Читать книгу B'tong - Roland Platte - Страница 16

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10.

Carsten versucht, es sich in dem Designerstuhl bequem zu machen, ohne dass es ihm recht gelingt. Er hatte vorgehabt, nicht lange zu fackeln und gleich auf den Kern der Sache zu kommen. Nun sitzt er einem einfachen Bankangestellten gegenüber und ist im Prinzip schon sauer. Eigentlich hätte er mit dem Direktor der Filiale sprechen wollen. Seine Erfindung ist doch von so großer Dimension, dass dieser lackierte Angestellte die Reichweite seines Projekts sowieso nicht verstehen würde. Aber der Direktor hat in letzter Minute abgesagt und seine auswechselbare rechte Hand vorgeschickt. Und dem soll er jetzt sein Vorhaben unterbreiten, so der Direktor.

- Also Herr … äh Herr Krause, womit können wir Ihnen dienen?

- Tja, eigentlich bin ich mir nicht sicher, ob Sie überhaupt der richtige Gesprächspartner sind.

- Sie haben ja Herrn Gut gehört, er hat eine wichtige Besprechung in Frankfurt in der Zentrale und ist daher verhindert. Ich kann Ihnen versichern, dass ich sein vollstes Vertrauen genieße und ihn uneingeschränkt vertreten kann.

- Ok, also das ist folgendermaßen, Carsten mustert den Bankangestellten einen Moment lang. Er kann in dem Gesicht seines Gesprächspartners keine Regung feststellen, noch nicht einmal den Anflug einer Verstimmtheit darüber, dass Carsten ihn gleich zu Beginn disqualifiziert hat. Vielleicht gerade eben nur ein Mindestmaß an Interesse für das, was Carsten ihm zu offenbaren hat. Fangen wir mal so an: Nehmen wir mal an, ich besäße eine Erfindung, die die Welt verändern könnte. Inwieweit wäre die Bank daran interessiert, beziehungsweise in der Lage, mich finanziell bei der Entwicklung und Vermarktung der Erfindung zu unterstützen?

Carsten schaut dem Angestellten erwartungsvoll in die Augen.

- Auf diese Frage kann ich so nicht antworten…

- Sehen Sie, ich wusste ja, dass Sie nicht der richtige Gesprächspartner sind.

Unbeirrt durch Carstens Einwurf fährt der Angestellte fort:

- Was ich sagen will, ist, dass Ihre Frage ein bisschen vage ist. Es kommt auf die Erfindung an, auf das Ziel, auf so viele Faktoren, dass Ihre Frage, ohne Sie jetzt kränken zu wollen, ein bisschen naiv klingt.

- Naiv! Ich habe eine bahnbrechende Sache entwickelt, und Sie nennen das naiv! Ist Ihnen denn klar, wen Sie vor sich haben? Ich glaube kaum, sonst würden Sie nicht so mit mir reden. In ein paar Jahren, ach was, schon in ein paar Monaten wird man mir den roten Teppich ausrollen, aber auf dem ist dann kein Platz mehr für Sie, wenn Sie so weiterfaseln…

- Herr Krause, bleiben Sie doch mal ganz ruhig. Uns interessieren Fakten, Zahlen, Zinsen, Zinseszinsen und so weiter. Wenn ich Sie richtig verstehe, kommen Sie zu uns, um einen Kreditantrag zu stellen.

Carsten rutscht gereizt auf dem unbequemen Ledersitz hin und her.

- So kann man das auch ausdrücken, obwohl ich das eigentlich gerade nicht wollte. Es ist kein gewöhnlicher Kredit wie für eine Waschmaschine, ein Auto oder ein Haus. Es soll eine Investition sein in ein Projekt, das die Welt verändern wird.

- Das sagten Sie schon. Was Sie aber noch nicht gesagt haben, ist, worin das Projekt besteht, wie viel es kostet, wie Sie sich die Vermarktung vorgestellt haben und wie viel es ihrer Einschätzung nach einbringen wird.

- Milliarden!

- Milliarden? Sie befinden sich im Besitz einer MilliardenErfindung? Wissen Sie, Herr Krause, solche Erfindungen sind höchst selten, die letzte dieser Art war das I-Phone, und Sie sind doch kein Steve Jobs.

- So kommen wir nicht weiter, warum konnte denn Ihr Direktor diesen Termin nicht wahrnehmen.

- Das sagte ich schon, ein wichtiger Termin in Frankfurt. Aber wollen Sie mir denn nicht verraten, was das für eine Erfindung ist?

- Nehmen wir doch mal an, es gibt diese Erfindung wirklich, ich habe Ihnen die Patente vorgelegt und Ihre Bank hat das alles überprüft oder von Experten überprüfen lassen, die Richtigkeit der Erfindung, die Machbarkeit, die Vermarktungsmöglichkeit und, und, und, wäre denn Ihre Bank dann an einer Investition interessiert?

- Das kann ich Ihnen so nicht sagen. Da müssten Sie, wie Sie schon richtig sagten, alles vorlegen, Idee, Patente, Kostenberechnungen, Machbarkeitsgutachten, und so weiter, die Investmentexperten müssten sich dazu äußern und dann müsste der Filialleiter mit diesem Projekt nach Frankfurt in die Zentrale, um das Projekt dort vorzustellen, gegebenenfalls durchzuboxen. Aber Sie haben noch immer nicht gesagt, worum es eigentlich geht.

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