Читать книгу Die Teufelsbibel-Trilogie - Richard Dübell - Страница 41

17.

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Cyprian überwand den Dienstboten, der ihm die Tür geöffnet hatte, und die ältliche Kinderfrau, die inzwischen Agnes’ Magd geworden war; dann scheiterte er an Niklas Wiegant.

„Ich will doch nur mit Agnes sprechen“, sagte Cyprian.

„Tut mir Leid.“ Niklas Wiegant schüttelte den Kopf.

„Niklas …“ Cyprian ballte die Fäuste und versuchte, ruhig zu bleiben. „Ich verstehe Ihre Beweggründe, Agnes mit Sebastian Wilfing zu verheiraten, aber glauben Sie mir …“

„Du kannst mich nicht überreden, Cyprian. Es ist sinnlos. Ich mag dich, mein Junge. Geh nach Hause und vergiss Agnes.“

„… ich will im Augenblick nur mit ihr reden“, vollendete Cyprian zwischen den Zähnen.

Niklas musterte Cyprians Fäuste. Cyprian fiel plötzlich ein, dass Niklas Wiegant damals einer der Augenzeugen gewesen war. Er hatte das Gefühl, den Blick zu kennen, der auf seinen geballten Pranken lag, und hörte fast, wie die Gedanken von Agnes’ Vater die Möglichkeit in Betracht zogen, dass Cyprian sich auf ihn stürzte. „Immer einen Schritt nach dem anderen, was, Cyprian Khlesl? Und plötzlich bist du dort, wo du hin wolltest.“

„Wenn Sie nicht mal soviel Vertrauen zu Ihrer Tochter haben …“

„Ich will ihr nur Schmerz ersparen, das ist alles.“

„Sie können ja gern dabei sein und zuhören, wenn Sie sich dann sicherer fühlen.“

„Leb wohl, Cyprian. Meine Verehrung an deine Familie.“

Lass das bloß nicht deinen Hausdrachen hören, dachte Cyprian. Er sagte nichts. Niklas lächelte schwach. Cyprian sah aus dem Augenwinkel, dass der Dienstbote, der ihm die Tür geöffnet hatte, und der, der sich zu ihm gesellt hatte, sich strafften. Es würde der Angelegenheit nicht helfen, von den zweien aus dem Haus geworfen zu werden. Noch weniger würde es helfen, sie zwischen Eingangstür und Treppenaufgang zu Kleinholz zu verarbeiten, auch wenn es dies war, was Cyprians Fäuste sich wünschten; eine unsinnige Wut war in ihm gewachsen, seit er den Bischofspalast verlassen hatte, und er wusste nicht einmal, ob sie davon kam, dass Bischof Khlesl ungerührt vorausgesetzt hatte, er würde den Weg nach Prag antreten, allem Gerede von Demission und Aussteigen und Lass-mich-gehen-vor-mir-liegt-ein-neuer-Weg zum Trotz. Cyprian atmete langsam aus und bemühte sich, zu überhören, wie der eine der Dienstboten spöttisch murmelte: „Was is’, geh ’ma heim?“.

Niklas Wiegant blieb bei ihm, bis Cyprian auf der Straße stand. Cyprian blickte zu ihm nach oben.

„So erringen Sie Ihre Liebe nicht wieder“, sagte er leise.

Niklas Wiegants Augen wurden schmal. Er setzte zu einer Entgegnung an, schloss aber dann den Mund. Cyprian hörte ihn seufzen. Niklas schüttelte den Kopf, dann drehte er sich um und schlüpfte zurück ins Haus. Die Dienstboten deuteten ein Grinsen an und verschränkten die Arme vor der Brust. Cyprians Blick fiel auf das jahrelang vertraute Gesicht der Kindermagd. Ihre Augen rollten nach rechts, dann kehrten sie wieder zurück und erwiderten seinen Blick. Ihre Lippen zuckten.

Cyprian senkte den Kopf und wandte sich ab. Die Tür schloss sich. Er hob den Kopf und blickte in die Richtung, in die die Augen der alten Frau gerollt waren. Über den Köpfen der Passanten in der Kärntner Straße und den ausladenden Wappen- und Hinweisschildern an den Häusern erhob sich der gedrungene Umriss des Turms über dem Kärntnertor.

Eine der Dienstmägde aus dem Wiegantschen Haushalt stand neben dem Aufgang zur Mauerkrone und trat von einem Fuß auf den anderen. Als sie Cyprian erblickte, wandte sie sich ab und schaute in eine andere Richtung, um nicht irgendwann lügen zu müssen, wenn man sie befragte, ob sie den plötzlich in Ungnade gefallenen jungen Herrn Khlesl gesehen habe. Die Wachen auf der Mauerkrone ignorierten Agnes – sie war mittlerweile ein vertrauter Anblick. Cyprian begann zu lächeln, als er sie sah, obwohl ihm zu nichts weniger zumute war; es war tragisch – in all den Jahren zuvor hatte es kaum einen Tag gegeben, an dem sie nicht beisammen gewesen waren; und nun waren plötzlich wenige Augenblicke kostbar. Agnes erwiderte sein Lächeln nicht. Sie war bleich.

