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Professor Schütz

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„.... ist es hochinteressant, die Wandlung des Marienbildes von der Gottesgebärerin über die liebliche Madonna der Gotik bis zur bürgerlichen Frau in der Malerei und der bildenden Kunst nachzuvollziehen“, sagte Karin beim Frühstück am nächsten Morgen.

Kuiper brummte etwas Unverständliches und widmete sich weiter der Lektüre seiner Morgenzeitung. Karin blätterte derweil in dem Prospekt, den sie offenbar auf einer Veranstaltung ihres Madonnenkreises ergattert hatte.

„Wusstest du, dass die Entstehung des Marienbildes mit dem Jesuskind in die Zeit der Auseinandersetzung des frühen Christentums mit der seinerzeit noch lebendigen spätantiken Götterwelt hinein reicht? Und dass damit eine Abkehr von der ursprünglichen christlichen Forderung, sich kein Bild Gottes zu machen, verbunden war?“

Kuiper seufzte, ließ die Zeitung sinken und setzte ein überraschtes Gesicht auf.

„Nein - das war mir bisher völlig entgangen. Donnerwetter!“

„Ich sehe schon, das lässt dich alles wieder einmal völlig kalt“, sagte Karin und zog eine Grimasse. „Du und dein Wirtschafts- und Detektivgedöns!“

„Dieses Gedöns finde ich um Längen interessanter als irgendwelche Marienbilder oder Marienfiguren. War dieser Lackaffe von Schütz gestern auch wieder da?“

„Professor Schütz....“

„Emeritierter Professor.“

„Auf jeden Fall Professor. Er ist ein sehr gebildeter Mann.“

„Und ein unglaublicher Besserwisser. Von dem habe ich die Nase voll.“

Kuiper erinnerte sich mit Schaudern an den Abend vor zwei Wochen, als Karin ihren Madonnenkreis, an dessen Spitze sich der ehemalige Kunstprofessor Arnold Schütz im Zustand der Dauerprofilierung befand, nach Hause eingeladen hatte. Schütz war direkt mit den Worten: „Ah, der Gatte unserer reizenden Karin“ auf Kuiper zugestürzt und hatte ihn minutenlang mit langatmigen Erklärungen zum Marienkult zugetextet.

„Er von dir auch“, erwiderte Karin und verzog das Gesicht. „Du hast ihn ja auch ziemlich brüskiert.“

„Nur weil ich seinen Redeschwall mit den Worten ‚heilig, heilig, heilig’ gestoppt und mich dann dem Büffet gewidmet habe?“

„Nur? Das hat ihn erschüttert.“

„Sein Problem.“

Karin atmete tief durch.

„In dieser Hinsicht kommen wir einfach nicht zusammen.“

„Dafür in anderer Hinsicht. Wie lange bist du heute in der Schule?“

„Mein Unterricht geht bis eins, danach ist noch eine Konferenz. Ich denke, dass ich gegen fünf wieder zurück bin.“

„Wie wäre es, wenn ich uns etwas Schönes zum Abendessen mache? Paella zum Beispiel.“

„Da sag ich nicht nein.“

Karin stand auf und küsste ihn auf die rechte Wange.

„Bist irgendwie doch ein Schatz.“

„Danke für die Blumen. Übrigens - du auch.“

„Bis heute Nachmittag, du Ketzer!“

„Heilig, heilig, heilig.“

„Blödmann!“

Kuiper und die verschwundene Millionärin

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