Читать книгу Kuiper und die verschwundene Millionärin - Reinhold Grundguth - Страница 7

Leid veredelt

Оглавление

Karin empfing Kuiper am Nachmittag mit einem flüchtigen Kuss auf die rechte Wange. Sie trug eines ihrer wallenden Kleider, die sie stets anzog, wenn sie zur Künstlerkolonie ging. Bei den Treffen mit ihrem Madonnenkreis bevorzugte sie gedeckte Farben.

„Ich habe Pfannkuchen gemacht“, trällerte sie fröhlich. „Du musst sie nur warm machen und mit dem leckeren Brie belegen. Oder mit Lachs, ganz wie du willst. Ich bin dann weg.“

Sprach’s und verschwand. Jetzt fiel es Kuiper wieder ein. Natürlich - heute war Mittwoch, da war die Künstlerkolonie an der Reihe. Kuiper schüttelte sich. Er hatte einmal den Fehler begangen und sich zum Mitkommen überreden lassen. In der Gesellschaft dieser verschrobenen Menschen, die in einem heruntergekommenen Altbau hausten - bis auf zwei Ausnahmen nur Frauen -, hatte er sich zu Tode gelangweilt. Man fabrizierte die unmöglichsten Dinge aus Textil, Keramik, Holz, Metall, Pappe und Papier. Damals waren Engel aus Pappmaché ein großer Renner. Karin hatte einen davon freudestrahlend erworben. Bei der Rückfahrt hatte Kuiper ihr die Stimmung nachhaltig vermiest, als er sich auf dem Beifahrersitz ihres Autos niedergelassen und dabei übersehen hatte, dass dieser bereits von dem kostbaren Stück okkupiert worden war. Seine Bemerkung, der Engel sei durch die Misshandlung im Wert gestiegen, da er den von der Künstlerin intendierten Grundgedanken ‚Leid veredelt’ nachhaltiger verkörpere als zuvor, war von Karin mit einem erbosten Zischen bedacht worden. Danach war das Wochenende gelaufen, und Kuiper mied seitdem die Künstlerkolonie.

Der Pfannkuchen mit dem würzigen Käse schmeckte ausgezeichnet. Kuiper warf einen Blick auf die Uhr in der Küche. Halb fünf, es wurde langsam Zeit.

Kuiper und die verschwundene Millionärin

Подняться наверх