„Warum tust du das?“, fragte sie. Er konnte an ihren Augen sehen, dass sie geweint hatte. Er hatte sie umarmen und festhalten wollen, doch jetzt hingen seine Hände leblos an seinen Seiten herab.

„Was hab ich denn getan?“, fragte er.

„Warum lässt du mich im Stich? Hast du uns schon aufgegeben?“

Cyprian musterte sie. Ihre Worten schienen in seinem Schädel hin- und herzuspringen wie das Echo in einer engen Höhle. Langsam sagte er: „Was meinst du damit?“

„Tu doch nicht so! Dein Onkel ist der größte Geheimniskrämer der Welt, und ich werde im goldenen Käfig gehalten – wenn die Neuigkeiten trotzdem von so einer verschlossenen Auster wie Bischof Khlesl bis zu mir gedrungen sind, dann pfeifen es in den restlichen Bezirken wahrscheinlich schon die Spatzen von den Dächern!“

Einer der Wächter warf ihnen einen schiefen Blick zu. Cyprian nahm Agnes am Arm und zog sie beiseite. Sie machte sich los. Cyprian fühlte sich völlig hilflos angesichts ihrer Wut, und zugleich erkannte er, wie sein eigener Zorn, den er von der Begegnung mit seinem Onkel und danach mit Niklas Wiegant mitgebracht hatte, sich ebenfalls wieder bemerkbar machte.

„Wovon redest du?“, fragte er heiser. „Prag?“

„Natürlich rede ich von Prag! Von was denn sonst?“

„Ich weiß doch selbst erst seit einer Stunde, was mein Onkel vorhatte.“

„Ach was! Seit einer Stunde? Zu so einer langen Stunde sagt man woanders ein paar Tage!“

„Hör mal, Agnes, ich war eben beim Bischof, und was ich dort …“ Cyprian unterbrach sich. Hatte er nicht vorhin zu Kardinal Facchinetti gesagt, er stecke schon so tief in der Geschichte, dass es keine Rolle mehr spielte, was er noch erfuhr und was nicht? Agnes hingegen steckte nicht darin; und er, Cyprian, würde den Teufel tun, sie hineinzuziehen.

„… was du dort … was? Hast du mit ihm über das Geld verhandelt, das er dir mitgibt, damit du in dieser … in dieser Stadt der Städte überleben und deinen Spaß haben kannst? In diesem ach so tollen Prag, von dem sogar mein Vater schwärmt und von dem meine Mutter glaubt, der Teufel persönlich spuckt jeden Morgen seine Galle in die Gassen?“

Cyprian schwieg. Sie starrte ihn aufgebracht an. Als er nicht antwortete, verschloss sich ihr Gesicht. „Schweig mich nur an“, murmelte sie voller Bitterkeit.

„Wer hat dir das alles gesagt?“, fragte Cyprian.

„Ja, woher weiß ich es, da ich es ja sicher nicht von dir weiß?“

„Agnes …“

„Was soll das, Cyprian? Warum fängst du auf einmal an, mir etwas zu verheimlichen? Warum lässt du dich auf eine Reise nach Prag ein, wenn sich hier alles gegen unsere Liebe verschworen hat?“

„Agnes, woher weißt du es?“

Sie zischte: „Meine Mutter hat es mir erzählt.“

„Was?“

„Dein ehemals protestantischer Freund ist klüger als du!“, sagte Agnes, und obwohl sie ihre Stimme nicht verstellte, war Cyprian allein schon vom Tonfall klar, dass sie ihre Mutter zitierte. So viel Verachtung hinter jedem Wort zu verstecken war die Spezialität von Theresia Wiegant. „Er hat eingesehen, dass er ein nutzloses Ziel verfolgt, wenn er dir weiterhin nachstellt.“ Agnes schnaubte. „Das hat sie gesagt. Weißt du, wie es sich für mich angehört hat? Weißt du das? Cyprian Khlesl hat dich aufgegeben, weil ihm bewusst geworden ist, dass du ein nutzloser Bastard bist, der nicht mal im Haus eines ehemaligen Ketzers willkommen ist. So hat es sich für mich angehört.“ Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. Alle Wächter auf der Mauerkrone starrten offen zu ihnen herüber. Einer fing Cyprians Blick auf und schüttelte halb mitleidig, halb missbilligend den Kopf. In Cyprian stieg blinder Zorn auf ihn auf. Er musste sich zwingen, nicht die Fäuste zu ballen. Er wusste, dass er Agnes in den Arm nehmen sollte, um diese unerwartete Untiefe in ihrer Liebe zu umschiffen, aber er stand starr und mit hochgezogenen Schultern vor ihr.

