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5.

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An Bord des Schwarzen Seglers wurde gesägt und gehämmert, als gelte es, einen Wettstreit mit den Männern der Ramsgate-Werft aufzunehmen. Thorfin Njal hatte sich auf das Achterdeck bringen und die behelfsmäßige Trage so postieren lassen, daß er die Arbeiten auf dem Hauptdeck überblicken konnte. In Minutenabständen trieb er die Männer immer wieder an, gefälligst schneller zu arbeiten.

Die neue, solidere Trage näherte sich ihrer Vollendung, als die Sonne bereits über die Felsformationen der Schlangen-Insel gestiegen war.

„Wir kriegen Besuch“, sagte der Boston-Mann unvermittelt und wandte sich zu dem Wikinger um.

Thorfin verzog unwillig das Gesicht. So sehr er auch den Hals reckte – über die Achterdecksverschanzung konnte er nicht spähen. Eine Störung war jetzt ohnehin höchst unwillkommen, so kurz vor dem großen Augenblick, in dem er seinen Nachwuchs und sein geliebtes Weib sehen würde.

„Weiblicher Besuch“, fügte der Boston-Mann nach einer Weile hinzu, und dabei grinste er.

Thorfin kniff die Augen zusammen, und seine Brauen bildeten eine düstere Linie.

„Du willst mich bloß auf die Folter spannen“, knurrte er. „Gotlinde kann noch nicht wieder auf den Beinen sein. Welche Lady sollte uns also beehren?“

„Warte ab“, sagte der hagere Engländer kurz angebunden.

Auch die Männer auf dem Hauptdeck hatten das Boot bemerkt, das sich dem Viermaster näherte. Sie ließen Hämmer und Sägen fallen, eilten zum Schanzkleid und spähten auf die Wasserfläche hinaus.

Dem Wikinger platzte zum soundsovielten Male der Kragen.

„He, ihr Schnarchsäcke!“ brüllte er. „Wer hat was von Pause gesagt? Wollt ihr wohl weiterarbeiten! Bewegt euch gefälligst oder ich …“ Er brach ab, als er sah, wer dort über die Jakobsleiter aufenterte.

Rot leuchtete die Haarpracht von Mary O’Flynn im frühen Sonnenlicht. Ihr folgte eine hochgewachsene blonde Frau, Smokys Eheweib Gunnhild. Mary wechselte einige Worte mit Arne und Eike. Mehrmals nickte sie verstehend und blickte zum Achterdeck. Thorfin begriff, daß von ihm die Rede war. Und wieder wurde er sich der Tatsache bewußt, daß er weiter nichts als ein hilfloses Wickelkind war. Welch eine Ironie, daß ausgerechnet zwei kleine Wickelbälger – nämlich der eigene Nachwuchs – Anlaß für seine Hilflosigkeit waren!

Die beiden Frauen wandten sich von den Männern auf dem Hauptdeck ab und enterten über den Niedergang zum Achterdeck auf.

„Willkommen an Bord, Ladys“, sagte der Boston-Mann mit der geschulten Höflichkeit des Engländers, damit wenigstens einer die Formen wahrte.

Mary und Gunnhild erwiderten lächelnd seinen Gruß, wurden aber gleich darauf wieder ernst.

„Wir haben von deinem Pech gehört“, wandte sich Mary an den Wikinger. „Natürlich tut es uns leid. Aber andererseits trifft es sich ganz gut.“

„Was? Wie?“ entgegnete Thorfin kopfschüttelnd. „Was soll daran gut sein, daß ich mit gebrochenen Gräten langliege?“

Mary verschränkte die Arme über dem hübschen Busen.

„Du kannst Gotlinde vorerst nicht besuchen. Sie wurde vom Kindbettfieber erwischt, und damit ist weiß Gott nicht zu spaßen.“

Thorfin erbleichte. Sekundenlang starrte er die Frauen fassungslos an. Im nächsten Moment verdüsterte sich sein Gesicht. Ruckartig setzte er sich auf der Trage auf.

