Читать книгу Weltfremd - Roland Düringer - Страница 13
Die Indianer lagen gar nicht so falsch
ОглавлениеSo gesehen hätten die Eroberer sie ja damals einfach nur fragen müssen, anstatt sie abzuschlachten, aber wir haben es uns wieder einmal lieber rechnerisch bewiesen, als altem Wissen vertraut. Wir können nicht ausschließen, dass Berge ein Bewusstsein haben, vielleicht sogar Bewusstsein sind. Leben Steine nun, oder nicht? Zumindest schwingen sie, will man der populärwissenschaftlichen Quantenmechanik glauben. Steine sind möglicherweise keine feste Materie, sondern lediglich elektromagnetische Schwingungen, die eine Form angenommen haben. So gesehen leben auch Berge. Auch dieses Buch in Ihren Händen lebt vielleicht, also seien sie nett zu ihm.
Blicken Sie sich ein wenig um, werfen Sie einen Blick aus Ihrem Fenster …
… und erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie vor sich eine Wand sehen. Denn dann sind Sie wirklich von gestern, dann sind Sie nicht am neuesten Stand der Wissenschaft.
Das ist fein, wenn wir das alles wissen oder zumindest zu wissen glauben. Etwas zu wissen ist toll, ändert aber nicht immer etwas. Natürlich ist es beeindruckend, dass wir unseren Planeten, nach vielen tausenden Jahren der Unwissenheit, endlich als Kugel wahrgenommen haben und erkennen durften, dass sich die Erde um die Sonne dreht, aber für mich ist dieses Wissen nicht von sonderlicher Bedeutung. Ob Sie es glauben oder nicht, in meinem Garten geht die Sonne im Osten auf, steigt hoch Richtung Süden und geht im Westen wieder unter. Und mein Garten bewegt sich dabei keinen Millimeter. Wie gesagt, alles ist Ansichtssache.
Wie auch immer, wir sind jedenfalls von Leben umgeben. Und all das Leben um uns, ob Tiere, Pflanzen, Steine oder Bücher, haben aber eines gemeinsam: Sie machen sich keine Gedanken über das Leben, sie leben einfach. Nur eine einzige Spezies hat nichts Besseres zu tun, als sich ständig Gedanken über das Leben zu machen. Der Homo sapiens. Der weise Mensch.
Was ja schon von der Bezeichnung her eine grobe Themenverfehlung ist, wie ja jeder an sich selbst erkennen kann. Und diese ständigen Gedanken ums eigene Leben sind ganz schön anstrengend. Damit meine ich nicht die kreativen, schaffenden, schöpferischen Gedanken, ich spreche von Gedanken, die sich ständig im Kreis drehen. Noch dazu machen wir uns ja meistens nicht einmal Gedanken ums eigene Leben, vielmehr beschäftigen wir uns mit dem Leben der anderen (Prominenten, Politikern, Nachbarn, Ausländern, Andersgläubigen et cetera), um damit ein wenig von der eigenen Lebensgeschichte abzulenken. Wir laufen mit einer lärmenden Maschine im Kopf herum und verstehen nicht, weshalb wir nicht zur Ruhe kommen. Verrückt, oder? Apropos: Kennen Sie Verrückte? Und damit meine ich nicht verrückt im positiven Sinn, sondern offensichtlich Wahnsinnige.