„Woher weiß es deine Mutter?“

„Woher weiß ich es? Woher weiß sie es?“, schrie Agnes. „Das ist doch völlig egal! Woher weiß sie es? Weil sie bei deinem verfluchten Onkel war, du Holzkopf!“

„Wann?“

In Agnes’ tränennassen Augen funkelte der Hass. „Übrigens war ich bei Seiner Exzellenz dem Bischof, meine Liebe“, sagte sie mit dem Tonfall ihrer Mutter. „Da du uns ja seine Beziehungen zum Hof so warm ans Herz gelegt hast, habe ich dort vorgesprochen, um mit ihm zu klären, dass es nicht einer Heirat zwischen dir und seinem Neffen bedarf, um für beide Seiten gewinnträchtige Geschäfte zu machen.“

„Verdammt“, sagte Cyprian fast gegen seinen Willen. „Der alte Drachen …“

„Dein Onkel hat sie nicht mal warten lassen, Cyprian. Ganz süß muss er gewesen sein, verehrte Frau Wiegant hinten und verehrte Frau Wiegant vorne, und das Ganze ist von den jungen Leuten in der ersten Aufwallung übertrieben dargestellt worden, keine Sorge, verehrte Frau Wiegant, mein Neffe reist sowieso innerhalb der nächsten Tage für eine längere Zeit nach Prag.“

„Dieser … intrigante …“, murmelte Cyprian und schluckte den Rest hinunter. „Er hat es schon die ganze Zeit über vorgehabt. Der Kardinal hat seine Pläne nur noch bestätigt.“

„Warum hast du mir nichts davon gesagt, Cyprian!?“

„Weil ich gottverdammt noch mal nicht gehe!“, brüllte er.

Die Wachen packten die Spieße fester. Ihr Anführer zögerte, dann machte er sich langsam auf den Weg zu ihnen. „Hör auf, die junge Dame so anzuschreien, Freundchen, sonst kannst du deine Kräfte mal an uns auslassen“, sagte er und schob Cyprian sein Kinn ins Gesicht.

Mit dem Kraftaufwand, mit dem sich aus einem Sünder ein Heiliger hätte machen lassen, beherrschte sich Cyprian und murmelte nur: „Schon gut. Es ist nichts.“

Agnes wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ihre Hände hinterließen weiße Striemen auf ihren Wangen. Dann ließ sie den Kopf hängen. Cyprian tat das Herz weh, als er sie dabei beobachtete. Er machte einen Schritt auf sie zu. Der Schritt war so schwer, als wate er durch Schlamm. Ich liebe sie doch, dachte er, warum ist es so schwierig, auf sie zuzugehen? Er streckte die Hand aus und strich leicht über ihren Oberarm. Er fühlte, wie sie sich versteifte, doch dann löste sich ihre Anspannung.

„Was?“, wisperte sie. „Was hast du gesagt?“

„Ich gehe nicht. Mein Onkel hat fest damit gerechnet, aber ich habe ihm die Gefolgschaft verweigert.“

„Du hast … aber er ist doch … er hat dich doch …“

„Er hat mich gerettet, ja. Und heute habe ich ihn zum Dank dafür im Stich gelassen. Ich hatte die Wahl zwischen dir und ihm.“

„Ich will nicht, dass du das für mich tust“, sagte sie kaum hörbar. „Aber ich will auch nicht, dass du fort gehst. Wen habe ich denn außer dir?“

Cyprian war jedes Mal aufs Neue betroffen, wenn ihm klar wurde, wie sehr Agnes sich mittlerweile als Fremde im eigenen Haus fühlte. Er wusste, dass Niklas Wiegant mit ihr nicht anders umging als zuvor – liebevoll und stets ein bisschen scheu; wer wollte, hätte daraus schon immer einige Wahrheiten ablesen können. Auch Theresia Wiegants Verhalten hatte sich nicht grundlegend geändert, höchstens ein wenig verschärft. Und doch war alles anders, weil Agnes es anders empfand. Wen habe ich denn außer dir? Cyprian ließ sich nichts anmerken, aber Bemerkungen wie diese pressten sein Herz zwischen zwei Fäuste und drückten es unbarmherzig zusammen. Er zog Agnes heran und umarmte sie.