„Seid ihr vom Knurrhahn gebissen?“ brüllte er los, daß es dröhnend über die Innenbucht der Schlangen-Insel hallte. „Nichts und niemand wird mich daran hindern, meine Kinderchen zu besichtigen! Und wenn Gotlinde mich nicht sehen will, dann muß sie es mir schon selber sagen. Ich lasse mich doch nicht von irgendwelchen verdammten Weibern …“

Mary O’Flynn trat einen drohenden Schritt auf ihn zu und brüllte zurück. An Stimmgewalt war sie dem Wikinger kaum unterlegen.

„Jetzt halt die Luft an, verstanden? Bei deinem Mannsvolk kannst du dir diese Flegeleien leisten. Nicht bei uns! Und damit du klarsiehst: Keiner wird Gotlinde besuchen, solange sie im Fieber liegt. Vielleicht geht es in deinen Torfschädel hinein, was das Kindbettfieber für eine Frau bedeutet. Ihr Leben steht auf dem Spiel, du verdammter Einfaltspinsel. Wenn du ein guter Ehemann bist, dann nimmst du erst mal Rücksicht und sonst gar nichts.“

Thorfin schüttelte ungläubig den Kopf und blinzelte. Aber das Bild der zürnenden Mary O’Flynn ließ sich nicht wegwischen. Und auch die blonde Gunnhild sah verdammt energisch aus. Doch er dachte nicht daran, schon aufzugeben. Zu tief hatte ihn der Schmerz getroffen, Frau und Kindern so nahe zu sein und doch nicht zu ihnen zu dürfen.

„Ihr befindet euch auf meinem Schiff“, knurrte er. „Was du dir herausnimmst, brauche ich mir nicht bieten zu lassen, Mary O’Flynn. Ich kann euch beide unter Arrest stellen, wenn ich will. Hast du verstanden?“ Mary lächelte verächtlich und blies die Luft durch die Nase.

„Keiner von deinen Kerlen wird uns anrühren, Thorfin Njal. Daß Gotlinde unsere Hilfe braucht, ist dir wohl nicht klar, wie? Du hirnverbrannter Narr bringst es fertig, nur an dich zu denken und deine Frau zugrunde gehen zu lassen. Aber das eine sage ich dir: Nur über meine Leiche betrittst du Gotlindes Kammer. Punktum. Ich hatte gehofft, daß du Verständnis zeigen würdest. Aber da habe ich von dir wohl zuviel erwartet.“ Mit energischem Ruck wandte sie sich um und verließ das Achterdeck.

„So weit hättest du es wirklich nicht treiben müssen, Thorfin Njal“, sagte Gunnhild zornig. Dann folgte sie Old Donegals resolutem Weib, ohne auf eine Antwort zu warten.

Der Wikinger blieb noch lange stumm.

Erst als die beiden Frauen längst zum Land zurückpullten, fand er die Sprache wieder.

„Bei Odin und allen Nebelkrähen“, murmelte er. „Vor Old Donegals Mary würde wohl sogar der Teufel Reißaus nehmen.“

Der Boston-Mann nickte nur.

Hatte es am Tag zuvor ausnahmslos strahlende Gesichter auf der Schlangen-Insel gegeben, so vermochte nun auch der strahlende Sonnenschein nichts mehr an der allgemeinen trüben Stimmung zu ändern. Männer und Frauen ließen in trauter Einigkeit die Köpfe hängen. Jeder war mit seinen Gedanken bei der armen Gotlinde und bei dem ebenfalls bedauernswerten Wikinger.

Wenn auch Thorfins Polterei einem Außenstehenden grob und unangebracht erscheinen mochte, so wußten doch alle auf der Schlangen-Insel, daß dies nur die rauhe Schale war, hinter der er seine wahren Gefühle verbarg. Es würde geraume Zeit dauern, bis sein Knöchelbruch geheilt war und er wieder laufen konnte.

Doch um Gotlinde war es wesentlich schlechter bestellt. Die Frauen, die sie umsorgten, waren sich darüber im klaren, daß es unter Umständen um Leben und Tod gehen würde.

