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Paella für Professor Schütz

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„Hühnerbrust, Tintenfisch, Garnelen, Reis“, murmelte Kuiper, als er seinen Einkaufswagen durch die langen Reihen des Supermarktes schob. Dort hatte er sich gleich nach dem Besuch bei den Wokers hinbegeben. Er warf einen prüfenden Blick auf die lange Einkaufsliste in seiner Rechten. Es war noch einiges für die von ihm für das heimische Abendessen angekündigte Paella zu besorgen; das Verhältnis von ‚Zutaten im Einkaufswagen‘ und ‚Zutaten laut Liste‘ fiel zurzeit eindeutig zu Lasten des Wagens aus.

Kuiper schaute nervös auf seine Uhr. Wenn er sich mit dem Einkauf beeilte, würde er zeitgleich mit Karin ankommen. Dann könnte er sich ans Werk begeben und bis zum Abend mit ihrer Lieblingsspeise fertig sein.

Er hatte gerade am Weinregal Station gemacht, um dort nach einem guten Rioja Ausschau zu halten, als sein Smartphone klingelte.

„Ich bin‘s, Schnucki.“

Kuiper hasste diese Koseform. Karin pflegte sie vor allem im Beisein anderer zu gebrauchen, also befand sie sich wohl noch im Kreis ihres Kollegiums.

„Ja, ich bin‘s auch, Putzi“, rächte er sich. „Ich kaufe gerade ein, für unser Abendessen.“

„Wie schön. Darüber wollte ich mit dir noch einmal sprechen.“

„Wieso sprechen? Wir hatten doch Paella ausgemacht. Die Zutaten habe ich fast zusammen.“

Eine ziemliche Übertreibung, die ihm angesichts der Befürchtung, Karin habe womöglich wieder einmal vor, ihn zu einem anderen Speiseplan zu überreden, angezeigt schien.

„Paella ist super, Schnucki! Nein, was ich dir sagen wollte, ist, dass ich erst gegen Acht zu Hause sein werde.“

„Kein Problem. Was hast du denn noch vor?“

„Da läuft in der Volkshochschule noch ein ganz toller Vortrag zur kulturgeschichtlichen Bedeutung der unbefleckten Empfängnis Mariens. Eine Empfehlung von Professor Schütz.“

„Die unbefleckte Empfängnis?“

„Unsinn! Der Vortrag.“

„Ja, dann geh‘ doch dahin, Schatz! Hauptsache, ich muss nicht mit.“

„Ja, nur, äh...“

Kuiper schloss die Augen. Wenn seine Karin so herumdruckste, war irgendetwas im Busch.

„Was denn, Frau Äh?“

„Die Sache ist die. Also..... äh.... Professor Schütz hatte mich heute vor der Konferenz angerufen und mir von dem Vortrag berichtet. Den besucht er zusammen mit seiner Frau. Ja, und dann sagte er, dass ich doch ruhig mitkommen solle und dass wir, da der Vortrag gegen zwanzig Uhr beendet sein werde, anschließend zu dritt etwas essen gehen könnten. Ja, und dann habe ich gesagt, dass du für uns beide heute kochen würdest, Paella, ja und dann.....“

Kuiper hielt gerade einen ausgezeichneten Rioja in der Hand und musste sich konzentrieren, die Flasche festzuhalten.

„.... sag‘ nichts. Und dann hast du die beiden für heute mit eingeladen“, vollendete er Karins Satz.

Die atmete erleichtert durch. „Du hast es erfasst, mein Goldbär.“ Ein Kosename, den sie für besondere Anlässe aufsparte. „Also, ich habe natürlich noch nicht fest zugesagt. Ich wollte vorher mit dir sprechen. Und - was sagst du zu dem Vorschlag?“

Kuiper war alles andere als begeistert, dem akademischen Religionsschwätzer erneut zu begegnen. Auf der anderen Seite gönnte er Karin die Sache mit dem Vortrag, ja sogar den anschließenden Austausch über den Vortrag mit einem Menschen, der, ebenso wie sie, das Thema Marienkult mit Leidenschaft verfolgte, ohne dabei in religiösen Wahn zu verfallen. Nur für ihn war das halt nichts.

„Was für ein Mensch ist denn seine Frau?“, fragte er.

„Die kenne ich nicht. Nach dem, was er von ihr erzählt, ist sie jedoch ein eher nüchterner Mensch, der sich für die Aktivitäten unseres Madonnenkreises genau so wenig interessiert wie du. Nur an diesem Vortrag möchte sie teilnehmen, weil sie den Dozenten persönlich kennt.“

Das gefiel Kuiper. Zumindest würde er den Abend nicht mit drei, sondern nur mit zwei Marien-Spezialisten verbringen müssen.

„O.k. Dann kaufe ich noch etwas mehr ein. Wir treffen uns um Acht bei uns am gedeckten Tisch.“

„Ja, wirklich? Oh, du bist ein Schatz! Ich liebe dich.“

„Ich dich auch, Madonna!“

Karin hatte die Verbindung bereits getrennt, wahrscheinlich, um dem Professor und seiner Gattin von der noblen Essenseinladung ihres Mannes direkt in Kenntnis zu setzen. Kuiper betrachtete die Weinflasche, die er während des Telefonats in der Hand gehalten hatte. ‚Bodega de los locos‘, las er. Das passte. Zumindest zwei Verrückte wären heute Abend bei ihm zu Gast. Marienverrückte, genauer gesagt. Kuiper packte drei Flaschen in den Einkaufswagen. Einen Rioja von der Finca de los Locos de Maria hatte der Supermarkt leider nicht im Angebot.

Kuiper atmete tief durch, erledigte seine restlichen Einkäufe und fuhr nach Hause, um sich an die Vorbereitung des Abendessens zu machen.

Kuiper und die verschwundene Millionärin

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