„Ich liebe dich“, flüsterte er, „was immer auch geschieht und wohin immer ich auch gehe, ich liebe dich, daran wird sich nie etwas ändern. Alles wird gut.“

Die Wächter pfiffen und applaudierten; ihr Anführer versuchte weiterhin ein saures Gesicht zu machen und grinste dann doch. Idioten, dachte Cyprian, was wisst ihr schon; aber ihr Verhalten ließ ihn ebenfalls lächeln. Agnes schmiegte sich an ihn. Cyprian spürte wieder das Begehren, als er die Berührung ihres Körpers empfand. Obwohl man ihm seinem verwegenen Aussehen nach jederzeit die Rolle dessen zugetraut hätte, der bei einem Dorffest in den Büschen zwischen zwei Krügen Wein die gesamte Jungfernschaft eines Jahrgangs in Frauen verwandelt und sich dann ohne Anzeichen von Erschöpfung um den Braten anstellt, besaß er kaum mehr Erfahrung in körperlicher Liebe als Agnes. Er fühlte Verlegenheit in sich aufsteigen, als sie vor der Härte zurückzuckte, die in seinen einfachen Beinkleidern erwacht war und sich ihrer Berührung entgegendrängte; doch als er versuchte, dieser Berührung auszuweichen, fühlte er plötzlich, wie sich unter all den Lagen Tuch, die Agnes’ Ober- und Unterkleid und Hemd bildeten, ein Bein zwischen seine Oberschenkel schob und die Berührung erwiderte. Er schluckte und blickte sich wild um, doch die Wächter hatten längst wieder zu ihrer eigenen Beschäftigung zurückgefunden und bewachten Wien vor der Türkengefahr.

Agnes hob den Kopf. Er sah ihre gerötete Nase, die vom Weinen verschwollenen Augen, die Schmutzspuren, wo ihre Hände die Tränen abgewischt und wo sie Bahnen durch das wie immer nachlässig und zu leicht aufgetragene Wangenrot gezogen hatten; er sah nichts, was er nicht mit Küssen hätte bedecken, was er nicht sein Leben lang hätte betrachten und wofür er nicht mit Freuden hätte sterben wollen. Ihre Lippen öffneten sich. Es hätte keinen öffentlicheren Platz in Wien geben können als die Mauerkrone des Kärntnertors, und dennoch waren sie für einen Augenblick vollkommen allein – er und sie, Cyprian Khlesl und Agnes Wiegant. Sein Herz schlug wie verrückt. Wenn sie ihn nochmals gebeten hätte, mit ihr fortzulaufen, er wäre mit ihr durch das Tor hinaus geflohen, ohne auch nur einen Wecken Brot einzupacken; wenn sie ihn gebeten hätte, hier auf der Stelle Tatsachen zu schaffen, sie und sich selbst zu entehren und ihrem Verlangen nachzugeben, und wenn man sie nachher mit Ruten aus der Stadt peitschte, dann peitschte man sie wenigstens zusammen hinaus … Er hätte ihrem Verlangen nachgegeben.

„Ich …“, begann er und wollte sagen: Ich kann dich nicht verlassen, ich kann dich nicht hergeben, du bist mein Leben, du bist in meinen Träumen, seit ich das erste Wort mit dir gewechselt habe.

„Ich …“, sagte sie.

Sie starrten sich an.

„Virginia“, hörte er sich sagen.

Sie blinzelte verwirrt.

„Ein neues Leben. Eine jungfräuliche Welt. Ein neuer Anfang. Du und ich.“

„Was? Aber …“

„Ja, ich weiß, was ich gesagt habe. Es war Geschwafel. Lieber bin ich mit dir zusammen in der Hölle als allein im Paradies.“

„Aber wie sollen wir das …?“

„Keine Ahnung. Ich kann meinen Bruder zwingen, mich auszuzahlen, aber das würde ihn ruinieren. Vielleicht leiht er mir etwas, wenn ich ihm lang genug den Hals zudrücke.“ Er lächelte. „Ich kann ja wohl nicht von einer großzügigen Mitgift für dich ausgehen, oder?“

Agnes weinte, dass ihr Körper vibrierte. „Jetzt gleich“, schluchzte sie. „Lass uns jetzt gleich gehen.“

„Nein“, sagte er. „Lass es uns in Ruhe planen. Wenn wir es tun, wird es eine Flucht sein, das muss dir und mir klar sein. Eine Flucht plant man sorgfältig, sonst wird man erwischt.“

„Dein Onkel … die Bäckerei … du musst alles hier zurücklassen.“

„Nicht anders als du.“

Agnes drückte sich an ihn. „Wie kann etwas, das so weh tut, gleichzeitig so ein Geschenk sein?“, wisperte sie. „Halt mich fest, Cyprian.“

Sie schloss die Augen, und er beugte sich nach vorn, um sie zu küssen.

Jemand räusperte sich in sein Ohr. „Fräulein Wiegant?“

Cyprian hielt inne. Agnes’ Magd stand neben ihnen und bemühte sich nach Kräften, den Mann nicht zu sehen, in dessen Armen ihre Herrin fast verschwand. Agnes blinzelte. Cyprian hatte das Gefühl, jemand habe ihn mit einem Stein am Hinterkopf getroffen, genau in dem Augenblick, in dem er zu fliegen begonnen hatte.

„Fräulein Wiegant … ähem …“

„Was ist denn?“, fragte Agnes mit belegter Stimme.

