennst ihn doch gar nicht.“, wies ihre Mutter sie zurecht.

„Ich werde ihn kennenlernen.“, hielt ihre Tochter dagegen.

„Ja, das wirst du.“, gab ihre Mutter zu.

Holly lächelte stolz, als sie das Gespräch beendete. Jedes andere Kind in diesem Alter hätte danach gefragt, ob der in Aussicht gestellte Gast ein Geschenk mitbringt, ob er reich sei. Nicht so ihre Tochter; für Stefania waren andere Dinge wichtig, wie zum Beispiel die Persönlichkeit und der Charakter, nicht die Körpergröße oder die Marke seines Autos.

Über Madeira fragte er Holly, wie beiläufig: „Wisst ihr eigentlich, wie es Tom und Sarah ergangen ist?“ Er sah sie gebannt an. Seit Stunden schon hatte sie das Gefühl, dass ihn etwas umtrieb, und nun glaubte sie, dass es diese Frage gewesen sein könnte. Wieso er so ein großes Interesse an den Personen hatte, die am Anfang ihrer Familiengeschichte standen, konnte sie jedoch nicht ermessen.

„Sie sind mit diesen Franzosen, bei denen sie lebten, nach Kanada gegangen und dort wohl auch gestorben; ihre Kinder gingen dann wieder zurück in die Staaten.“, informierte sie sachlich.

„Wisst ihr, wo sie begraben sind?“ Holly zuckte die Schultern. Warum fragte er danach? Was hatte er mit Menschen zu tun, die seit hundert Jahren tot waren? Holly kam nicht auf den Gedanken, auf den ihr Großonkel Dick vielleicht gekommen wäre, dass nämlich Magnus‘ Interesse einen ganz einfachen Grund hatte.

„Du musst Dick fragen.“ Das würde er tun.

„Kyonna, zieh dir doch endlich etwas Vernünftiges an, sie kommen gleich.“, maulte Will.

„Erstens dauert es noch ein paar Stunden und zweitens habe ich keine Lust, mich blicken zu lassen.“, antwortete seine Tochter schnippisch.

„Was hast du nur? Er kommt extra aus diesem Europa angereist, um uns kennenzulernen.“

Ich habe ihn nicht eingeladen.“, entgegnete Wills Tochter trotzig.

Kyonna trug eine gewagte Kurzhaarfrisur, die die Kopfseiten nahezu unbehaart ließ, riesige Ohrringe und ein weites, buntes Gewand, das an traditionelle Kleider afrikanischer Frauen erinnerte. Ihre sehnigen Unterarme waren mit bunten Armreifen bestückt. Ihr durchaus hübsches, ovales Gesicht mit der kleinen, fast schmalen Nase und den vollen Lippen, das erstaunlich jung wirkte und an dem besonders ihre großen Augen auffielen, drückte vor allem eins aus: Unwillen.

„Seine Vorfahren bedeuten dieser Familie sehr viel.“, erklärte ihr Vater Bekanntes.

Eben, dachte sie. Vor allem einer, aber das weiß glücklicherweise ja niemand außer mir.

„Mir aber nicht.“, umschiffte sie die Wahrheit wie eine gefährliche Klippe. Sie rauschte, begleitet von einem missbilligendem Kopfschütteln ihres Vaters und dem Klimpern der Armreifen, davon.