In den späten Vormittagsstunden waren Old O’Flynn und der Stör nach wie vor mit dem Aufklaren der „Rutsche“ beschäftigt. Der Langgesichtige schlurfte willig durch die Kaverne, schleppte ungespülte Humpen zum Tresen, rückte Sitzfässer und Tische zurecht und hantierte mit dem Putzlappen. Seit seiner Offenbarung über das Gottesurteil war er merklich einsilbig geworden. Old Donegal ließ ihn kaum eine Sekunde aus den Augen. Jeden Moment rechnete er damit, daß der Stör um die Ecke flitzte, um sich in die Bucht zu stürzen, wo die hungrigen Haie auf ihn warteten.

Doch unvermittelt waren Schritte zu hören, die sich dem Eingang der Felsenhöhle näherten.

Der Stör richtete sich erschrocken vom Putzen auf.

Old Donegal, der hinter der Theke Bierkrüge abwusch, reagierte sofort.

„Hierher!“ zischte er. „Los, los, beweg dich.“

Der Stör erwachte aus seiner Erstarrung, hastete zu ihm und verbarg sich auf Anweisung des alten O’Flynn zwischen Fässern und Kisten hinter dem Tresen. Old Donegal schnappte sich unterdessen einen Wischlappen, verließ seinen Platz und tat, als sei er im Schankraum beschäftigt.

Dann sah er die unverwechselbare stramme Statur im Eingang der Kaverne.

„Mary!“ rief er erstaunt. „Was, in aller Welt, führt dich her?“

Sie trat auf ihn zu.

„Dies ist immer noch der Ort, an dem ich genauso zu Hause bin wie du, oder?“

„Ja, ja, natürlich“, stotterte er, „aber …“

„Für nutzlose Worte ist keine Zeit“, unterbrach sie ihn rauh. „Die Lage ist ernst.“

Er starrte sie an. Dann, als sie berichtete, wie es um Gotlinde stand, traf ihn das Mitgefühl wie ein schmerzhafter Stich.

„Um Himmels willen“, sagte er tonlos. „Kann man denn überhaupt nichts tun?“

„Doch. Deshalb bin ich hier. Ich habe mit Arkana gesprochen. Sie sagt, es gibt da so eine besondere Wurzel, die gegen das Kindbettfieber hilft. Arkana kennt das Rezept für die Medizin, die die Wöchnerin wieder auf die Beine bringt. Allerdings, und das ist der Haken an der Geschichte, wächst die bewußte Wurzel nur auf Hispaniola. Hier gibt’s so was im weiten Umkreis nicht. Also, der langen Rede kurzer Sinn: Du machst sofort die ‚Empress‘ seeklar und segelst nach Hispaniola. Arkana nimmst du mit, damit sie die Wurzeln besorgen kann. Jetzt kannst du mal zeigen, ob du Manns genug bist, dem Teufel ein Ohr abzusegeln. Jede Stunde ist nämlich wertvoll. Wir brauchen das Heilmittel so schnell wie möglich.“

Old Donegal grinste bis zu den Ohrläppchen.

„Wird erledigt“, sagte er erfreut, denn eine solche „Order“ ließ er sich nicht zweimal erteilen. Endlich konnte er wieder etwas Sinnvolles tun, abgesehen vom Schankbetrieb. Und zur Zeit, da die Weiber das Regiment auf der Schlangen-Insel übernommen hatten, war es sowieso besser, aus dem Kinken zu treten.

„Dann steh nicht länger rum, sondern flitz ab!“ befahl Mary mit einem energischen Nicken. „Arkana ist bereit zur Abreise.“

„Sind wir auch“, entgegnete Old Donegal, „so schnell, daß dir die Augen übergehen.“

„Rede kein Zinnober, Mister O’Flynn. Sieh lieber zu, daß du den Auftrag ordnungsgemäß ausführst.“ Mary, geborene Snugglemouse, vollführte eine Kehrtwendung und rauschte hinaus.

Old Donegal blickte ihr nur einen Moment nach. Der Wind hatte beträchtlich aufgebrist und wehte aus Nordosten. Da braute sich etwas zusammen. Der Sonnenschein würde nicht mehr von langer Dauer sein.

Er rief den Stör aus seinem Versteck und winkte ihn zu sich heran.