„Ich will Sie nicht stören … ganz allein hier oben und in Gedanken … ähem … aber ich dachte, Sie möchten wissen, dass Ihr Herr Vater und Ihr Herr Verlobter auf dem Weg hierher sind.“

In Agnes’ Augen kehrte das Leben mit einem Schlag zurück. Sie sah Cyprian an.

„Ausgerechnet“, sagte Cyprian.

„Sebastian ist nicht mein Verlobter!“, sagte Agnes.

Cyprian ließ Agnes los. Sie fing unwillkürlich an, ihr Kleid zu glätten. Die Magd schaute sich nervös um.

„Wir müssen uns nicht verstecken oder weglaufen“, sagte Agnes. Sie sah Cyprian dabei fragend an.

„Nein“, sagte Cyprian. „Wir gehen ihnen entgegen.“ Er grinste. Er war noch immer halb von der Wirklichkeit getrennt, doch sein Hirn funktionierte wieder. „Aber getrennt.“

Agnes verstand. Sie nahm ihre Magd am Arm und schob sie zum Aufgang. Dann drehte sie sich nochmals um. Ihr Blick war voller Angst.

„Morgen“, formte Cyprian mit den Lippen.

Er huschte zum Aufgang auf der anderen Seite des Tors. Aus der Deckung des hölzernen Treppengerüsts sah er Agnes unten ankommen und mit äußerster Gelassenheit auf vier Männer zuschreiten: Niklas Wiegant, Sebastian Wilfing junior und zwei andere Kerle im Alter von Sebastian, die dieser vermutlich mitgebracht hatte, damit er nach Herr mit Begleitung aussah. Cyprian konnte nicht hören, was gesprochen wurde, aber er sah Agnes mit den Schultern zucken und Niklas Wiegant misstrauisch die Umgebung des Tors mustern. Cyprian zog sich in den Schatten des Gerüsts zurück. Er fürchtete sich weder vor einer Begegnung mit Niklas noch mit den anderen Männern, aber Schwierigkeiten gab es im Moment genug – es musste nicht noch der peinliche Auftritt Verlobter versus Nebenbuhler hinzukommen. Allerdings – soviel war klar – würde Niklas zumindest heute und die nächsten Tage seine Tochter nicht mehr aus den Augen lassen. Cyprians Auftritt im Hause Wiegant vor einer halben Stunde entspannte die Situation ebenfalls nicht.

Dennoch fühlte Cyprian sich fast euphorisch. Er hatte so gut wie alle Brücken hinter sich abgebrochen. Onkel Melchior und Kardinal Facchinetti waren sprachlos gewesen, als er mit einer letzten höflichen Entschuldigung aufgestanden war und die bischöfliche Arbeitsstube verlassen hatte – mitten unter einer wohldurchdachten Argumentationskette des alten Kardinals.

Vor ihm lag nur noch der Weg, den er Agnes soeben geschildert hatte. Natürlich waren seine Worte vom letzten Mal richtig gewesen: dass sie ihre Zukunft nicht auf einer Lüge aufbauen konnten. Natürlich waren seine Worte von heute ebenso richtig: dass er sich kein Leben ohne Agnes vorstellen konnte. Und er war zumindest ehrlich genug gewesen, seinen Onkel nicht zu belügen. Er hätte auch das wahrscheinlich beträchtliche Reisegeld nach Prag annehmen und dann mit Agnes verschwinden können. Nicht, dass er jemals ernsthaft mit dieser Möglichkeit gespielt hatte, aber dennoch … Eventuell war es keine Lüge, wenn sie zusammen nach Virginia flohen, sondern nur das Begehen des Weges, der ihnen vorgezeichnet schien, bis zur letzten Konsequenz.

Er erinnerte sich, wann er diese Euphorie und gleichzeitig solche Angst vor der Zukunft zum letzten Mal verspürt hatte. Es war gewesen, als er seinen Vater am Kragen gepackt und in die Mehlsäcke geworfen hatte, dass der Mehlstaub aufwirbelte und durch die Kellerfenster in die Kärntnerstraße hinaus quoll wie in einer Explosion. Sein Vater war nicht ernsthaft verletzt gewesen, lediglich weiß bestäubt wie ein zum Backen fertiges Teigmännchen, und doch war er reglos zwischen den aufgeplatzten Säcken liegen geblieben.

