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11.

Damit es von Anfang an klar ist: ich bin eine Feldulme! Keine blasierte Eiche und auch keine von diesen hektischen, schnelllebigen Buchen. Und ich stehe hier in dieser schönen, leicht feuchten Mulde seit 99 Jahren und 364 Tagen und werde nicht lockerlassen. Immerhin hat ein netter Hobby-Botaniker vor ein paar Monaten ein Schildchen an der Bank vor mir angebracht, auf der geschrieben steht:


Gestern haben sie allerdings schon die Bank weggetragen. Die Leute mit den orangenen Helmen, haben sich dann draufgesetzt, Pausenbrot gegessen, Bier getrunken, mich sogar bewundert, diese Idioten, während sich die riesigen, unförmigen, ebenso orangefarbenen Baufahrzeuge in der Frühlingssonne ausruhen durften.

Die hätten ja die neuen Häuserreihen oben auf dem Hügel, oder, noch besser, ein Stück tiefer im Tal bauen können, aber nein! Ausgerechnet hier, wo ich stehe, soll die neue Siedlung angelegt werden. Aber so einfach kriegen die mich nicht. Ich hab' nämlich von dem Projekt Wind bekommen: die Eschen, die gestern rausgerissen wurden, hatten es mir zu gewispert. Und seitdem lasse ich meine Wurzeln kein Wasser mehr ziehen. Trocken sind die nämlich resistenter. Das weiß ich noch von damals, als sie hier den kleinen Spazierweg eingerichtet haben, auch da sollten nämlich schon ein paar zu Tage getretene Wurzeln weichen. An dem ausgedörrten Wurzelwerk haben sie heftig geschuftet, bis sie die raushatten. Gott sei Dank habe ich nichts mehr gespürt; ich bekam von diesem Teil der Wurzeln sowieso kein Wasser mehr, der war quasi abgestorben und diente nur noch meinem Halt, aber was haben die gesägt und getan und gemacht bis der Weg endlich frei von den knorrigen Hindernissen war. Ich weiß schon, dass ich keine Chance habe, aber ich habe ein Ziel: Ich will wenigstens 100 Jahre alt werden. Und das ist morgen. Jawohl, und diesen Tag möchte ich, und werde ich, so wahr ich hier stehe, erleben. Allein schon deswegen, damit das Schildchen recht bekommt. Vor allem aber auch, weil ich so gerne lebe, meine belaubten Arme in alle 4 Himmelsrichtungen ausstrecken mag, die Sonnenstrahlen empfangen, aber auch gleichzeitig Schatten spenden mag. Und jetzt kommen sie mit ihren Ungeheuern und wollen mich niederstrecken. Aber das verspreche ich ihnen: Ich werde mich wehren!

Die Ulme seufzt, während ein Windstoß ihre Baumkrone erzittern lässt.

B'tong

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