Sie schloss die Tür ihres Zimmers hinter sich ab und warf sich auf ihr Bett, um an die Decke zu starren. Fünf Jahre. Seit Stefanias Geburt schleppte sie dieses schlechte Gewissen mit sich herum, das sie fast erdrückte. Sie konnte dem Kind nicht in die Augen sehen, denn dort sah sie immer nur ihn. Seine Mimik, seine Gesten, sein Blick, sein Lachen, alles fand sich bei der Kleinen wieder. Sie waren damals zwar nur einige Stunden zusammen gewesen, aber er hatte eine dermaßen starke Ausstrahlung gehabt, dass sie diese Stunden immer wieder in voller Länge abrufen konnte. Bei keinem ihrer anderen Lover passierte dies, nur bei ihm. Manchmal dachte sie, wenn er keinen Gummi getragen hätte, wäre sicher etwas passiert mit ihr, als er kam. Etwas Unheimliches. Sie würde seinem Sohn nicht unter die Augen treten, egal, wie lange er bliebe. Sie könnte es nicht ertragen. Er sah seinem Vater zu ähnlich. Ihr reichte als ewige Anklage schon die Kleine. War der tägliche Anblick Stefanias nicht schon Strafe genug? Mussten sie auch noch seinen Sohn hierher schleppen?

Sie bestiegen den Leihwagen und fuhren los. Nach einer Weile fragte Magnus: „Wieso war deine Mutter dagegen, dass du zu mir fuhrst?“

„Ich glaube, sie hatte gar keinen wirklichen Grund. Sie interessiert sich nicht für die Familiengeschichte, sie hält das für Zeitverschwendung, unnötiges Zeug. Sie meint, wir würden dir eine Dankbarkeit erweisen, die dir nicht zusteht, denn schließlich waren es deine Vorfahren, die geholfen hatten.“ Ein klein wenig Unsicherheit schwang schon mit in ihrer Rede, was ihm durchaus nicht entgehen konnte.

„Sie hat recht.“, konstatierte er irreführend.

„Ja, vielleicht. Doch es geht nicht in erster Linie um Dankbarkeit, jedenfalls nicht mir. Deine Vorfahren haben nichts mehr davon, wenn wir ihnen oder dir dankbar sind. Ich finde es einfach schön, dich kennengelernt zu haben, auch unabhängig von den alten Geschichten.“ Holly lächelte ihn süß von der Seite an und eine Glocke in seinem Innern fing an, sich bemerkbar zu machen. Gleichwohl war da noch etwas anderes, Profaneres, was er aber mitdenken musste und das ihm nun in den Sinn kam.

„Wovon lebt ihr eigentlich?“ Holly starrte nach vorne und war rot geworden. Schön, dass ihre Haut nicht so dunkel ist, dass man diese Röte noch sehen kann, dachte er, sie steht ihr gut. Für die Antwort brauchte sie eine Zeit.

Holly hatte einen zaghaften Versuch gemacht, ihm ein wenig ihre Gefühle für ihn zu offenbaren, und nun das. Ein romantischer Typ schien er nicht zu sein. Insoweit war sie traurig, sie schämte sich allerdings auch, und das hatte nichts mit Romantik, umso mehr aber mit Realität zu tun.

„Grandpa bekommt eine Rente.“, informierte sie mit ein wenig Trotz im Timbre. Er schwieg und wartete.

„Ich kümmere mich um Stefania.“ Das klang nach Rechtfertigung. Er schwieg und fuhr.

„Mom hilft manchmal in einem Kosmetiksalon aus und verkauft Trödel.“ Da schwang Missbilligung mit.

Magnus schwieg und konzentrierte sich auf den Verkehr. Sollten sie sich finanzielle Unterstützung erhoffen? Hatten sie deshalb Holly losgeschickt? Er mochte diesen Gedanken nicht und wünschte, dass es anders sei. An Schlimmeres, wie zum Beispiel Erpressung, wagte er gar nicht zu denken. Holly wäre wohl kaum mit dem Messer auf ihn losgegangen, wenn sie Materielles von ihm erwarteten, nicht wahr? Obwohl – etwas schräg schienen die ja zu sein. Nicht wie Sarah. Die schmale, ernste Sarah, die einfach nur froh gewesen war, frei zu sein.