Cyprian hatte gewusst, dass er niemals mehr hören würde, welche Last er für die Familie Khlesl war. Dass er noch im Alter seinem großen Bruder auf der Tasche liegen würde und wie undankbar ein zweiter Sohn war, der die Gnade nicht annahm, dass sein Vater ihm eine Ausbildung im Kloster finanzieren wollte anstatt ihn einfach auf die Straße zu setzen, und wie hoffnungslos alles schiefging, was er in die Hände nahm; warum Gott der Herr nur einmal im Leben auf den Bäckermeister Khlesl gelächelt hatte, und zwar bei der Zeugung seines ersten Sohnes, und dann angefangen hatte auf ihn zu pissen, indem er ihm einen völlig unfähigen zweiten Sohn und danach einen Hühnerstall voller Töchter beschert hatte; dass der sonst so kluge Melchior Khlesl dämlich war, auf seinen Neffen Cyprian auch nur einen Gedanken zu verschwenden und es vielleicht besser war, den Kontakt zwischen Onkel und Neffen zu unterbinden, damit der junge Bursche nicht noch etwa glaubte, er tauge zu irgendetwas, nur weil der Priester in der Familie sich mit ihm befasste; dass in diesem Zusammenhang auch gleich verboten werden solle, dass die Tochter der hochnäsigen Wiegants von schräg gegenüber ständig mit dem total vertrottelten Sohn zusammensteckte; am Ende war er vielleicht noch blöd genug, ihr ein Kind zu machen, und was man dann von den piekfeinen Wiegants wohl zu hören bekommen würde und … Alle weiteren Ausführungen hatten der kurze Flug des Bäckermeisters Khlesl durch seine eigene Backstube und seine spektakuläre Landung in den Mehlsäcken unterbunden.

Cyprian hatte die Hand gegen seinen eigenen Vater erhoben, und als er – vierzehnjährig und gebaut wie ein Feuerschlucker auf dem Gauklerpodium – auf die Kärntner Straße hinausstürzte, hatte er Euphorie über seine Tat empfunden. Dass es fraglich war, ob sein Vater ihn jemals wieder über die Schwelle ließ und wie er sein Leben in der Gosse fristen sollte, hatte ihn in diesen ersten Augenblicken nicht bekümmert. Die Angst hatte sich erst Minuten später eingestellt.

Die vier Männer scharten sich um Agnes und die Magd. Zusammen gingen sie weg, ein Vater, der mit Freunden unterwegs ist, zufällig auf seine Tochter trifft und ihr das Geleit nach Hause anträgt. Dass die Stimmung zwischen den beiden Frauen und den Männern kühler war als sonst bei derartigen Gelegenheiten üblich, würde niemandem auffallen. Cyprians Hochstimmung flaute ab. Was hatte Bischof Khlesl andeuten wollen mit seinen dunklen Bemerkungen über Agnes' gefälschte Herkunft aus einem Wiener Findelhaus und ihrer Spur, die nach Prag wies? Nichts, dachte er, er hat nur versucht, dich zu manipulieren, damit du seinen Wünschen folgst. Aber wenn sein Onkel ihn auch oft manipuliert haben mochte in den vergangenen Jahren, er hatte ihn niemals angelogen. Wenn er sagte, Niklas Wiegant hatte mit Hilfe von Sebastian Wilfing Agnes’ wahre Herkunft verschleiert, dann entsprach dies der Wahrheit.

Die Gruppe aus vier Männern und zwei Frauen war aus dem Blickfeld verschwunden. Cyprian wartete sicherheitshalber noch ein paar weitere Minuten ab, dann machte er sich auf den Weg, um seine gemeinsame Flucht mit Agnes in die Neue Welt vorzubereiten.

„Als ob ich’s nicht gewusst hätte“, sagte eine Stimme hinter ihm, kaum dass er sich ein paar Dutzende Schritte vom Kärntnertor entfernt hatte und um eine Ecke gebogen war. Cyprian blieb stehen.

„Na so was“, sagte er, ohne sich umzudrehen. „Mein alter Freund. Hast du dich über den Neumarkt zurück geschlichen?“

„Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede.“

Cyprian wandte sich um. Sebastian Wilfings Gesicht war dunkelrot; seine beiden Freunde lächelten.

„Ich hab dich letztes Mal gewarnt: lass meine Braut in Ruhe, Cyprian. Ich hab dir gesagt, dass es keine weitere Warnung mehr gibt.“

„Du warst nicht misszuverstehen“, bestätigte Cyprian.

Sebastian Wilfing trat einen Schritt heran. Cyprian konnte die Hitze spüren, die der gerechte Zorn des Mannes abstrahlte. „Offenbar war ich trotzdem nicht deutlich genug!“

„Doch, doch“, sagte Cyprian und musterte seinen Widersacher mit ausdruckloser Miene. „Mir ist völlig klar geworden, dass du nicht möchtest, dass ich deine Braut belästige.“

„Na und?“, schnappte Sebastian.

„Agnes ist nicht deine Braut“, sagte Cyprian.

„Find dich mit der Wirklichkeit ab, Khlesl. Agnes ist meine Braut, und ich werde sie heiraten. Und falls dich das so treffen sollte, dass du dich aus Kummer selbst aufknüpfst, dann lass dir gesagt sein, dass ich den Brautkranz an deinen Leichnam hänge, falls er mir irgendwo im Weg baumeln sollte.“

„Sehr dekorativ“, sagte Cyprian.

„Also?“

Cyprian starrte Sebastian Wilfing weiterhin an. Der junge Kaufmann wandte seinen Blick ab. Cyprian drehte sich um und ging weg.

