Читать книгу Was du niemals tun solltest, wenn du unsichtbar bist - Ross Welford - Страница 11

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Wie weit soll ich zurückgehen?

Ich glaube, angefangen hat es mit dem Pizzading. Das hat mich so getroffen, dass ich ein wenig den Kopf verloren habe, was damit endete, dass ich noch eine ganze Menge mehr verlor.

Und das kam so:

Jesmond Knight – wer auch sonst – rief: »Pizzaservice!«, als ich in die Klasse kam, und alle lachten. Es war kein lautes Gelächter, eher leises Gekicher. Die meisten in meiner Klasse sind nicht wirklich gemein.

Zuerst hab ich’s gar nicht geschnallt. Ich hatte keine Ahnung, dass es irgendwas mit mir zu tun hatte, dachte, ich sei mitten in einen Witz hereingeplatzt, und lachte mit, wie man es eben macht, wenn man dazugehören will. Im Nachhinein betrachtet, muss das ziemlich eigenartig gewirkt haben.

Als ich mich ein paar Tage später vor dem Chemieraum mit anderen Mädchen unterhielt, kam Jarrow mit Jesmond und noch ein paar anderen vorbei und fragte laut: »Hast du die Pizza Peperoni bestellt, Jez?« Und dann klatschten sie sich ab und Kirsten und Katie sahen betreten zu Boden.

Kapiert?

»Pizzaservice« bezieht sich auf mein Gesicht.

»Pizzafresse« = Akne. Also Pusteln, Pickel, Eiterbeulen und der ganze eklige Kram. Alles klar?

Mein Gesicht sollte also einer Pizza ähneln. Zum Totlachen. Außerdem stimmt es gar nicht. So schlimm ist es nicht.

Akne mit zwölf? Ein wenig früh, ich weiß. Selbst Doktor Kemp meint, ich gehöre in den »frühen Bereich der Norm«, was aber nicht ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist die Form der Akne, die eher zum »ernsten Bereich der Norm« tendiert. Das ist ein netter Arztausdruck für: »Dich hat’s aber übel erwischt.«

Genaue Beschreibungen erspare ich euch. Vielleicht esst ihr gerade was und die Einzelheiten sind wirklich nicht sehr appetitlich.

Die Sache mit dem »Pizzaservice« ist jetzt drei Monate her und seitdem ist mir einiges klar geworden:

1.Mein Versuch, mich in der Schule unauffällig zu verhalten, war nicht von Erfolg gekrönt. Alle, wirklich alle kennen das Aknemädchen. Davor richteten sich die Gemeinheiten hauptsächlich gegen Elliot Boyd, was mich nicht weiter störte. Doch nun war auch ich Zielscheibe des Spotts.

2.Manche glauben wohl tatsächlich, man könnte sich mit Akne anstecken. Ich bin jetzt kein Trauerkloß und hocke den ganzen Tag allein da, während unablässig Leute auf mir rumhacken. Aber die Sache mit der »besten Freundin« dauert einfach länger, als ich gedacht habe, und ich frage mich schon, ob es an der Akne liegt. Granny sagt immer, ich soll »einfach ich selbst sein«, was sich wie ein guter Rat anhört. Ich glaube, das ist es auch, wenn man einigermaßen weiß, wer man ist – und das weiß ich. Oder ich wusste es zumindest, bis alles schiefgelaufen ist. Granny sagt auch gern: »Wenn du einen richtig guten Freund haben willst, sei selbst eine richtig gute Freundin.« Sie hat viele solcher Sprüche auf Lager, manchmal glaube ich, sie hat eine ganze Sammlung. Das Problem mit diesem Vorschlag von ihr ist nur, dass mir die Leute fehlen, denen ich eine Freundin sein kann.

3.Jarrow Knight ist ein einziger Albtraum. Das ist keine wirklich neue Erkenntnis, doch zusammen mit ihrem Zwillingsbruder sind die beiden pures Gift.

4.Ich muss unbedingt was mit meiner Haut machen.

Die Akne hat vor etwa einem Jahr mit einem kleinen Pickel auf der Stirn angefangen. Ich stelle mir oft vor, dass es die Vorhut der Akne-Armee war. Der Späher hat dem Hauptquartier Meldung erstattet, und innerhalb von ein paar Wochen hatte ein ganzes Regiment von Pusteln und Mitessern mein Gesicht eingenommen, und nichts, was ich tat, konnte sie zurückschlagen.

Dann stürzte sich die Armee auch auf andere Körperteile. In meinem Nacken machte sich ein Zug Eiterbeulen breit, ziemlich groß, glänzend und äußerst schmerzhaft. Auf meiner Brust siedelte ein Bataillon Mitesser, die sich ab und zu entzündeten und zu gelben Pusteln wurden. Zwei Monate später hatten Pioniere meine Beine erobert.

Aber am schlimmsten war, dass Granny mich nicht ernst nahm.

»Pickel, Spatz? Du armes Ding. Ich hatte die auch, deine Mama ebenso. Das geht vorbei. Es wächst sich aus.«

Schon vor dem Pizza-Vorfall hatte ich auf der Schule viel weniger Spaß als in der Grundschule. Zufällig war Flora McStay – meine beste Freundin – gerade nach Singapur gezogen und Kirsten Olen war in eine andere Klasse gekommen und hatte sich mit den Knight-Zwillingen angefreundet. (Zu denen später mehr.)

Was ich sagen will: Ich suchte nach Methoden, die Akne loszuwerden, und so kamen die Sonnenbank und die chinesische Medizin ins Spiel.

Und nein, unsichtbar zu werden stand nicht auf meinem Plan. Das gehörte definitiv ans »äußerste Ende der Norm«.

Elliot Boyd näher als notwendig zu kommen gehörte auch dorthin – falls das noch extra betont werden muss.

Was du niemals tun solltest, wenn du unsichtbar bist

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