Die Köche waren bescheidene Leute gewesen, die aus ihrer Geschäftsbeziehung nie einen Vorteil gezogen hatten. Patty hatte ihm verhalten gedankt und den Blutfleck auf seinem Hemd angestarrt, nachdem er dem Irren die Pistole abgerungen hatte. Und Lyndon, Abes Vater, war in Tränen ausgebrochen, als er seinen Jungen in die Arme schloss und hatte ihm stumm zugenickt. Patty und Abe würde er wiedersehen. Es war zu früh, sich eine Meinung zu bilden.

„Entschuldige.“, sagte Holly.

„Was?“

„Wir haben nur eine kleine Kammer, die wir dir anbieten können, du bist sicher mehr Komfort gewohnt. Aber wenn du lieber in ein Hotel willst…“ Die letzten Worte klangen wie eine Bitte, das eben nicht zu tun, was er mit einer gewissen Genugtuung zur akustischen Kenntnis nahm.

„Woher willst du wissen, was ich gewohnt bin?“ Er dachte an Löcher und Höhlen.

„Du hast eine Villa.“

„Ja, jetzt habe ich eine Villa.“ Wenn du wüsstest, dachte er.

Sie fuhren nun durch eine Gegend, die man vielleicht früher in Europa proletarisch genannt hätte und heute ärmlich, ja, schäbig nennen würde. Der Leihwagen, der zwar nicht der teuerste gewesen war, passte dennoch nicht hier hin. Allerdings machte das kleine, hölzerne Haus, vor dem sie hielten, einen gepflegten Eindruck, von ein paar fehlenden hölzernen Schindeln einmal abgesehen. Das Grundstück wirkte, im Gegensatz zu manchem Nachbargrundstück, aufgeräumt. Magnus stieg aus, und schon klebte ihm das Polo am Leib; die vielen klimatisierten Stunden in Flughäfen, Flugzeugen und nun im Auto vertrugen sich nicht mit der Schwüle des Sommernachmittages. Das zweigeschossige Haus hatte einen Verandavorbau, wie viele der Häuser in diesem Viertel. Rechts neben dem Haus verdeckte ein großer Laubbaum, der angenehmen Schatten spendete, einen kleinen Schuppen und ein selbstgezimmertes Schaukelgestell. Ein alter Pickup stand neben dem Leihwagen vor dem Haus. Als Holly ebenfalls ausgestiegen war, flog die Fliegendrahttür auf und ein kleines Wesen mit einer ganz aparten Frisur kam mit ausgebreiteten Armen und flatterndem Röckchen hinausgestürmt.

„Mom!“, rief das Wesen.

„Stefania!“, rief Mom und beide Personen flogen aufeinander zu und einander in die Arme, um sich ausgiebig zu herzen. Eine rührende Szene, fand Montanus, der geneigt war, dieses kleine Mädchen nicht nur interessant zu finden. Allerdings musste er zugeben, dass diese Neigung auch in Bezug auf Holly durchaus an sein Pumporgan pochte, doch er war aus guten Gründen entschlossen, hierfür diese Tür verschlossen zu halten.

Magnus stand auf dem Platz vor dem Haus, als die beiden jüngsten Bryant-Damen Hand in Hand auf ihn zukamen.

„Das ist Magnus.“, erklärte Holly, meinte aber genauso ihre Tochter und sah den Mann strahlend an, als würde sie ihm mit Stefania ein besonders gelungenes Ergebnis einer Handarbeit zeigen und auf sein wohlwollendes Urteil warten, was wiederum auch von dem Mädchen erwartet wurde. Magnus hatte den flüchtigen Eindruck, als würde er künftigen Schwiegereltern vorgestellt. Er ging in die Hocke und reichte dem Mädchen die Hand.

„Hi, Stefania.“, sagte er und blickte sie offen an.

„Hi, Magnus.“, sagte sie, lächelte und schaute auf ihre kleine Hand, die in seiner lag. Das Kribbeln erreichte ihren Oberarm.

