Читать книгу Die Verbrechen der Medizin. Nicht erst seit „Corona“ (Teilband 1) - Richard A. Huthmacher - Страница 69

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Gleichwohl 189: „Am 20. November 1890 wurde Koch die Verleihung des Grosskreuzes des ´Rothe-Adler-Ordens´ 190 mitgeteilt. Über die ´Ankunft des Tuberkulins in Greifswald´ liegt nachfolgende Schilderung 191 vor: ´Auch für Greifswald kam endlich der grosse Tag, an dem in der inneren Klinik die ersten Impfungen mit Tuberkulin vorgenommen werden sollten 192. Er wurde begangen wie etwa eine Grundsteinlegung oder eine Denkmalsenthüllung. Lorbeerbäume bildeten den Hintergrund, von dem sich Ärzte, Schwestern und Patienten in schneeigem Weiß und der Chefarzt im schwarzen Bratenrock abhoben. Festrede des Internisten, Vollzug der Impfungen an ausgewählten Kranken, donnerndes Hoch auf Robert Koch!

Es begann eben auch in der Medizin damals etwas laut herzugehen: Der Theaterdonner der Epoche Wilhelms II. hat auch Medizin und Hygiene nicht verschont´ …

Aber wenige Monate später standen die Leichenwagen vor den Häusern. So schnell, wie sie einst belegt waren, so schnell waren diese von Spekulanten hervorgezauberten ´Sanatorien´ auch wieder leer. Auf den Sturm der Begeisterung folgte der Rückschlag. Die Ernüchterung war furchtbar. Diese Häuser waren dann schwer anderweitig verwendbar, weil sie als Tuberkulose-Sterbehäuser einen schlechten Ruf hatten. Es war, als führte das Koch´sche Serum zum Aufflammen sämtlicher tuberkulöser Herde im Körper. Koch hatte zunächst nicht verraten, worum es sich bei seiner Lymphe handelte. Dies war umso bedenklicher, als er sich über die Zusammensetzung oder Gewinnung seines Mittels zunächst völlig ausschwieg.

Bis Januar 1891 wurde von den Ärzten ein Mittel angewandt, welches eine bis dahin unbekannte Substanz war, ein ´Geheimmittel´, dem nur aufgrund des wissenschaftlichen Rufes eines Robert Koch Glauben geschenkt wurde. Es stellte sich dann heraus, dass es ein Glycerinextrakt aus Tuberkelbakterien war ...

Obwohl in Deutschland die Tuberkulin-Begeisterung schon ab 1891 deutlich zurückging, weil schwere Nebenwirkungen und Todesfälle auftraten, wurde Koch 1891 zum Direktor des Institutes für Infektionskrankheiten ernannt … Er hat nie verwunden, dass sich seine Hoffnungen, im Tuberkulin ein ´Heilmittel´ gefunden zu haben, nicht erfüllt hatten. Gerne hätte er mit Pasteur gleichgezogen. Mit Tuberkulin hat er noch lange experimentiert. Auf den Gedanken, dass Pasteurs Grundidee falsch sein könnte, ist er nie gekommen.

Nachdem sich die Hoffnungen auf das Tuberkulin nicht erfüllten, nahmen die Aktivitäten zur Errichtung von Lungenheilstätten wieder zu.“

Gleichwohl: Koch erhielt den Nobelpreis für Medizin. Für seine Tuberkulose-Forschung. Als längst klar war, Liebster, welches Elend Koch über viele, sehr viele Hilfesuchende gebracht hatte. Der Laureat indes hatte darob kein schlechtes Gewissen. Er sei vielmehr verstimmt gewesen, dass sein Schüler Emil von Behring noch vor ihm und als erster überhaupt (1901, s. Kap. zuvor) mit diesem höchsten Forschungs-Preis ausgezeichnet worden war.

Ein solches Ego braucht es, wenn man in der (Medizin-)Forschung erfolgreich sein will. Das Wohl der Patienten im Auge (wie im Herzen) zu haben, erweist sich indes – wie Du, mein Lieber, aus langjähriger eigener Erfahrung bezeugen kannst – als in höchstem Maße hinderlich auf dem Weg zu Anerkennung oder gar Ruhm.

Doch nicht nur mit Tuberkulose-Kranken machte Koch Menschenversuche 193 194 195; weniger bekannt, indes nicht minder grausam sind seine Experimente im kolonialen Ostafrika bei dem Versuch, die Schlafkrankheit auszurotten: „Durch gewalttätige koloniale Eroberungen hatten sich europäische Mächte weite Teile fremder Kontinente zugänglich gemacht. Robert Koch profitierte davon: Die deutsche Kolonie Kaiser-Wilhelms-Land in der Südsee, vor allem aber die britischen und deutschen Gebiete in Ostafrika dienten ihm als Experimentierfelder für seine Forschungen – und Kolonisierte als Versuchsobjekte“ 196. S. auch [2] und 197.

Die Verbrechen der Medizin. Nicht erst seit „Corona“ (Teilband 1)

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