„Moment mal!“, rief Sebastian.

Cyprian fühlte sich am Arm gepackt und herumgerissen. „Ich hab letztes Mal gesagt, es gibt keine weitere Warnung“, stieß Sebastian Wilfing hervor. „Anscheinend bist du aber schwer von Begriff. Dein Alter hatte Recht mit dem, was er dir damals auf der Straße nachgebrüllt hat.“

„Lass mich los“, sagte Cyprian wie von weit her.

„Gleich nach Ostern nächstes Jahr heirate ich Agnes. Und wenn du deinem Bruder die übrig gebliebenen Eier verschenken hilfst, denk dran, dass deine geliebte Agnes zur gleichen Zeit meine Eier knetet und mich anfleht, sie noch mal zu ficken!“

Eine Schicht aus wabernder Luft schob sich vor Cyprians Augen und verzerrte Sebastian Wilfings Gesicht. Er hörte, wie Sebastians Begleiter lachten: „Hähähä…!“

„Reden wir von Wachtel- oder von Spatzeneiern?“, hörte Cyprian sich fragen.

„Du … blöder … Hund!“ Die Hand an Cyprians Arm wechselte ihren Griff und packte ihn an der Vorderseite des Hemdes. Mit der anderen Hand holte Sebastian Wilfing weit aus. Cyprian – immer noch von der wabernden Luftschicht von allem getrennt, vor allem von sich selbst – nahm das Handgelenk, löste die Finger mit einer schnellen Drehung von seinem Hemd, bog Sebastians Arm nach hinten und wirbelte den Mann herum. Wilfings freie Hand, noch damit beschäftigt, so weit wie möglich für die geplante theatralische Ohrfeige auszuholen, krümmte sich. Wilfing schrie auf und bückte sich unwillkürlich nach vorn. Cyprian bog ihm die Hand noch weiter zu den Schulterblättern hinauf, bis das Hinterteil seines Widersachers die höchste Erhebung an ihm war. Dann ließ er den verdrehten Arm los, hob einen Fuß und trat in das Hinterteil. Wilfing machte eine ungraziöse Bauchlandung auf dem Boden. Staub wallte auf, nicht ganz so dramatisch wie damals das Mehl in der Backstube im Keller unter dem Haus von Cyprians Familie. Sebastian quietschte. Seine beiden Freunde starrten überrascht von ihm zu Cyprian und zurück. Es schien ihnen zu schnell gegangen zu sein.

„Du Schwein!“, ächzte Sebastian und krabbelte auf allen vieren aus Cyprians Reichweite. „Worauf wartet ihr, Jungs? Zeigt’s ihm!“

Cyprian schüttelte den Kopf, als Wilfings Begleiter auf ihn zukamen. „Schluss jetzt“, sagte er. Seine Zunge war schwer. „Ich will keinen Streit.“ Er versuchte seine Beine dazu zu bewegen, umzudrehen und wegzugehen, aber seine Beine hörten nicht auf ihn.

„Vielleicht wollen wir ihn?“, erwiderte der eine der Burschen. Er sprach so affektiert wie ein langjähriger kaiserlicher Hofarschkriecher.

„Dann helft euch gegenseitig aus, ihr seid ja zu zweit“, sagte Cyprian.

„Mit dir gefällt es uns besser“, keuchte der Bursche, in seinen Augen das verräterische Aufblitzen, das ein besserer Kämpfer als er nicht hätte sehen lassen; er holte aus, noch während er das letzte Wort hervorstieß, und drosch seine Faust mit aller Kraft tief in Cyprians Magengrube.

Als der unerklärliche Schmerz durch seine Finger schoss und er nach unten sah, erkannte er, dass seine Faust in der noch größeren Pranke Cyprians steckte anstatt in den Eingeweiden seines Gegners – und er hörte ein Knacken. Bei näherer Betrachtung erschloss sich, dass das Knacken aus den Knöcheln seiner Finger kam.

„Aaaah…“, schrie der junge Mann und ging vor Cyprian in die Knie. „Lass los, lass los, lass loooos …!“

„Was ist so schwer daran zu begreifen?“, fragte Cyprian. „Ich will mich nicht mit euch prügeln.“

Er ließ die Hand seines Gegners los. Sie hing noch einen Augenblick in der Luft wie ein welkes Blatt, dann barg der Angreifer sie an der Brust.

„Du hast mir die Hand gebrochen!“, winselte er.

„Nein“, sagte Cyprian. „Es fühlt sich nur so an.“

Der zweite Mann zögerte und blickte zwischen seinem knienden Kumpan und Cyprian hin und her. Sebastian Wilfing war wieder auf die Beine gekommen. Er verschluckte sich fast vor Wut.

„Ihr Feiglinge!“, sprudelte er. „Ihr seid zu zweit!“

Der unverletzte zweite Schläger kroch im Seitwärtsgang um seinen kauernden Freund herum. Cyprian drehte sich mit ihm. Dass es ein Fehler war, wurde ihm erst bewusst, als er das winzige Zucken sah, das durch das Gesicht seines Gegners ging. Er fuhr herum.