Er war gefangen von diesem entzückenden, kleinen Mädchen mit dem breiten Lächeln und den Zahnlücken und sah ihr tief in die glänzenden, braunen Augen. Er sah in ihre braunen und sie sah in seine grauen, die tief blicken ließen. Was er sah, erfreute und beunruhigte ihn zugleich: er sah einen Teil von sich selbst. Was sie sah, war so ähnlich, nur, dass ihr Blick noch weiter ging.

Was sah Stefania? Wie unsichtbare, biegsame Periskope drang ihr Blick durch Linse, Glaskörper und Sehnerv bis in die unendlichen Windungen seines Gehirns, in dem sie sich einerseits seltsam heimisch fühlte, andererseits rasch die Orientierung verlor, so dass sie ihre Tentakel schnell wieder zurückzog, ehe sie sich verhedderten.

Kyonna stand an ihrem Fenster hinter der Gardine und beobachtete die Szene dort unten mit gemischten Gefühlen. Er hockte vor ihrer Enkeltochter, zu der sie aus Angst bisher keine Beziehung aufgebaut hatte, was sie überaus bedrückte. Aus ihrer Perspektive konnte sie ihn nicht genau sehen, aber die Statur konnte passen. Er kam wohl ganz nach seinem Vater. Er war zwar etwas größer als ihre Tochter, aber sicher nicht groß. Er war schlank, fast athletisch, wie sein Vater. Er hatte das gleiche graue, kurze Haar und den gleichen, grauen Stoppelbart. Seine Bewegungen, seine Gesten glichen denen seines alten Herren. Wenn er herausbekam, dass er gerade seiner kleinen Schwester in die Augen sah, konnten sie einpacken. Sie selbst würde wahrscheinlich im Gefängnis landen, Holly wäre die Kleine los und Dads Rente würde für die Strafzahlungen oder das Schmerzensgeld draufgehen. Und all das, weil sie ihrer Tochter im bekifften Zustand diese Sache aufgeschwatzt hatte. Blieb nur zu hoffen, dass er es nie herausbekommen würde. Kyonna blinzelte, um wieder einen klaren Blick zu bekommen. All ihre Hoffnungen waren auf sehr wackligem Untergrund gebaut.

Die Reisenden hatten sich ausbedungen, am Ankunftstag noch nicht mit den Verwandten konfrontiert zu werden, und so konnte Magnus in aller Ruhe eine winzige, stickige Dachkammer beziehen, in der er sich kaum drehen konnte. Das Angebot, Stefanias Zimmer zu übernehmen, hatte er abgelehnt und dafür einen dankbaren Blick des Mädchens geerntet.

Ihm wurde zunehmend mulmig zumute. Was würde ihn hier erwarten? Ein durchgeknallter Familienchronist, der auf der richtigen Spur war, was aber niemand außer Montanus wusste, so hoffte er; ein Kind, von dem eine seltsame Ausstrahlung ausging, eine schöne Frau, zu der er sich hingezogen fühlte, eine seltsame, völlig verrückte Mutter, die eine irrwitzige Idee in die Tat umgesetzt hatte.

Will war ein schlauer, einfühlsamer Mann, der alles tat, um diese Patchworkfamilie mit ihren schwierigen Charakteren zusammenzuhalten. Auf Kyonna angesprochen, verdrehte er nur die Augen und meinte, dass sie ihren eigenen Kopf hätte. Magnus solle nicht damit rechnen, sie zu Gesicht zu bekommen. Will war etwa siebzig, klein, untersetzt und hatte einen weißen Haarkranz und einen weißen Schnauzbart in seinem schwarzen Gesicht. Er war ein lustiger Mann, der häufig lachte und so für gute Laune sorgte. Allerdings sah man ihm sein Alter wohl an.

Glücklicherweise unterzog er seinem Gast keinem Kreuzverhör oder bedrängte ihn sonstwie mit Fragen, er schien Geduld zu besitzen. So konnte Magnus sich in seiner warmen Dachkammer auf das schmale Bett legen, hoffen, dass alles gut werden würde und ein wenig ruhen.

