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Zehn Seiten einfach nur Leben

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Wie ist es Ihnen mit den leeren Seiten ergangen? Haben Sie sie genossen, in ihnen den Raum, den es zu füllen gibt, erkannt? Oder haben Sie sie rasch überblättert und nach einem beschriebenen Blatt gesucht? Ärgern Sie sich, dass Sie für leere Blätter Geld bezahlt haben, oder haben Sie die leeren Seiten genutzt, um zu leben? War es Ihnen möglich, die Stille zu genießen, gegenwärtig zu sein? Oder hat Ihr Verstand nach dem Sinn von leeren Seiten in einem Buch gefragt? Fragen Sie sich manchmal nach dem Sinn? Sind Sie auf der Suche nach Ihrer Bestimmung? Vielleicht wäre es einfach an der Zeit, sich auf einen Stein zu setzen und die vorüberziehenden Wolken zu beobachten.



Diese Sätze stammen zugegeben nicht von mir, sie stammen von einem nicht unbedingt klugen und weitsichtigen aber durchaus cleveren Mann, Nestlé-Konzernchef Peter Brabeck-Letmathe. Und der weiß natürlich, wie gut es allen Menschen auf diesem Planeten geht und dass es daher keinen rationalen Grund zur Traurigkeit gibt.

Tschuldigen Sie, Herr Düringer, darf ich kurz stören?

Ist schon passiert …

Mein Name ist Eugen Prehsler. Verzeihung, wenn ich mich da so einfach in Ihr Buch einmische, aber ich bin grundsätzlich schon der Meinung vom Chef von Nestlé.

Aha. Wie dieses? Besitzen Sie Nestlé-Aktien, Herr Prehsler? Haben Sie vor, ins Trinkwassergeschäft einzusteigen?

Nein, nein, aber im Ganzen betrachtet geht es dem Menschen schon besser als früher.

Jetzt sind’S aber schon ein bisschen weltfremd, oder?

Glaub’ ich nicht. Zumindest nicht in diesem Punkt. Allerdings ist es schon eine Frage, wonach wir das bewerten und auch, für wen das gilt. Nur generell: Die guten alten Zeiten waren meistens gar nicht so gut und vor allem: Sie sind vorbei. Ich sehe viele Fragen und Probleme im Heute, von denen ich die wenigsten beantworten und lösen kann. Aber ich sehe auch Entwicklungen, die mir gefallen, weil sie der Menschheit dienen. Auch und gerade bei der Ernährung.

Der Biotrend verstärkt sich immer mehr, vegetarisch und vegan sind für einen Gastronomen mittlerweile fast unumgänglich. Auf dem Wiener Genussfestival oder auf den vielen Märkten findet man jede Menge kleine Produzenten von wirklich guten Lebensmitteln. McDonalds hat den neuen Marktanforderungen mit seinem Salatangebot schon entsprochen und es gibt sogar schon grüne Mäkkis. Gerade aktuell bringt IKEA neben seinen legendären Köttbullar die vegetarische Variante Grönsaksbullar. »Dies ist der erste Schritt, eine größere Auswahl an gesünderen und nachhaltigen Lebensmitteln anzubieten«, tönt es dazu aus der IKEA-Zentrale.

Wenn etwas aus einer IKEA-Zentrale tönt, wäre ich schon auf der Hut, Herr Prehsler. Die wollen Profit machen.

Da bin ich ganz bei Ihnen. Aber es tut sich viel in die richtige Richtung. Mehr kann es immer sein und schneller auch. Und jede und jeder von uns kann seinen Beitrag dazu liefern. Also fast jeder. In manchen meiner Lebensbereiche und in vielen meiner Lebensdetails zähle ich sicher zu den braven Systemtrotteln, wie Sie uns ja gerne bezeichnen, Herr Düringer. Ich hab’ genug in meinem Leben falsch gemacht, einiges davon bereinigt und mache dafür jetzt wieder einiges falsch. Ich bin nirgends ein Experte – sonst würden Sie mich wohl gar nicht hier schreiben lassen –, aber ich beschäftige mich beruflich und privat sehr viel mit der Frage: »Woher nimmt eine Gesellschaft ihre Energie?« Die braucht’s ja, um die großen Aufgaben zu bewältigen. In Europa fehlt mir diese Energie zu oft. Das hat mit Selbstwert und Identität zu tun. Mein Befund lautet: Wir sind fast alle UNTERliebt.

Weltfremd

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