Читать книгу B'tong - Roland Platte - Страница 14

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8.

Carsten hat die Nacht über schlecht geschlafen. Zuviel Aufregung, zu viel Frust, zu viel Alkohol, zu viel, zu viel. Am Frühstückstisch hat er noch versucht, den aufmerksamen Familienvater zu spielen, sich zu zwingen, an die Kinder ein paar nette Worte zu richten, hat jedoch jedes Mal nur das fürchterliche Geräusch geschlürfter Cornflakes geerntet. Und Sybille völlig abwesend, was ihn noch fahriger hat werden lassen.

Schließlich hat er aufgegeben, sich in seinen 2CV geflüchtet und ist in sein Labor gefahren.

Eifrig baut er jetzt Reagenzgläser, Kolben und das Gestänge seiner Laboranlage ab. Es muss jetzt schnell gehen. Um die Erfindung des Betonverflüssigers für sich behalten zu können, muss er seine bisherige Arbeit verschwinden lassen und das zunächst von seiner Firma an ihn gestellte Ziel erreichen, nämlich Beton in Konstruktionen schießen zu können, die 200 Meter lang sind. So der Plan. Das heißt allerdings im Prinzip, mal auf die Schnelle eine zweite Erfindung zusammenbasteln. Denn nur dann wird er behaupten können, dass die Erfindung des Betonverflüssigers nichts mit der Firma Betonwerke AG zu tun hat und ihm alleine gehört, da er sie alleine entwickelt hat. Insofern hatte Sybille schon recht gehabt. Hätte sie nicht so nachgehakt mit ihrer Bemerkung, wäre er jetzt schon beim Chef gewesen, hätte diesem seine Kündigung auf den Schreibtisch geknallt und wäre wohl ein paar Wochen später seine Erfindung los gewesen oder spätestens dann, wenn die Betonwerke AG ihm die Vermarktung per Gericht untersagt hätte.

"Gehört die Erfindung denn dir?"

Er muss immer wieder an diesen Satz denken. Die erste Bemerkung, die Sybille in den Kopf kam, als er ihr von seiner Erfindung erzählt hat. Irre! Völlig irre! Auch wenn sie recht hat. Und der beste Beweis ist ja jetzt, seine Tätigkeit hier, die darin besteht, die Betonwerke AG hinters Licht zu führen. Aber warum muss ihre allererste Aussage immer Kritik sein?

- Herr Krause, Sie bauen ja ab!

Carsten zuckt zusammen, kann gerade noch einen schlüpfrigen Glaskolben zurückhalten, dreht sich um, um seinen Firmenchef zu begrüßen.

- Morgen, Herr Zelter, wie meinen Sie das?

- Nicht persönlich, Herr Krause, nicht persönlich. Ich meinte eigentlich nur, dass Sie dabei sind, ihre Anlage abzubauen. Wieso das denn? Haben Sie denn valide Ergebnisse erzielt? Das wäre schön.

Carsten macht einen auf bedrückt.

- Leider nein, ich dachte, ich hätte da was gefunden, hat sich aber als total unbrauchbar erwiesen.

Am liebsten hätte er sich auf die Zunge gebissen. Warum hat er denn in den Raum gestellt, überhaupt etwas gefunden zu haben. Das könnte doch gegen ihn verwendet werden.

- Und jetzt bin ich aber auf einer anderen Spur. Wenn Sie möchten, kann ich es Ihnen schnell an der Tafel erklären.

- Ach, Herr Krause, rufen Sie mich doch, wenn Sie Konkretes in der Hand, äh im Reagenzglas oder noch besser: im Beton haben. Alles andere verstehe ich sowieso nicht. Ich bin zwar Ihr Chef, aber dennoch kein Chemiker, haha, irgendjemand muss ja hier noch einen klaren Kopf behalten, haha, oder? Meinen Sie nicht? Ach, und in dem Zusammenhang, Sie haben jetzt nur noch bis Ende der Woche Zeit, Sie wissen ja, die Konkurrenz schläft nicht, und die Italiener haben anscheinend ihr Angebot an die Schweizer Baufirma schon abgegeben. Also müssen die wohl schon etwas gefunden haben. Viel Spaß, Herr Krause, ach ja nach Ihrem Wochenende zu fragen, habe ich leider keine Zeit mehr…

Erleichtert sinkt Carsten in seinen Stuhl zurück. Was ist er nur für ein Idiot! Was hätte er denn an der Tafel gemacht? Er hat ja nicht die geringste, nicht die winzigste Ahnung, auf welche Weise er zum Ziel kommen wird. Zu sehr ist er von seinem Betonverflüssiger eingenommen. Mit einer ärgerlichen Handbewegung schiebt er die Kolben und Reagenzgläser von sich. Er wird schon etwas finden. Bis jetzt hat er immer etwas gefunden. Nur sollte er sich ein bisschen mehr zusammenreißen.

B'tong

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