Читать книгу Die Verbrechen der Medizin. Nicht erst seit „Corona“ (Teilband 1) - Richard A. Huthmacher - Страница 80

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„Nicht wenige Kranke entzogen sich sehr bald dieser … Behandlung, weil ihnen dieselbe zu schmerzhaft war und auch sonstige unangenehme Empfindungen verursachte, wie Übelkeit, Schwindelgefühl, kolikartige Schmerzen im Leibe“ Robert Koch: Schlussbericht über die Tätigkeit der deutschen Expedition zur Erforschung der Schlafkrankheit. Deutsche Medizinische Wochenschrift 33 (46), 1907, 534-546 wie zit. zuvor.

Erst als die Beschwerden der Patienten, will meinen: der im wahrsten Sinne des Wortes Leidenden, stärker und stärker, schließlich unerträglich wurden und sie (dauerhaft) erblindeten, erbarmte sich Koch und brach die Behandlung (bei letzteren, den blinden, nicht bei den anderen Versuchskarnickeln) ab Robert Koch: Schlussbericht über die Tätigkeit der deutschen Expedition zur Erforschung der Schlafkrankheit. Deutsche Medizinische Wochenschrift 33 (46), 1907, 536.

Trotz solcher Nebenwirkungen pries Koch Atoxyl, das „Rattengift“, als Heilmittel an, als „gewaltige Waffe im Kampfe gegen die Schlafkrankheit“ ibd. (Robert Koch: Schlussbericht …), S. 544. „Zu diesem Schluss war Koch nach einem Vergleich mit einer breiten Palette anderer Mittel gelangt, die er den Kranken in Sese verabreicht hatte. Sie waren bisher nur an Tieren getestet worden. Die Liste, die Koch nach seiner Rückkehr nach Berlin aufstellte, war lang. Sie enthielt arsenhaltige Präparate wie Natrium arsenicosum, Nucleogen, Arsenferratin, aber auch Farbstoffe wie Afridolblau und Trypanrot. Auf die Erprobung des letzteren am Menschen hatte man in Deutschland bewusst verzichtet, wollte man doch den Testpersonen die starke Rotfärbung der Haut, die das Mittel verursachte, nicht zumuten. In Afrika galten solche Bedenken nicht. Wie die Schlafkrankenlager, die später in vielen anderen Kolonien errichtet wurden, diente auch Kochs Lager in Sese der europäischen Medizinforschung als Experimentierfeld“ Bauche, Manuela: Robert Koch, die Schlafkrankheit und Menschenexperimente im kolonialen Ostafrika …, wie zitiert zuvor [eig. Hervorhbg.].

Farbstoffe wie zuvor benannt, euphemistisch auch Chemo-Therapeutika genannt, wurden Koch von Ehrlich geliefert; letzterer wusste mithin genau, dass Menschen-Experimente mit seinen „Pharmazeutika“ durchgeführt wurden 254:

„... drei Jahre lang … [versuchte Ehrlich] vergeblich ..., ein wirksames und verträgliches Mittel gegen die Schlafkrankheit auf der Basis von Farbstoffen zu entwickeln. Ehrlich hatte dabei eine aus heutiger Sicht geniale Suchstrategie angewandt: Durch immer neue Synthesen ließ er biologisch aktive Farbstoffe chemisch so lange variieren, bis diese im Tierversuch Zellen von Erregern zwar attackierten, zugleich aber körpereigene Gewebe verschonten [eig. Anm.: dieselbe Mär, die, heute noch, den Krebskranken erzählt wird, die sich mit Chemotherapie behandeln lassen (sollen)]. Kollegen hatten Ehrlichs Suche nach den ´magischen Zauberkugeln´ 255 256 zwar belächelt. Aber seit der Syphilis-Erreger 1905 entdeckt worden war, träumte Ehrlich davon, seine Versuche einer ´Chemiotherapie´ auf die Lustseuche auszudehnen …

Nach Tests mit Hunderten von Substanzen muss Hata 257 mit dem Präparat 606 im Juni 1909 einen Volltreffer gelandet haben. ´In wenigen Tagen´, vermeldete die Frankfurter Zeitung Monate später, seien die Geschwüre mit Hilfe ´eines neuen von Ehrlich gefundenen Mittels´ zur´Ausheilung´ gebracht worden …

Doch ... zeigten sich bald die Kehrseiten der Salvarsan-Therapie [Salvarsan: Aus salvare: heilen und Arsen zusammengesetzte sprachliche Neuschöpfung.] Patienten entwickelten zum Teil toxische Effekte, und schwere Syphilis konnte die Arznei nicht heilen 258 259 ...

Nach einem Enthüllungsbericht im Frankfurter Blatt ´Der Freigeist´ kam es 1914 sogar zu einem berüchtigten Prozess 260 261 262. Frankfurter Prostituierte hatten sich gegenüber einem Reporter darüber beschwert, dass Ärzte in einem Spital ihnen das gefährliche Syphilis-Mittel ohne ihre Zustimmung verabreicht hätten. Um seine wissenschaftliche Ehre zu retten, verteidigte Ehrlich in dem Prozess die Unbedenklichkeit seines Syphilis-Mittels. Die Richter waren am Ende so von der Wirkung der Arznei überzeugt, dass sie nicht die Ärzte, sondern den Reporter zu einem Jahr Gefängnis verurteilten [erinnert, Liebster, irgendwie an Edward Snowden und Julian Assange – tempora mutantur, sed iudices non mutantur in illis].

Ehrlich fühlte sich trotzdem verfolgt. Der enttäuschte Gelehrte soll über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 erfreut gewesen sein 263 264 265 266– da er selbst endlich aus den Schlagzeilen verschwinde. Bald darauf erlitt er einen Herzinfarkt, und im August 1915 starb er in Bad Homburg an einem zweiten.“

Die Verbrechen der Medizin. Nicht erst seit „Corona“ (Teilband 1)

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