Читать книгу B'tong - Roland Platte - Страница 13
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Nachdem die Kinder das Haus verlassen haben und auch Carsten mit seinem 2CV davongerattert ist, sitzt Sybille am Küchentisch und betrachtet die leeren Teller, die Tassen, den Brotkorb, die Zuckerdose. Wo noch vor fünf Minuten Leben und Treiben geherrscht hat, herrscht jetzt einsame Ruhe über dem Küchentisch. Nur in den Dingen, in den Gegenständen steckt noch der Tumult der Kinder, die Stimmer ihres Mannes, als ob diese sich dort hinein verkrochen hätten und jederzeit wieder mit Lärm und Krach hervortreten könnten.
Warum war sie denn gestern eingeschlafen? Sie kann es sich nicht erklären. Ok, sie hatte ihn weggeschickt zum Zähneputzen. Aber das hilft bei Tsatsiki sowieso nichts. Außerdem hätte sie seinem Atem auch entgehen können. Das kann man irgendwie einrichten. Also nur ein Vorwand, um ihn loszuwerden? Allerdings war sie dann auch richtig eingeschlafen. Sie konnte sich auf jeden Fall nicht an sein Wiederkommen erinnern. War sie also nur einfach müde gewesen? Sie versucht sich Carsten vorzustellen, wie er mit blitzenden Zähnen aus dem Bad wiederkommt und sie schlafend vorfindet. Sie muss grinsen und schaut von Carstens Kaffeetasse weg aus dem Fenster ins Weite. Plötzlich bekommt sie einen Schrecken, der ihr das Grinsen aus dem Gesicht wischt. Sie rechnet nach, aber es stimmt. Es ist jetzt schon länger als ein Jahr her, dass Carsten und sie miteinander Sex hatten! Plötzlich findet sie sich selbst ungeheuerlich. Sie weiß, dass Carsten Sex liebt, wie die meisten Männer.
Sie ist sich sicher, dass Carsten den Sex, den er haben möchte, auch mit ihr teilen möchte. Warum verweigert sie sich ihm also? Sie liebt ihn doch. Oder nicht? Nicht mehr? Sie ist sich sicher, dass Sie an ihrer Zuneigung zu Carsten nichts verloren hat. Die Ablehnung dem Sex gegenüber kommt ihr mehr wie ein Spiel vor. Sie schafft es immer wieder, sich dem Verlangen zu entziehen, etwas, dass Carsten nicht schafft. Er gibt sich diesem Verlangen widerstandslos hin, auch wenn er es ihr zeigen möchte, dass er widerstehen kann. Sie weiß, dass sie nur den kleinen Finger heben müsste, und er würde sofort …
Carsten! Sie muss eigentlich immer leicht lächeln, wenn sie an ihn denkt. Sie weiß selbst nicht genau warum. Er ist so völlig anders als sie. Unruhig, nervös, scheinbar sicher, im Grunde genommen völlig unsicher, manchmal denkt sie sogar, dass er ohne Konsistenz ist, dazu ist er dann aber zu intelligent, zu gebildet, gebildet, ohne aber wirklich etwas zu wissen, außer in seinem Fachgebiet natürlich. Da ist er geradezu phänomenal gut. Und das war auch der Grund, warum sie damals nicht mit ihm zusammen studieren wollte. Es hatte schon gereicht, dass sie sich ihm hingegeben hatte, jetzt aber auch noch neben ihm das Mauerblümchen spielen, dazu hatte sie keine Lust gehabt. Und so hatte sie eben Musik gewählt. Da war er out. Draußen. Da hatte sie sich eine Domäne aufgebaut, in die er nicht hineinfinden konnte.