Der erste Schläger war mit der linken Hand genauso schnell wie mit der rechten; nur dass diesmal ein Dolch in seiner Faust steckte. Cyprian sah die Klinge aufschimmern und wusste, dass er noch einen Fehler gemacht hatte – das war keine Waffe, die ein normaler Sterblicher in sein Wams steckte, um sich vom nächsten Braten etwas herunterzuschneiden. Er wich aus; die Klinge schoss vor seinem Bauch vorbei und schnitt sein Hemd über die gesamte Breite auf. Der Dolch war so scharf, dass man die Schneide dabei beinahe singen hörte. Ein glühend heißer Striemen brannte sich quer über Cyprians Rippen. Dann prallte der Körper des Angreifers gegen Cyprian, um ihn zu Fall zu bringen.

Das Wabern vor Cyprians Augen wurde zu einem dicken Nebel, und plötzlich reckte sich die Wut, die schon den ganzen Tag versucht hatte, die Oberhand zu bekommen.

Sein rechter Arm kam herab und klemmte den linken Arm seines Angreifers fest.

Seine linke Faust prallte gegen die Schläfe des Mannes; dessen Kopf flog herum, und er sackte halb ohnmächtig gegen Cyprian.

Cyprians rechter Arm kam wieder hoch, und ohne hinzusehen knallte er den Ellbogen gegen das Kinn des zweiten Mannes, der herangestürmt war. Er packte das Handgelenk, in dessen Faust das Messer war, und drehte es mit einem raschen Ruck herum. Wieder knackte etwas – diesmal lauter. Der halb bewusstlose Bursche in seinen Armen heulte auf. Das Messer löste sich aus den Fingern. Cyprian fing es auf.

Der zweite Angreifer hatte sich auf den Hosenboden gesetzt. Mit rudernden Armen versuchte er auf die Beine zu kommen. Aus seinem Mund schwappte Blut. Cyprian wirbelte den ersten Angreifer herum. Vor seinen Augen waren beide lodernde Figuren ohne Gesichter, menschliche Flammen. Die lodernden Figuren prallten ineinander und rollten über den Boden. Die Klinge des Dolchs ragte aus Cyprians Faust. Er schnellte herum. Eine dritte rot glühende Figur stand ein paar Schritte weit weg und hatte beide Hände erhoben. Mit einem Satz war Cyprian bei ihr. Er hob das Messer. Er hörte jemanden vor Entsetzen schreien und fühlte Befriedigung darüber. Das Messer zuckte auf die Stelle zu, an der das Gesicht der lodernden Figur sein musste. Cyprians Finger wirbelten wie ohne sein Zutun die Klinge im letzten Moment herum, die Faust drehte sich und traf mit der unverminderten Wucht, die ihr blinde Wut und Cyprians Sprung zu Sebastian Wilfing hinüber verliehen hatten, auf Sebastians Wange. Es war eine Ohrfeige mit einem Sandsack, in dem eine Bleikugel steckte. Sebastian Wilfing machte eine vollendete Pirouette; auf dem Boden prallte er eine halbe Mannslänge entfernt auf, bereits besinnungslos.

„Das Messer weg, oder du bist tot“, schnarrte eine Stimme.

Cyprian fuhr herum. Weitere glühende Figuren an der Ecke. Eine zielte mit etwas auf ihn. Das Bild waberte, verlor an Hitze, das Rot rann aus ihm hinaus. Cyprian blinzelte. Er stand inmitten von drei Männern: einer wand sich stöhnend und hielt sich das Handgelenk, dessen Hand in die falsche Richtung abstand, einer blutete mit rot zerplatzenden Blasen aus dem Mund und machte die Geräusche, die jemand macht, der sich durch die Zunge gebissen hat; der dritte lag vollkommen regungslos. In Cyprians Hand war ein Dolch. Wenn man genauer hinsah, konnte man an der Klinge Blut sehen. Cyprian blinzelte erneut.

„Das Messer weg, wird’s bald!“, befahl der Hauptmann der Kärntnertorwache. Der Wächter mit der Armbrust zielte weiterhin auf Cyprian. Cyprians Finger lösten sich erst vom Dolchgriff, als er sie anschaute. Der Dolch klimperte über den Gassenboden.

„Leg dich auf den Bauch, Arme und Beine gespreizt“, sagte der Hauptmann.

Cyprian tat es. „Es hilft wohl nichts, wenn ich sage, dass ich es erklären kann“, murmelte er, das Gesicht gegen den Boden gerichtet.

„Nein, hilft nichts“, hörte er den Hauptmann sagen, jetzt dicht neben sich. Er war nicht überrascht, als der erste Tritt mit einem schweren Stiefel in seiner Seite landete.

Die Teufelsbibel-Trilogie

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