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Kapitel 1

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Trübe Stunden liegen hinter ihm, Stunden wie Abführtee. Er wechselt die Beinstellung, im Fünf-Achtel-Takt. Seine Nase tropft. Er schnäuzt sich. Seit gut einer Stunde wartet er an dem Rastplatz. Und fühlt sich wie ein verirrter Dunkelelf.

Zunächst hat er sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Restaurants aufgehalten, weil dort die meisten Reisenden anlanden, um Wasser zu lassen, um zu essen, zu trinken oder jedes der drei Dinge zu tun. Später dann begab er sich hinüber zu den Zapfsäulen und versuchte dort wiederholte Male einzelne Autofahrer anzusprechen, während diese Treibstoff einfüllten. Ohne Erfolg.

Doch dann geschieht etwas, das seinen Umständen eine neue Richtung gibt. Eine Limousine taucht in den unterkühlt bläulichen Lichthof ein, der die Tankstelle aus der nächtlichen Finsternis heraushebt, eine Limousine, die auffällt. Sie fällt auch ihm auf. Marc ist kein Experte für Automarken, aber er kennt ein paar Bond-Filme und weiß, es ist ein britisches Fabrikat.

Nehmen Sie mich mit?

Wohin soll es gehen?

Nach Süden, oder sagen wir, Südosten.”

Steigen Sie ein.

Nick Mangold hat noch nie einen Anhalter mitgenommen, Marc Kilian ist noch nie in einen Aston Martin gestiegen. Ihre Blicke begegnen sich, als Marc fahrerseitig gegen die Scheibe klopft und Nick den elektrischen Fensterheber betätigt, um das Glas lautlos abwärts surren zu lassen. Sie treffen aufeinander, und in ihrem Schnittpunkt entzündet sich ein schmales bengalisches Feuer aus feinen neuronalen Salzen.

Marc lässt sich kurz darauf beifahrerseitig erleichtert in den Ledersitz fallen und den Rucksack zwischen seine Beine.

Sie können Ihr Gepäck gern nach hinten in den Kofferraum verfr...

Nein, nein, es geht schon. Lassen Sie nur. Hatte bereits die Hoffnung fahren lassen, dass mich jemand mitnimmt, schon gar nicht in einem Gefährt wie diesem. Ich denke, ich habe das Maximum erreicht... für den Augenblick.

Ganz wie Sie meinen.

Nick lächelt versteckt bei den Worten seines frisch gebackenen Weggefährten, während er einige zarte Untertöne herausfiltert. Er hat der Anfrage, ohne lange zu überlegen, nachgegeben. Etwas an dem Jungen gefällt ihm. Er dreht den Zündschlüssel im Schloss, startet den Motor. Sie verlassen den Rastplatz und gleiten hinaus auf die nachtschwarze Autobahn.

Sie haben Glück. Eigentlich war vorgesehen, dass ich den Zug nehme. Aber dann kam mein Wagen, eher als erwartet, aus der Werkstatt frei... Danken Sie also der Vorsehung, dass sie sich anders entschieden hat.”

Okay, das tue ich hiermit. Darf man rauchen?”

Bitte. Ich rauche selber... wenn auch nicht während der Fahrt.”

Marc fingert eine Zigarette und Nick den Aschenbecher heraus. Sie sagen einander höflich ihre Namen. Vorübergehend schläft das Gespräch ein. Fahrer wie Fahrgast schweigen, jeder strickt an seinem eigenen Gedankenpullover.

Nach ein paar Kilometern kommt man doch noch ein wenig ins Plaudern. Nick erkundigt sich nach dem Reiseziel des jungen Mannes. Und erhält zur Antwort, das Reiseziel sei Wien. Danach Italien. Oder andersherum. Er habe einige Wunschziele, so der Junge, sie seien jedoch nicht unverrückbar. Er sei einfach unterwegs und wolle sich überraschen lassen von dem, was da komme.

Nick überlegt, wie es wäre, führe er heute statt nach Passau nach Wien? Einfach so. Aber er ist nicht nur ein paar Minuten älter als sein Fahrgast - er ist gebunden.

Und was machen Sie beruflich?”

Raten Sie.”

Schauspieler?”

Treffer. Und Sie?”

Ich sorge dafür, dass wir alle sauberes Wasser haben.”

Der erste Schritt zu einem sauberen Leben, wie?”

Nick lacht streichholzschmal, während er das Tempo zurücknimmt. Im Licht der Scheinwerfer formieren sich kalte Sendboten der Knallgasreaktion. Es hat zu schneien begonnen.

Notaph

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