Читать книгу Die Teufelsbibel-Trilogie - Richard Dübell - Страница 43

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Pater Xavier rollte die Botschaft zwischen den Fingerspitzen, die für die Brieftaube vorgesehen war. Es war ihm mit seinem schwächer gewordenen Augenlicht schwer gefallen, sie zu schreiben, aber er hatte niemanden, dem er diese Aufgabe hätte anvertrauen können.

Hinweis auf Ziel erhalten, hatte er geschrieben. Details unklar. Gibt es Informationen über ein Massaker an Frauen und Kindern?

Welche Antwort hoffte er von den Männern zu erhalten, denen er berichtete? Er war vor Ort, oder nicht? Die Geschichte der Teufelsbibel kannte er mittlerweile so gut wie die anderen – jedenfalls besser, als sie vermutlich dachten. Ein Mönch hatte sie geschrieben, der Überlieferung nach mit Hilfe des Teufels. Kaiser Friedrich, der Antichrist, hatte sie an sich genommen. Im Geheimarchiv war der Codex nicht angekommen; dort war die Kopie gelandet. Was sprach dagegen, dass stattdessen das Original an den Ort zurückgekehrt war, an dem es entstanden war? Und wo lag dieser Ort?

Pater Xavier rollte das Papier zu einem Kügelchen zusammen. Er ließ das Kügelchen in den Kelch der Wachskerze fallen, die auf seinem Tisch brannte. Im nächsten Augenblick flackerte es auf, über der Kerze standen plötzlich zwei Flammen. Die schwarzen Augen Pater Xaviers spiegelten vier Flammen wider.

Es gab noch eine weitere Botschaft, die er seinen Auftraggebern hätte senden müssen. Sie betraf Kardinal Facchinetti. Sie betraf einen Mann, den der Kardinal in Wien getroffen hatte, während die anderen Verschwörer glaubten, der Kardinal sei in Prag gewesen. Pater Xavier hatte herausgefunden, dass Facchinettis Ansprechpartner der Bischof von Wiener Neustadt war, Melchior Khlesl. Worum es in den Gesprächen der beiden Männer gegangen war, hatte er nicht in Erfahrung gebracht, doch ihm war zugetragen worden, dass Bischof Khlesl sich in Wien eingehend nach der Herkunft einer bestimmten Person erkundigt hatte. Die Person hieß Agnes Wiegant. Die vier Flammen in Pater Xaviers Augen flackerten und wanden sich, dann brannten sie wieder ruhig. Pater Xavier beabsichtigte, diese Botschaft für sich zu behalten. Er lächelte, ohne dass das Lächeln sich in seinem Gesicht gespiegelt hätte.

Seine Gedanken wanderten zu dem jungen Mann, der von allen gemieden wie ein Aussätziger im weitläufigen Gebiet des Hradschin lebte, allein in einem windschiefen Haus in der Goldmachergasse, ein einsamer Wolf, der durch einen Wald aus Verachtung schnürte. Er dachte an die Geschichte, die Kaiser Rudolf hatte hören wollen, während er sich im Inneren seiner Wunderkammer zitternd an die Tür drückte und sich einredete, er habe nur ein Gespenst auf der Treppe in den Dienstbotentrakt gesehen … ein Gespenst … nur ein Gespenst. Er dachte an die unbeholfene Version dieser Geschichte, die der Reichsbaron Rozmberka ihm verraten hatte, zusammen mit einer Menge anderer Informationen, von denen der Reichsbaron geschworen hätte, dass er sie sich niemals hatte entlocken lassen. Er dachte daran, dass manche Menschen der Schlüssel zu wichtigen Ereignissen waren und dass alle Menschen einen Preis hatten. Pater Stefano zum Beispiel war darauf hereingefallen, dass Pater Xavier sich scheinbar von ihm hatte helfen lassen. Der Preis der meisten Menschen war erstaunlich gering.

Pater Xavier starrte in die Kerzenflamme hinein, bis das Kügelchen vollkommen verbrannt war. Dann leckte er sich die Finger und drückte den Docht aus. Die Dunkelheit fiel über seine schmale Figur, fiel in den Raum, kroch über alle Schatten und saugte sie in sich auf. In der Finsternis funkelten lediglich die Augen Pater Xaviers, als seien die Flammenbilder darin noch nicht erloschen.

Die Teufelsbibel-Trilogie

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