Читать книгу B'tong - Roland Platte - Страница 12

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6.

Als Carsten nach Hause kommt, sind sämtliche Lichter erloschen. Nur ein fahler Mondschein lässt die Fenster in blindem Glanz erleuchten.

Er zieht sich im Wohnzimmer Kleidung und Schuhe aus, geht leise die Treppe hoch bis zur Kinderzimmertür. Er hört eine Weile Jakos und Janas regelmäßigen Atem, lächelt und geht weiter auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer.

Die Gardine ist halb zugezogen, das bleiche Mondlicht fällt aufs Bett. Plötzlich fährt er zusammen. Genau im Lichtschein sitzt Sybille im Bett und schaut ihn mit großen, schwarzen Augen an.

- Sybille?

- Ja?

- Bist du wach?

- Ja, das siehst du doch.

- Mensch hast du mich erschreckt.

- Warum denn das?

- Weil du so komisch da liegst, äh, sitzt, halb wach, halb im Schlaf.

- Ich bin nicht halb im Schlaf, ich bin ganz wach. Ich habe dich ins Haus kommen hören, du hast versucht, leise zu sein. Sehr liebenswert von dir, dich im Wohnzimmer auszuziehen, aber das hast du nicht wegen mir, sondern eher wegen deines schlechten Gewissens gemacht.

- Ach Sybille! Wieso das denn. Du übertreibst.

- Ich übertreibe? Ich bin übrigens so wach, dass ich bis hier riechen kann, dass du einiges getrunken hast, einiges zu viel.

- Sei doch nicht so streng, heute musste ich feiern!

- Und deshalb bist du abgehauen? Hättest du das nicht mit uns machen können, mit mir?

- Hatte ich ja versucht, aber du wolltest ja nichts begreifen. Aber wenn du willst, …

Carsten schlüpft unter die Bettdecke und robbt sich an sie heran.

- …können wir das jetzt nachholen.

- Carsten …

- Ja?

- Dein Atem …

- Was ist mit meinem Atem?

- Er stinkt! Vielleicht solltest du erst mal deine Zähne putzen gehen.

- Ach Sybille! Das ist jetzt überhaupt nicht romantisch.

- Ja, aber dein Atem auch nicht. Was hast du eigentlich getrunken?

- Naja, zuerst Sekt, dann ein oder zwei Gläser Ouzo.

- Aha, bei Andros, hab' ich mir's doch gedacht. Und dazu dann diesen schrecklichen Knoblauchquark.

- Tsatsiki.

- Meinetwegen. Aber jetzt geht der Tsatsiki ins Bad und macht ein bisschen Mundhygiene. Los geht's!

Schweren Herzens steht Carsten auf und müht sich ins Bad. Er schaut sich eine Weile im Spiegel an, während er mit der Bürste mechanisch die Links-Rechts, Rechts-Links Bewegungen ausführt. Blondes Haar, blaue Augen, richtig attraktiv, denkt sich Carsten, um die Augen die ersten paar Fältchen, die seinem Gesicht den notwendigen Erfahrungsanstrich verleihen.

- Woher hast du eigentlich gewusst, dass ich bei Andros war.

- ---

- Du hast das gar nicht gewusst, du hast das erraten, nachdem ich "Ouzo" gesagt habe.

- ---

- Sybille?

Er spuckt hastig den Zahnpasta Schaum ins Becken, trocknet sich den Mund und eilt zurück ins Zimmer.

- Sybille?

- ---

Sybille liegt auf dem Rücken, ihre offenen Augen glänzen dunkel im weißen Mondlicht, ihr schlichtes Nachthemd lässt den Blick frei auf ihre schmalen Schultern und nackten Arme, die leblos am Oberköper entlang führen. Ihr Brustkorb mit ihren kleinen Brüstchen hebt und senkt sich regelmäßig. Sie schläft.

- Scheiße! zischt Carsten, er weiß aus Erfahrung, dass jetzt nichts mehr zu holen ist.

Er überlegt, es fällt ihm nicht mehr ein. Wann hatten Sie zum letzten Mal etwas miteinander gehabt? Es ist lange her, und soweit er sich erinnern kann, ist es immer sie gewesen, die ihn zurückgewiesen hat. Und jetzt hat sie ihn wieder reingelegt. Sie ist eingeschlafen, während sie ihn zum Zähneputzen geschickt hat. Wenn er jetzt nur mit ihr reden könnte. Wenn er überhaupt nur mit ihr reden könnte! Sie hat immer ein Argument parat, das ihn lahmlegt, oder ein Wort, gegen das er nicht ankommt. Wenn er seine Meinung sagt oder argumentiert, dann fühlt er sich beobachtet wie von einem Lehrer. Er wird immer kleiner, je mehr sie ihn mit ihren großen Augen anschaut. Er legt sich neben sie und sieht sie eine Weile an, schaut dann aber aus dem offenen Fenster in die helle Nacht hinaus. Er muss an seine Kindheit denken, an das Märchen mit Rübezahl. Dieser sollte erst die Rüben auf einem Feld zählen, bevor er die geraubte Prinzessin vernaschen durfte. Wenigstens lautete so das Versprechen der Prinzessin. Nur hatte er sich ein paar Mal vertan und so musste er wieder und wieder die Rüben zählen, 10, 11, 12, 13 … und … Prinzessin… Brunnen…

B'tong

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