„Du hast gehört, was los ist. Ich muß dich jetzt eine Weile allein lassen. Du wirst hier die Stellung halten, verstanden? Und vor allem wirst du keine Dummheiten anstellen. Ist das klar?“

Der Stör zog sein Gesicht noch länger, als es ohnehin schon war.

„Aber ich kann doch nicht …“ Er zog hilflos die Schultern hoch.

„Was kannst du nicht?“

„Die Schenke geöffnet halten. Ich meine, wenn die Kerls hier auftauchen und was trinken wollen, dann bin ich doch schon entdeckt. Und dann wird Thorfin mich kielholen lassen.“

„Unsinn. Natürlich wird der Laden geschlossen. Miß Snugglemouse und die anderen Weiber erlauben sowieso keine Sauferei, solange Gotlinde um ihr Leben kämpft. Ist ja auch verständlich. Also: Du verkriechst dich und läßt dich nicht blicken, bis ich wieder zurück bin. Verpflegung ist genug vorhanden. Du lebst also wie im Paradies. Klar?“

Der Stör nickte bedächtig.

„Und was ist, wenn Mary O’Flynn aufkreuzt?“

„Himmel!“ stöhnte Old Donegal. „So schwer von Begriff kannst du doch gar nicht sein. Dann versteckst du dich – genauso, wie du’s eben getan hast.“

Er verschwendete keine Zeit mehr und überließ den Langgesichtigen sich selbst. Letzten Endes war der Manns genug, um mit sich selber fertig zu werden. Gotlindes Wohlergehen stand jetzt an erster Stelle aller Überlegungen. Von ihrer Gesundheit hing es schließlich auch ab, ob die beiden Neugeborenen eine Überlebenschance hatten. Alles zusammen war von nicht zu unterschätzender Bedeutung für das Seelenheil des schwer angeschlagenen Wikingers.

Der alte O’Flynn war sich der Tragweite seiner Mission in vollem Umfang bewußt. Es war ein Auftrag so recht nach seinem Geschmack.

Eilends humpelte er mit seinen Krücken zur Innenbucht hinunter und sprach Ben Brighton an, der gleich darauf auf dem Achterdeck der „Isabella“ erschien. Der Erste Offizier des Seewolfs war sofort einverstanden, abermals Batuti und Bob Grey für die „Empress“ zur Verfügung zu stellen. Angesichts der Wichtigkeit des Einsatzes kommandierte Ben außerdem Jack Finnegan für den Borddienst auf der kleinen Karavelle ab.

Die drei Männer erschienen Minuten später an Deck. Ein Beiboot wurde abgefiert. Sie pullten zum Strand, wo jetzt auch Arkana, die Schlangenpriesterin, erschien. Keine der anderen Frauen begleitete sie. Old Donegal konnte daran ermessen, wie ernst es um Gotlinde bestellt war.

„Das Wetter wird stürmisch“, sagte Arkana mit einem besorgten Blick zum Himmel. „Es wird nicht leicht sein, die Heilwurzeln zu beschaffen.“

„Keine Sorge“, entgegnete Old Donegal. „Mit der ‚Empress‘ segle ich dem Gehörnten sämtliche Ohren und auch noch den Schwanz ab, wenn es sein muß. Und für Gotlinde segeln wir notfalls sogar mitten durchs Fegefeuer.“

Sie begaben sich ins Beiboot, und die Männer von der „Isabella“ pullten mit kraftvollen Schlägen zu der kleinen Karavelle des alten O’Flynn. Martin Correa erwartete sie bereits. Nach den Zurufen zwischen Old Donegal und Ben Brighton wußte er bereits, um was es ging. Ebenso wie die anderen Männer war Martin Correa von einer fieberhaften Entschlossenheit gepackt.

Die Begleitmannschaft von der „Isabella“ pullte die Jolle zurück. Noch bevor sie den Dreimaster des Seewolfs erreichten, war die „Empress“ bereits seeklar. Old Donegal gab das Zeichen zum Ankeraufgehen. Mit rasch zunehmender Fahrt rauschte sein Schiff auf den Felsentunnel zu. Abschiedsrufe von den zurückbleibenden Männern begleiteten sie. Old Donegal meinte, auch die Stimme des Wikingers zu vernehmen. Aber Thorfin war nicht zu sehen, da er noch immer flachlag. Er schien sich mittlerweile zu einem folgsamen Kranken entwickelt zu haben.