Doch er ahnte, dass er sich hier auf Glatteis begab, und das in mancherlei Hinsicht.

„Das duftet gut.“, meinte Magnus hungrig, als er am Abend in der Patchworkküche auftauchte. Als er die Stiege zu seiner Kammer hinabgeklettert war, hatte sich gerade eine Tür im Obergeschoss geschlossen. „Ich glaube, ich wäre beinahe deiner Mutter begegnet.“

Holly, die am Herd stand, drehte sich zu ihm um. „Da hast du aber Glück gehabt.“

„Oh, ich bin schon vielen schwierigen Menschen in meinem Leben begegnet.“

„Du kennst Mom nicht.“ Er musste an Inquisiteure und Nazischergen denken, schwieg aber lieber.

„Ist gleich fertig. Nimm dir ein Bier und geh schon mal zu Will und Stefania, die decken gerade.“

„Ah, Magnus. Ich darf doch Magnus sagen?“, begrüßte ihn Will im Esszimmer und legte eine letzte Gabel auf den Tisch. Stefania lächelte ihren Gast an. Magnus hob seine Bierflasche zum Gruß.

„Kein Problem.“

„Ich finde es wirklich sehr schön, dass du gekommen bist, für mich und meinen Bruder geht ein Lebenstraum in Erfüllung. Na ja, Dick hätte sich vielleicht etwas anderes erhofft, aber ich finde das schön, dass der Nachkomme, der letzte in der Reihe der Montanus‘ bei uns zu Besuch ist.“

„Ob ich der letzte sein werde, wird sich erweisen.“ Er kniff dem alten Mann ein Auge zu und der kicherte.

„Bist ja noch jung genug.“, lachte Will zurück. Gut, dass du es nicht besser weißt, dachte Magnus. Holly trug auf.

„Es handelt sich um ein Rezept aus Sarahs Tagebüchern; sie hat es wohl von der französischen Frau.“, erklärte sie.

„Paul …“ Magnus biss sich auf die Zunge.

„Wie bitte?“

„Schon gut. Ich hätte es gerne, wenn wir, bevor wir beginnen, ganz kurz Sarahs gedenken, denn sie hat es vielleicht am schwersten von euch allen gehabt.“, sagte er mit heiserer Stimme. Stefania sah ihn merkwürdig an. Will schaute Holly an und hob die Augenbrauen. Holly hob die Schultern. Schon wieder Sarah. Magnus senkte den Kopf und faltete unwillkürlich die Hände. Zögernd taten es ihm die anderen nach, wobei Holly überlegte, ob sie in den letzten Tagen Anzeichen von Religiosität bei ihm bemerkt hatte. Ihr fielen die vielen Bibeln ein. Nach zwei Minuten wurde Holly aber unruhig und Will schaute hinüber zu dem Gast, aber Stefania war es dann, die mit gerunzelter Stirn sagte: „Es wird kalt.“ Mit einem Ruck hob der Gedenkende den Kopf und riss die Augen auf. „Ist wohl noch der Jetlag.“, murmelte er. Dann ließen sie es sich schmecken.

Während des Essens wanderte sein Blick immer wieder zu dem Mädchen, das die Nahrungsaufnahme geradezu zu zelebrieren schien. Sie war hoch konzentriert am Werke und hantierte mit ihren kleinen Händen rasch und zielstrebig. Holly war nicht entgangen, dass Magnus von ihrer Tochter seltsam angetan schien und war stolz darauf, dass der eigenartige Fremde aus Europa Stefania ganz offenbar mochte.

„Geht doch schon einmal hinaus auf die Veranda, Holly und ich machen den Abwasch.“, schlug Will nach dem Essen vor und füllte die Reste in einen kleinen Topf für Kyonna, deren Abwesenheit in keiner Weise angesprochen worden war. Will wollte partout nichts davon wissen, dass Magnus seine Hilfe anbot, und so fügte sich der Gast und ging mit Stefania hinaus.

Der Andere

Подняться наверх