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Kapitel 16

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Als er erwacht, ist es nicht allein die Umgebung, die ihm fremd ist. Seine Gedanken sind es ebenso. So als gehörten sie nicht richtig zu ihm. Sie scheinen geschrumpft, sie surren umher, verwirrt, ungeordnet, schemenhaft.

Er hebt die linke Hand. Danach will er auch die rechte Hand bewegen, was nicht geht. Der Arm hängt steif in einer Schlinge und ist von einem Verband aus Gips ummantelt. Und das Bett, in dem er liegt, ist ein metallenes Krankenbett, und das Zimmer ein Krankenzimmer. Er ist nicht allein. Mit ihm liegt ein weiterer Körper im Raum. Sein Besitzer schläft wohl, denn er rührt sich nicht. Oder ist das bereits Leichenstarre?

Die Schwester erscheint. Sie prüft seinen Kopfverband, dann erscheint der Arzt. Marc erfährt jetzt, was mit ihm los ist. Er hat einen Unfall gehabt, einen Autounfall. Und einiges Glück, wie man ihm sagt. Schädelhirntrauma, Quetschungen, Platzwunden, ein gebrochener Arm. Es hätte schlimmer kommen können. Nun ja, denkt er, es kann immer schlimmer kommen... Erinnern tut er sich an nichts. Wenn er den Versuch macht, einen erhellenden Blick zurückzuwerfen, sieht er nichts als ein finsteres Loch, das die Vergangenheit verschluckt hält, genauer gesagt, die jüngste Vergangenheit…

Allmählich gehen in seinen Gehirnzellen die Lichter wieder an. Wo mag dieser freundliche Mensch sein, der ihn in seinem Wagen mitgenommen hat? Man sagt es ihm. Er ist in einem anderen Hospital. Er sei per Rettungshubschrauber dorthin transportiert worden, weil hier kein Platz mehr war. Und wie schwer hat es ihn erwischt? Das will man ihm nicht verraten. Eines ist ihm rasch deutlich: Seine Reisepläne sind wohl fürs erste auf Eis gelegt. Marc ist jetzt willens, sobald er hier herauskommt, unverzüglich nach London zurückzukehren.

Er lässt sich ein Telefon ans Bett bringen. Wie tröstlich, dass er Linkshänder ist. Er setzt sich mit Peter und Ann in Verbindung, schildert ihnen in knappen Worten die Sachlage. Sie zeigen gnädiges Verständnis. Ja, ja, sie werden ihn wieder bei sich aufnehmen…

Irgendwann kehrt die Erinnerung zurück, - wenigstens partiell. Eine Bilderserie wirbelt, in Fehlfarben, durch seinen Kopf. Das dichte Schneetreiben, Glatteis, ein Laster, der urplötzlich nach links herüber zieht.. die Leitplanke, berstendes Blech, splitterndes Holz, quietschende Reifen... die Limousine, wie sie quer über die Fahrbahn schlittert, eine jäh auftauchende Böschung, ein Baum, ein heftiger Schmerz, der sich durch seinen Körper frisst... Dann dreht sich alles. Der Wagen kippt, überschlägt sich jedoch nicht, bleibt irgendwie schräg auf der Seite liegen. Sein Leben liegt auf der Seite. Dunkelheit...

Die Heilung seines Arms macht erfreulicherweise zügig Fortschritte. Auch die übrigen Blessuren treten den geordneten Rückzug an. Sein Bettnachbar erweist sich als erträglich. Ein Mann, kaum älter als er, der einen Magendurchbruch erlitten hat und wenig spricht. Sie kommen trotzdem miteinander ins Gespräch. Es sind eher belanglose kleine Plaudereien, um sich die Zeit zu vertreiben. Die Schwestern, von denen sie hier betreut werden, sind hektisch, aber nett. Eine kümmert sich besonders um Marc. Es ist eine junge Polin, ein wenig kurz geraten, ansonsten mit einer warmen, attraktiven Ausstrahlung. Allein der Stationsarzt verhält sich streckenweise etwas oberlehrerhaft.

Es heißt, dass einem nach Schicksalsschlägen wie diesem eine Menge Dinge durch den Kopf gehen, dass man über das eigene Leben nachsinnt, seine Zukunft neu berechnet und so weiter und so fort. Marc denkt an gar nichts in dieser Richtung. Sein Hirrn ist leer, seine Gemütslage unspezifisch. Nur eines ist ihm wichtig. Er will nicht länger als notwendig hier im Krankenhaus ausharren…

Kaum, dass er einigermaßen wiederhergestellt ist, spricht er deshalb den Arzt an. Der rät ihm, noch ein paar Tage zuzuwarten, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden. Doch Marc will das nicht. Also unterschreibt er eine entsprechende Erklärung, und man entlässt ihn vorzeitig.

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