Routiniert überwand Martin Correa den Mahlstrom. Die „Empress“ brauste auf das offene Wasser hinaus.

Der Zufall wollte es, daß Batuti in dem Moment einen Blick zurückwarf, in dem der kleine Dreimaster den Felsendom hinter sich ließ.

„Ho, seht euch das an!“ rief der Gambianeger mit ungläubigem Gesichtsausdruck.

Die Männer ruckten herum und glaubten ihren Augen nicht zu trauen.

Auf einer kleinen Plattform hoch über dem Dom war die Silhouette eines Mannes zu erkennen. Unverwechselbar das lange Gesicht.

Der Stör.

Bevor Old Donegal und die anderen auf der „Empress“ auch nur einen Laut hervorbringen konnten, stürzte sich der Langgesichtige kopfüber in die Tiefe.

Sofort ließ der alte O’Flynn beidrehen und die Segel wegnehmen.

„Ist der Kerl denn wahnsinnig?“ rief Martin Correa erbost, während er Ruder legte.

„Das nicht“, antwortete Old Donegal. „Aber sein Verstand funktioniert nicht mehr ganz richtig, seit er Thorfin zum Knöchelbruch verholfen hat.“

Atemlos verharrten die Männer an Bord der „Empress“. Der Kopf des Störs tauchte aus den kabbeligen Fluten auf, dann schwamm er mit langen Zügen auf den kleinen Dreimaster zu. Old Donegal wußte am besten, was in dem von Selbstvorwürfen geplagten Mann vor sich ging. Sein Schuldkomplex hatte ihn dazu getrieben, auf diese verrückte und gefährliche Weise an Bord der „Empress“ zu gelangen. Denn immerhin mußte er damit rechnen, daß Haie auftauchten und ihn zum Frühstück vernaschten. Aber die Tatsache, daß er Gotlinde vergötterte und sein Mißgeschick gleichzeitig zutiefst bereute, hatte ihn veranlaßt, seinen Entschluß mit der gewohnten Verzögerung zu fassen. Er wollte an der Fahrt nach Hispaniola teilnehmen, um sein Gewissen zu entlasten. Dank Batutis Aufmerksamkeit war es möglich, den Stör rechtzeitig an Bord zu nehmen, bevor die gefürchteten Dreiecksflossen auf der Wasseroberfläche erschienen.

„Da hast du aber ein Mordsglück gehabt“, sagte der Gambianeger, während er gemeinsam mit Jack Finnegan zupackte und den triefend nassen Kerl über die Verschanzung zog.

„Bitte nimm mich in deine Crew auf“, wandte sich der Langgesichtige an den alten O’Flynn.

„Das hättest du dir auch eher überlegen können“, entgegnete Old Donegal, wobei er aber wohlwollend nickte. Eine Hand mehr an Bord konnte nicht schaden, zumal die ersten Wolken aufzogen. Der Nordost hatte bereits beträchtlich zugelegt.

Old Donegal schickte den Stör unter Deck, damit er sich mit trockenen Sachen versorgte. Keiner der Männer stellte eine überflüssige Frage. Aus der Tatsache, daß der Stör von der Mission der „Empress“ wußte, war eindeutig zu folgern, wo er sich vorher verkrochen hatte. Aber das war jetzt unerheblich. Es ging nur noch darum, den Auftrag schleunigst und zuverlässig zu erfüllen.

Der alte O’Flynn ließ erneut die Segel setzen. Auch bei zunehmendem Wind dachte er nicht daran, nur einen Fetzen Tuch wegzunehmen. Raumschots jagte die „Empress“ der Nordküste Hispaniolas entgegen. Nach Arkanas Auskunft sollte es in der Nähe von Puerto Plata eine kleine Bucht geben, in der man die Heilwurzeln finden würde.

Der Bund der Korsaren konnte froh sein, daß der alte Ramsgate die kleine Karavelle gebaut hatte. Denn in einem Notfall wie diesem leistete sie als handigstes und schnellstes Schiff hervorragende Dienste.

Seewölfe Paket 20

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